Frankfurt (Reuters) - Daimler Truck blickt trotz Lieferkettenproblemen und der sich verdüsternden Konjunktur zuversichtlich nach vorne.

"Daimler Truck sieht ein weiterhin starkes Nachfrageumfeld", erklärte der Lkw-Bauer am Freitag. Der Auftragsbestand sei gegenüber dem Vorjahr gestiegen. "Bei unserem Jahresendspurt geht es nun vor allem darum, diesen Schwung beizubehalten und möglichst viele bestellte Fahrzeuge an unsere Kunden auszuliefern", erklärte Finanzchef Jochen Goetz. Allerdings bereiteten die anhaltenden Verwerfungen in der Lieferkette dem Unternehmen Kopfzerbrechen. Die Produktion bleibe der Engpass, während die Nachfrage in den USA und Europa intakt sei.

Der Chipmangel macht Fahrzeugherstellern seit fast zwei Jahren zu schaffen. Die Versorgung mit Halbleitern bessere sich zwar wieder, sei aber immer noch schwierig, sagte Goetz. Inzwischen gäbe es aber Engpässe auch bei anderen Teilen von Motoren über elektronische Bauteile bis hin zu Schrauben und Muttern. "Insgesamt ist die Lieferkette zerbrochen", sagte er. Viele Lieferanten hätten in den vergangenen Jahren nicht investiert und könnten deswegen ihre Produktion nicht so schnell hochfahren wie nötig.

Dazu kommt die Konjunkturabkühlung. Erste Anzeichen von Gegenwind bei der Nachfrage zeigt der Auftragseingang. Nach einem Rückgang um elf Prozent im ersten Halbjahr sank er im dritten Quartal um 18 Prozent, sodass im Jahresverlauf bis Ende September mit 447.564 neue Nutzfahrzeugen 14 Prozent weniger als vor Jahresfrist bestellt wurden. Goetz begründete das auch damit, dass 2021 die Auftragsbücher einen Monat früher geöffnet worden seien als dieses Jahr. Dennoch geht Daimler Truck davon aus, die Preise auf dem höheren Niveau im kommenden Jahr halten zu können, erklärte er. Auch der kleinere Rivale Traton sprach zuletzt von einer anhaltend hohen Nachfrage trotz Inflation und befürchteter Rezession in Europa.

GESCHÄFT IN EUROPA UND NORDAMERIKA BRUMMT

Höhere Verkaufspreise und ein starkes Geschäft mit Ersatzteilen und Services, vor allem bei der europäischen Nutzfahrzeugmarke Mercedes-Benz, kurbelten das Betriebsergebnis im dritten Quartal an. Der Dax-Konzern hatte bereits Ende Oktober einen Gewinnsprung um 159 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro bekannt gegeben und die Umsatz- und Ergebnisprognose angehoben. Während das Geschäft in Europa und Nordamerika brummte und auch die Bussparte zulegte, schrumpfte in Asien das Ergebnis trotz mehr Absatz und Umsatz. Im dritten Quartal verkaufte Daimler Truck mit 135.000 Fahrzeugen gut ein Viertel mehr. Der Umsatz sprang um 47 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Die Rendite legte um vier Prozentpunkte auf 9,4 Prozent zu.

Bei einem Umsatz von 50 bis 52 Milliarden Euro werde das operative Konzernergebnis 2022 leicht steigen im Vergleich zu 3,35 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, bekräftigte Daimler Truck. Das entspricht einem Plus zwischen fünf und 15 Prozent.

(Bericht von Ilona Wissenbach und Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)