Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Bank startet mit einem Gewinnsprung in das Jahr, warnt aber vor möglichen Folgen des Kriegs in der Ukraine.

Deutschlands größtes Geldhaus verdiente unter dem Strich im ersten Quartal 1,06 Milliarden Euro - ein Plus von 17 Prozent und das siebte Gewinnquartal in Folge. "Die Ergebnisse aller Geschäftsbereiche liegen im oder über dem Plan, und wir haben unseren höchsten Quartalsgewinn seit neun Jahren erzielt", zog Vorstandschef Christian Sewing am Mittwoch Bilanz. Der Krieg und seine wirtschaftlichen Folgen überschatten jedoch den Ausblick. "Dies hat natürlich das Potenzial, unsere Gesamtjahresergebnisse in unserem wichtigen Messlatten-Jahr zu beeinflussen", sagte Sewing.

An der Börse sorgte das für Pessimismus: Die Aktien der Deutschen Bank rauschten in der Spitze um 6,7 Prozent abwärts auf 9,44 Euro. Damit waren sie der größte Verlierer im Dax und lagen so tief wie seit knapp sieben Wochen nicht mehr. "Der Ausblick deutet darauf hin, dass sich Kostendruck abzeichnet", schrieben die Experten der Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods. Auch die Bank warnte in ihrem Quartalsbericht, dass die Herausforderungen zunähmen und sich der Kostendruck intensiviert habe. Der Ukraine-Krieg sorge in der Weltwirtschaft, an den Finanzmärkten und bei den Kunden für Unsicherheit, erläuterte Finanzchef James von Moltke.

Im ersten Quartal steigerte die Deutsche Bank ihre Konzernerträge binnen Jahrsfrist um ein Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Der Vorsteuergewinn nahm um vier Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zu. "Damit sind wir in einer guten Position, um unsere Ziele für dieses Jahr zu erreichen", sagte von Moltke.

RENDITEZIEL FEST IM BLICK

Vorstandschef Sewing hatte im Sommer 2019 einen umfassenden Konzernumbau angestoßen, um die Bank wieder auf einen stabilen Gewinnkurs zu führen. Ganze Abteilungen wurden geschlossen. Die Deutsche Bank trennte sich von besonders riskanten Teilen des Investmentbankings und leitete harte Sparschritte ein. Eines der zentralen Ziele: Im laufenden Jahr soll eine Nachsteuerrendite (ROTE) von acht Prozent erreicht werden. Bis 2025 soll diese dann auf mehr als zehn Prozent zulegen. Im ersten Quartal wurden 8,1 Prozent erreicht. Das Ertragsziel für dieses Jahr liegt bei 26 bis 27 Milliarden Euro. "Wir glauben tatsächlich, dass wir da dem oberen Ende zuneigen, basierend auf dem was wir momentan sehen", sagte von Moltke. Ende des Quartal waren 98 Prozent der gesamten Konzernumbaukosten, mit denen die Bank bis Ende 2022 gerechnet hatte, verarbeitet worden.

In der Investmentbanksparte, einem der Zugpferde des Frankfurter Finanzkonzerns, kletterten die Erträge im Auftaktquartal um sieben Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Das Wachstum im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen (FIC) lag bei 15 Prozent. Allerdings schrumpften die Erträge im Beratungs- und Emissionsgeschäft um 28 Prozent. Mit Unternehmenskunden konnte das Institut seine Erträge um elf Prozent auf 1,5 Milliarden Euro, mit Privatkunden um zwei Prozent auf 2,2 Milliarden Euro ausbauen. Laut Finanzchef von Moltke verzeichneten die Privat- und die Firmenkundensparten jeweils anhaltendes Kreditwachstum. "Zwei bis drei Milliarden pro Quartal an Kreditwachstum ist ein gutes Niveau für uns, das wir gerne beibehalten sehen möchten," sagte er. Die Fondstochter DWS steigerte unterdessen im ersten Quartal ihre Gesamterträge um neun Prozent auf 689 Millionen Euro.

DEUTLICH MEHR RISIKOVORSORGE

Die Deutsche Bank erhöhte wegen des unsicheren Umfelds ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft deutlich auf 292 Millionen Euro von 69 Millionen Euro vor Jahresfrist. "Zwar sehen wir noch keine größeren Zahlungsausfälle, aber wir sind so besser gewappnet, um mögliche Ausfälle in der Zukunft auffangen zu können", erläuterte Sewing. Bei der wichtigen Aufwand-Ertrags-Relation machte der deutsche Branchenprimus weitere Fortschritte. Die Quote sank im ersten Quartal auf 73 Prozent, nach 77 Prozent im Vorjahresquartal. Das heißt, dass für jeden Euro Ertrag 73 Cent aufgewendet werden müssen. Zum Vergleich: Die spanische Bank Santander erwartet 2022 eine Aufwand-Ertrags-Relation von 45 Prozent und sieht sich damit als eine der weltweit rentabelsten Banken.

Den großen US-Banken hatten zum Jahresauftakt unter anderem ein nachlassendes Fusionsfieber und weniger Börsengänge auch in Folge des Ukraine-Kriegs zu schaffen gemacht. Morgan Stanley, Goldman Sachs und Citigroup meldeten für das erste Quartal zum Teil kräftige Gewinnrückgänge. Dagegen lief es in Europa für die Schweizer UBS rund, die den besten Jahresstart seit 2007 erzielte. Die skandalgeplagte Credit Suisse findet dagegen auch im neuen Jahr nicht aus der Krise. Die zweitgrößte Schweizer Bank verbuchte im Startquartal 2022 einen Verlust von 273 Millionen Franken und wechselt mehrere Positionen im Top-Management aus.

(Bericht von Frank Siebelt und Tom Sims; Mitarbeit von Hakan Ersen; Redigiert von Ralf Banser.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)