Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnung auf die baldige Zulassung eines Corona-Impfstoffs und damit ein Ende der Pandemie hat den Aktienmärkten weltweit einen goldenen November beschert.

Der Dax ging zwar mit 13.291,16 Punkten 0,3 Prozent schwächer aus dem Handel. Dennoch schaffte er mit einem Plus von 15 Prozent den besten November seiner Geschichte. Der EuroStoxx50 verlor 0,6 Prozent auf 3507,48 Zähler. "Bei allen Diskussionen um Wirksamkeit und Mengen möglicher Medikamente ist die Zulassung des ersten Impfstoffs in greifbare Nähe gerückt", sagte Rainer Weyrauch, Experte bei der Fuggerbank. "Mit dieser Perspektive vor Augen hebt sich auch der bleierne Schleier, der momentan über der Menschheit liegt, und wir können optimistischer nach vorne blicken."

Weltweit schauen die Börsen auf einen starken Monat zurück. In Frankreich sprang der Index CAC 40 im November fast 22 Prozent nach oben. In Spanien und Italien legten die Börsen-Indizes jeweils rund ein Viertel zu. Auch in den USA steuern die Kurse auf einen Rekord-November zu. Dabei spielte die Aussicht auf eine Lockerung der Restriktionen wegen der erzielten Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus die Hauptrolle.

Den vierten Montag in Folge gab es positive Meldungen zu einem Corona-Impfstoff. Diesmal kündigte das US-Unternehmen Moderna an, nach positiven Studienergebnissen einen Antrag auf Notfallzulassung in den USA und in Europa zu stellen. Es könnte damit der zweite Impfstoff sein, der in den USA eine Genehmigung erhält. Positive Konjunkturdaten aus China fachten zudem die Hoffnung weiter an, dass sich die globale Wirtschaft zügig erholt. Chinas Industrieproduktion wuchs im November mit dem schnellsten Tempo seit mehr als drei Jahren. Dazu komme die Unterstützung der Notenbanken, sagte Rabobank-Chefstratege Elwin de Groot. So dürfte im Dezember die EZB nachlegen. "Am Markt scheint die Stimmung vorzuherrschen: Was kann da schon schiefgehen."

Allerdings dürfte nun die Luft nach oben dünner werden, sagen Experten voraus. "Die Märkte haben sich in diesem Monat so aggressiv bewegt, und es gibt nichts, was wirklich eine weitere bedeutende Rally auslösen könnte", zeigte sich Connor Campbell, Finanzanalyst bei Spreadex, überzeugt. Kurseinbußen von 2,8 Prozent musste der Öl- und Gassektor in Europa hinnehmen. Anteilsscheine von Shell, Total und BP bis zu knapp fünf Prozent nach. Den Konzernen setzten insbesondere fallende Ölpreise zu. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich in der Spitze um knapp drei Prozent auf 46,85 Dollar je Barrel (159 Liter). Für Gesprächsstoff sorgte das Treffen der Mitglieder der "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Erdöl-Förderländer wie Russland gehören. Der iranische Ölminister Bidschan Sanganeh sagte, es werde kein leichtes Treffen, weil einige Mitglieder eine Verlängerung der zum Jahreswechsel auslaufenden Förderbeschränkungen ablehnten.

ANLEGER GREIFEN BEI BITCOIN ZU

Nach mehreren Tagen mit Gewinnmitnahmen stiegen Anleger wieder bei Bitcoin ein. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise kletterte um bis zu 17 Prozent auf ein Rekordhoch bei 19.878,99 Dollar. "Die Anleger befinden sich im Höhenrausch und lechzen nun nach unbekanntem Territorium", sagte Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus. Vor allem das anziehende Interesse großer Adressen habe die Akzeptanz von Kryptowährungen erhöht.

Bei den Einzelwerten trieben Verkaufsverhandlungen die Aktien von Siltronic an. Die Anteilsscheine des MDax-Unternehmens schossen zum Wochenanfang um 7,6 Prozent nach oben. Die Papiere von Großaktionär Wacker Chemie legten 2,5 Prozent zu. Das Unternehmen will sein verbliebenes Aktienpaket an Siltronic zu dem gebotenen Preis dem Konkurrenten GlobalWafers andienen. Der Konzern aus Taiwan bietet insgesamt 3,75 Milliarden Euro für Siltronic. Es bleibe aber abzuwarten, was die Bundesregierung zu der Offerte sage, betonte ein Händler.

Aus den Depots der Anleger flogen dagegen Anteilsscheine von ABN Amro. Der Kurs der niederländischen Bank gab 8,9 Prozent nach. Das Geldhaus setzt zum Kahlschlag an und streicht bis 2024 fast 3000 Jobs.