Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat Anleger in die Aktienmärkte zurückgelockt.

"Bei der heutigen Ratssitzung wurden zwar keine neuen Maßnahmen beschlossen, die Tür für neue Hilfen wurde aber weit aufgestoßen", sagte Jan Holthusen, Chef-Anleiheanalyst der DZ Bank.

Der Dax stieg am Donnerstag um 0,3 Prozent auf 11.598,07 Punkte, der EuroStoxx50 büßte dagegen 0,3 Prozent auf 2954,72 Zähler ein. An der Wall Street rückte der US-Standardwerteindex Dow Jones ein knappes halbes Prozent vor. In den vergangenen Tagen waren die drei Indizes um bis zu acht Prozent abgerutscht. Der Euro beschleunigte dagegen seine Talfahrt und fiel auf ein Viereinhalb-Wochen-Tief von 1,1653 Dollar.

EZB-Chefin Christine Lagarde kündigte an, dass ihr Haus die Geldpolitik im Dezember anpassen werde, wenn weitere Daten zur Konjunkturentwicklung vorliegen. Dabei würden sämtliche Instrumente auf den Prüfstand gestellt. "Wir rechnen für Dezember mit einer Aufstockung des PEPP-Volumens um 500 Milliarden Euro und einer Verlängerung des Notfallprogramms bis Ende 2021", sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Derzeit haben die Pandemie-Wertpapierkäufe PEPP ein angepeiltes Gesamtvolumen von 1,35 Billionen Euro.

ANLEIHEN IM AUFWIND - CORONA-SORGEN BLEIBEN

In Erwartung zusätzlicher EZB-Käufe deckten sich Investoren mit europäischen Staatsanleihen ein. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf 0,637 Prozent. Ihre französischen Pendants rentierten mit minus 0,360 Prozent zeitweise so niedrig wie zuletzt beim Börsen-Crash im März.

Die weiter grassierende Coronavirus-Pandemie verhindere eine größere Erholung am Aktienmarkt, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Die Sorge, dass aus einem Teil-Lockdown ein Lockdown 2.0 resultiert, lässt die Investoren behutsam agieren." Bund und Länder hatten am Mittwoch eine Verschärfung der Pandemie-Restriktionen beschlossen.

Einige Investoren trieb die Virus-Krise in "sichere Häfen" wie die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu anderen wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,7 Prozent. Steil abwärts ging es dagegen für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee brach zeitweise um mehr als sechs Prozent auf 36,64 Dollar je Barrel (159 Liter) ein. "Die Lockdowns fangen an, auf der Nachfrage in Europa zu lasten, und die Aussichten für den Ölpreis trüben sich ein", sagte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp.

VOLKSWAGEN UND LLOYDS ÜBERZEUGEN MIT ZAHLEN

Am deutschen Aktienmarkt gehörte Volkswagen mit einem Kursplus von gut einem Prozent zu den Favoriten. Der Autobauer blickt dank eines starken China-Geschäfts etwas optimistischer in die Zukunft. Sämtliche Marken hätten im dritten Quartal Gewinne erwirtschaftet, lobte Analyst Christian Ludwig vom Bankhaus Lampe. Die neuen Corona-Beschränkungen in Deutschland und anderen Ländern seien allerdings ein Risikofaktor für das aktuelle Geschäft.

Der Lloyds Bank verhalfen niedrigere Rückstellungen für faule Kredite zur Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Die Zahlen seien besser ausgefallen als erwartet, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Allerdings könne das Geldhaus gezwungen sein, wegen der neuen Pandemie-Restriktionen zum Jahresende wieder mehr Geld für die Risikovorsorge zurückzulegen. Lloyds-Titel gewannen in London knapp zwei Prozent.

An der Wall Street brachen die Titel von Spotify dagegen um bis zu zehn Prozent ein. Der weltgrößte Musikstreaming-Dienst blieb mit seinem Quartalsumsatz hinter den Markterwartungen zurück. Börsianer äußerten sich auch über den Ausblick für das laufende Quartal enttäuscht.