FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen sind am Dienstag wieder unter Druck geraten. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future gab bis zum Abend um 0,08 Prozent auf 170,53 Punkte nach. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten mit minus 0,08 Prozent. In der vergangenen Woche war die Rendite erstmals seit knapp drei Jahren leicht positiv gewesen.

An den Finanzmärkten bleibt die Lage insgesamt geprägt durch erhöhte Unsicherheit und entsprechend hohe Kursschwankungen. Für Nervosität sorgen die absehbar straffere US-Geldpolitik sowie die Spannungen zwischen der Ukraine und dem Westen einerseits sowie Russland andererseits. Anleger griffen daher zuletzt vermehrt bei als sicher geltenden Anlagen zu, zu denen Bundeswertpapiere zählen.

Am Dienstag jedoch geriet diesseits des Atlantiks der jüngste Kursanstieg am Anleihemarkt ins Stocken, da sich die europäischen Aktienbörsen nach dem Kursrutsch zu Wochenbeginn stabilisiert haben. Dabei half, dass sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft zu Jahresbeginn trotz der grassierenden Omikron-Welle des Coronavirus verbessert hat. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigstes Konjunkturbarometer, stieg von Dezember auf Januar erstmals wieder seit Mitte des vergangenen Jahres. Analysten hatten mit einer Eintrübung gerechnet.

"Die Stimmungserholung lässt trotz der Omikron-Welle und der Lieferkettenprobleme sowie hoher Preissteigerungen auf eine wirtschaftliche Erholung in den kommenden Monaten hoffen", schrieb Ulrich Wortberg, Analyst bei der Landesbank Helaba. Damit bleibe auch die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck, eine baldige Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik zu beschließen. Eine schärfere Gangart der EZB würde sich in einem Renditeanstieg im Euroraum widerspiegeln und die Anleihekurse entsprechend unter Druck setzen.

Die US-Notenbank Fed dürfte bereits an diesem Mittwoch die Weichen für höhere Leitzinsen stellen. Viele Beobachter rechnen mit einem klaren Signal, dass der derzeit an der Nulllinie liegende Notenbankzins wohl schon im März steigt. Noch wichtiger als der Startzeitpunkt dürfte der Zinspfad, also das Tempo der weiteren Zinsstraffung, sein. Außerdem muss die Fed bald klären, wie sie ihre durch Wertpapierkäufe auf fast neun Billionen US-Dollar aufgeblähte Bilanz verkleinern will./la/he