Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Volkswirte der Deutschen Bank haben ihre Prognosen für die voraussichtliche Reaktion der Europäischen Zentralbank (EZB) auf den Inflationsausblick deutlich revidiert. Nach Mitteilung der Deutschen Bank wird nun eine Anhebung des Einlagensatzes um 25 (bisher: 10) Basispunkte im Dezember 2022 (2023) erwartet. Die Analysten der Deutschen Bank sehen die Inflation im Euroraum 2022 nun bei 4,0 (3,7) Prozent und 2022 bei 2,1 (1,8) Prozent und die Kerninflation bei 2,2 (2,0) und 1,8 (1,6) Prozent.

Sie verweisen darauf, dass die Arbeitslosenquote zuletzt mit 7,2 Prozent nahezu auf dem Vor-Corona-Niveau gelegen habe und die Erwerbsquote nur noch einen halben Prozentpunkt unter dem Trend liege. Die EZB veröffentlicht im März neue Inflationsprognosen.

Zwei Dinge könnten die EZB nach Ansicht der Deutsche-Bank-Analysten dazu bringen, die Zinsanhebung auf März oder Juni 2023 zu verschieben: Ein schwaches Lohnwachstum 2022 und eine unerwartet deutliche Straffung der Finanzierungsbedingungen durch die Rückzahlung von Mitteln aus dem TLTROs (Prognose Deutsche Bank für 2022: 1.000 Milliarden Euro). Eine gewisse Rolle könnte auch die Klausel in der Forward Guidance spielen, dass die Inflation für eine gewisse Zeit zu hoch sein dürfe.

Ein Lift-off im Dezember 2022 müsste laut Deutscher Bank dazu führen, dass die EZB die Nettokäufe unter ihrem APP-Programm früher als bisher kommuniziert beendet. Derzeit stellt sie für das vierte Quartal noch Nettokäufe von monatlich 20 Milliarden Euro in Aussicht. Das APP-Ende müsste nach Aussage der Analysten auf September vorgezogen werden, was die EZB im Juni kommunizieren dürfte.

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January 25, 2022 10:48 ET (15:48 GMT)