FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag nach geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) gestiegen. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future legte am späten Nachmittag um 0,10 Prozent auf 176,28 Punkte zu. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag bei minus 0,64 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Nachmittag klare Signale für eine Ausweitung der Anleihekäufe gesendet. EZB-Präsidentin Christine Lagarde lenkte auf der Pressekonferenz im Anschluss an die aktuelle Zinssitzung bereits den Blick auf die nächste geldpolitische Sitzung im Dezember, wenn der Notenbank neue Prognosen zu Wachstum und Inflation vorliegen. Dann werde man die geldpolitischen Instrumente neu ausrichten, soweit dies erforderlich sei, sagte die Französin. Die Wachstumsrisiken seien "klar" nach unten gerichtet.

Lagarde wurde noch deutlicher: Bereits jetzt beschäftigten sich Mitarbeiter der EZB mit der Neuausrichtung der Geldpolitik im Dezember, sagte sie. Experte Jan Holthus von der DZ-Bank geht davon aus, dass das Volumen des im Frühjahr aufgelegten Anleihekaufprogramms PEPP von derzeit 1,35 Billionen Euro auf mindestens 1,7 Billionen, möglicherweise auf bis zu zwei Billionen Euro aufgestockt wird. Mit einer solchen Erhöhung könnte das zur Bewältigung der Corona-Krise aufgelegte Programm bis mindestens Ende 2021 laufen und dabei das Tempo der Käufe sogar noch erhöht werden.

Die am Vormittag veröffentlichten Konjunkturdaten aus der Eurozone bewegten den deutschen Rentenmarkt kaum. Die von der EU-Kommission erhobene Wirtschaftsstimmung setzte ihre Erholung vom Corona-Einbruch nicht fort und stagnierte im Oktober. Volkswirte hatten einen Rückgang erwartet./jkr/he