FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben am Freitag angesichts neuer Corona-Sorgen ihre Kursgewinne im Tagesverlauf deutlich ausgeweitet. Marktteilnehmer verwiesen auf eine neue, möglicherweise noch ansteckendere Corona-Variante. Der Bedarf an als sicher empfundenen Staatspapieren war daher groß. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future stieg bis zum frühen Abend um 0,74 Prozent auf 172,31 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel deutlich auf minus 0,34 Prozent.

Grund für die Suche nach sicheren Anlagen wie Bundeswertpapieren ist die Ausbreitung einer neuen und möglicherweise sehr gefährlichen Variante des Coronavirus im südlichen Teil Afrikas. Experten befürchten, dass die Variante B.1.1.529 wegen ungewöhnlich vieler Mutationen nicht nur hoch ansteckend sei, sondern auch den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte. Mehrere Länder schränkten den Flugverkehr mit Staaten aus dem südlichen Afrika ein.

Die Ungewissheit über die Wirksamkeit der bestehenden Impfstoffe bei der neuen Variante ließ die Risikosensoren an den Finanzmärkten anspringen", sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. "Erneute Konjunktureintrübungen durch die Gesundheitskrise würden die Pläne der Notenbanken, ihre Geldpolitik langsam zu straffen, über den Haufen werfen." Für die Anleihemärkte bedeute dies eine Entlastung.

In Deutschland drohen unterdessen neue wirtschaftliche Beschränkungen gegen die Corona-Krise. So forderte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine "einheitliche Bundesnotbremse". Die Zahl der binnen eines Tages ans Robert Koch-Institut (RKI) übermittelten Corona-Neuinfektionen hatte erneut einen Höchststand erreicht.

Am Vormittag wurden in der Eurozone keine marktbewegenden Daten veröffentlicht. In den USA standen am Nachmittag keine Konjunkturdaten an./jsl/he