Frankfurt (Reuters) - Nach dem besten Jahresstart seit 2014 wächst bei Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing die Zuversicht.

"Wir können nicht nur auf ein hervorragendes Quartal zurückschauen, auch der Ausblick stimmt optimistisch", sagte der 51-Jährige am Mittwoch. Dank der aufgehellten Konjunkturaussichten und des weltweiten Börsen-Booms hob er die Ziele für das Gesamtjahr an. Die Aktien kletterten um bis zu 9,5 Prozent und waren Spitzenreiter im Dax.

"Wir haben den Grundstein dafür gelegt, dass unsere Bank wieder nachhaltig profitabel wird", schrieb Sewing in einem Brief an die knapp 85.000 Mitarbeiter des Konzerns. Im ersten Quartal verdiente das größte deutsche Geldhaus unter dem Strich 908 Millionen Euro nach einem Verlust von 43 Millionen Euro vor Jahresfrist. Es war der höchste Quartalsgewinn seit Anfang 2014 und acht mal mehr als die Bank im ganzen Jahr 2020 verdiente. Haupttreiber war erneut das Investmentbanking, aber auch das Privat- und Firmenkundengeschäft sowie die Vermögensverwaltung übertrafen die Erwartungen der Analysten.

Besonders gut lief es im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen sowie in der Beratung bei Börsengängen und dem neuen Trend mit sogenannten SPACs, den leeren Börsenmänteln. Teilweise waren die Zuwächse höher als bei den US-Rivalen wie Goldman Sachs und JPMorgan. Konzernweit legten die Erträge um 14 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro zu, gleichzeitig sanken die Kosten.

MEHR NACHHALTIGE ERTRÄGE IM INVESTMENTBANKING

"Das Ergebnis überrascht positiv, in jeglicher Hinsicht", sagte Fondsmanager Andreas Thomae von der Investmentgesellschaft Deka, einer der Großinvestoren des Instituts. "Mit den hohen Einnahmen aus dem Investmentbanking gewinnt die Deutsche Bank die notwendige Zeit, ausfallende Kredite abzufedern und in einer Phase noch sehr lange tiefer Zinsen schneller wieder aus der pandemiebedingten Delle herauszukommen", ergänzte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. "Die schlechten Jahre könnten vorüber sein." Die Experten von JPMorgan und der Citigroup rechnen dennoch nicht damit, dass Sewing das Ziel einer Eigenkapitalrendite von acht Prozent bis Ende 2022 erreichen wird. Im ersten Quartal kam die Bank auf eine Rendite von 7,4 Prozent - eine massive Verbesserung im Vergleich zu den 0,2 Prozent Ende 2020.

Sewing zeigte sich demonstrativ optimistisch: "Die Ergebnisse bestärken uns in unserer Erwartung, dass wir unsere Ziele für 2022 erreichen werden." Eine konkrete Gewinnprognose für das laufende Jahr traute er sich nicht zu, stellte aber nun unveränderte statt leicht sinkende Erträge in Aussicht. In der Investmentbank erwiesen sich immer mehr Erträge als nachhaltig, argumentierte er. Zudem seien die Belastungen durch niedrige Zinsen im Privat- und Firmenkundengeschäft weniger stark. Auch die wirtschaftlichen Aussichten hätten sich verbessert. Die Risikovorsorge soll mit rund 1,2 Milliarden Euro um etwa 600 Millionen Euro geringer sein als vergangenes Jahr.

VERSCHONT VON HEDGEFONDS-KOLLAPS

"Es bleibt abzuwarten, ob die Risikovorsorge im Hinblick auf die uns erst noch bevorstehenden Folgen der Corona-Pandemie ausreichen wird", gab Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu bedenken. Grundsätzlich erweise sich die Strategie der Bank aber als richtig. Die Mitte 2019 eingeleitete Neuausrichtung, der rund 18.000 Jobs zum Opfer fallen, trage Früchte.

Im Gegensatz zu Rivalen wie Credit Suisse und UBS blieb die Deutsche Bank vom Kollaps des Hedgefonds Archegos verschont. Sie ist aber indirekt von der Pleite der in Bremen ansässigen Greensill Bank betroffen und muss den Einlagensicherungsfonds der privaten Banken wieder mitauffüllen, der Sparer mit rund drei Milliarden Euro entschädigte. Daher rechnet die Bank in den kommenden Quartalen mit höheren Kosten. Auch durch Beiträge für den Europäischen Abwicklungsfonds könnten Zusatzbelastungen auf die Bank zurollen. Bislang hat Sewing für Ende 2022 Kosten von 16,7 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, also 4,5 Milliarden Euro weniger als Ende 2020.