BERLIN (Dow Jones)--Die stark gestiegenen Gaspreise sind nach Meinung der Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ein hausgemachtes Problem. Deutschland habe sich zu stark von russischem Gas abhängig gemacht und gleichzeitig den Ausbau erneuerbarer Energien nicht schnell genug vorangetrieben, sagte Kemfert dem Nachrichtensender Phoenix. "Wir könnten leicht aus so einem Zangengriff heraus, indem wir die erneuerbaren Energien sehr schnell ausbauen und weniger fossiles Erdgas nutzen", erklärte die Wirtschaftswissenschaftlerin. Dies sei auch wichtig, um perspektivisch die Pariser Klimaziele zu erfüllen.

Auf russischer Seite sieht die Energieexpertin ein klares Interesse an einer Verknappung der Gaslieferungen. "Russland schürt selbst den Eindruck, dass es mehr Gas liefern könnte, wenn es wollte." Es sei gesagt worden, dass mit Inbetriebnahme der Erdgaspipeline North Stream 2 mehr Gas nach Europa fließen könnte. "Das lässt den Eindruck entstehen, dass man die Preise auf dem europäischen Erdgasmarkt künstlich hoch treiben will, um zumindest den Druck zu erhöhen, dass North Stream 2 rasch fertig gestellt wird", erklärte Kemfert.

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September 23, 2021 05:31 ET (09:31 GMT)