FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Anleihemarkt haben die Renditen am Donnerstag zwischenzeitlich deutlich angezogen. Bis zum Mittag ließ der Schwung wieder etwas nach. Zehnjährige Bundeswertpapiere rentierten in der Spitze mit minus 0,03 Prozent, während es am Vorabend noch minus 0,08 Prozent gewesen waren. Zuletzt betrug die Rendite minus 0,05 Prozent. Zinsauftrieb kam vor allem durch die Aussicht auf eine straffere Geldpolitik in den USA.

Die US-Notenbank Fed beließ ihren Leitzins nach ihrer Zinssitzung am Mittwochabend zwar vorerst stabil an der Nulllinie, gab aber klare Signale für eine baldige Anhebung. Nach Worten von Notenbankchef Jerome Powell könnte es schon auf der nächsten Sitzung im März so weit sein. Außerdem deutete Powell den baldigen Einstieg in die Rückführung der durch Wertpapierkäufe zur Stützung der Konjunktur aufgeblähten Fed-Bilanz an. Hintergrund der strafferen Ausrichtung ist die hohe Inflation von zuletzt sieben Prozent.

Besondere Aufmerksamkeit riefen Äußerungen Powells hervor, die an den Märkten als Hinweis auf eine rasche Zinsstraffung gedeutet wurden. So erklärte Powell, dass die Ausgangssituation heute anders sei als bei der letzten, eher vorsichtigen Zinswende der Fed ab dem Jahr 2015. Eine Frage, ob die Fed auf jeder der planmäßig noch sieben Zinssitzungen in diesem Jahr ihren Leitzins anheben könnte, ließ er offen. Allerdings sagte Powell auch, dass das Straffungstempo nicht vorbestimmt sei und von der konjunkturellen Entwicklung abhänge.

Auch europaweit legten die Renditen überwiegend zu. Am italienischen Anleihemarkt aber gaben sie nach ihrem starken Anstieg zur Wochenmitte wieder etwas nach. "Dem Markt gefällt die politische Pattsituation offenbar nicht", schrieben die Analysten der Commerzbank.

In Italien geht die Wahl des neuen Staatspräsidenten in die vierte Runde. Nachdem bei den ersten drei Wahlgängen die nötige Zweidrittelmehrheit deutlich verpasst wurde, reicht von nun an eine absolute Mehrheit zur Wahl. Eine Einigung auf einen lagerübergreifenden Kandidaten schien bislang aber weit entfernt. Es drohen Kampfabstimmungen, die dann jedoch den Bruch der Regierungskoalition zur Folge haben könnten./la/jsl/mis