Im zweiten Quartal verbuchte der weltgrößte Autobauer vor Sondereinflüssen einen Betriebsverlust von 1,7 Milliarden Euro, wie der Wolfsburger Konzern am Donnerstag mitteilte. Vor einem Jahr hatte noch ein Gewinn von 5,1 Milliarden zu Buche gestanden. Der Umsatz brach im Zeitraum April bis Juni wegen des rasant gesunkenen Absatzes um 37 Prozent auf 41 Milliarden Euro ein. Seit Mai verringere sich der prozentuale Rückstand bei den Auslieferungen jedoch kontinuierlich, beschrieb Volkswagen einen Hoffnungsschimmer. Die Nettoliquidität im Automobilbereich stieg zur Jahresmitte sogar gegenüber dem Auftaktquartal um fast eine Milliarde auf 18,7 Milliarden Euro. Auf die geplante Erhöhung der Dividende müssen die Aktionäre aber verzichten.

"Das erste Halbjahr 2020 war durch die Covid-19-Pandemie eines der herausforderndsten in unserer Unternehmensgeschichte", sagte Finanzchef Frank Witter. Angesichts des positiven Trends in den letzten Wochen und der Einführung zahlreicher neuer Modelle blicke der Konzern nun vorsichtig optimistisch auf das zweite Halbjahr. Für das Gesamtjahr bekräftigte VW die Prognose, wonach Auslieferungen und Umsatz deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen werden. Beim operativen Ergebnis geht das Management weiter von einem "gravierenden Rückgang" aus, rechnet aber nicht mit einem Verlust.

Die Dividende für das abgelaufene Jahr will Volkswagen vor dem Hintergrund der Krise anpassen. An die Aktionäre sollen nunmehr 4,80 Euro je Stamm- und 4,86 je Vorzugsaktie fließen, eine unveränderte Höhe im Vergleich zum Vorjahr. Bislang hatten die Wolfsburger eine Erhöhung auf 6,50 Euro beziehungsweise 6,56 Euro je Anteilschein angepeilt. Über die Anpassung soll die Hauptversammlung am 30. September entscheiden.

KEIN AUTOBAUER IN DEN SCHWARZEN ZAHLEN - AUßER TESLA

Die Autobranche hat in der Corona-Krise schwer zu kämpfen. Vergangene Woche erst hatte Daimler einen Milliardenverlust bekannt gegeben. Auch bei der übrigen Konkurrenz sieht es nicht besser aus: Renault meldete am Donnerstag einen Rekordverlust von 7,3 Milliarden Euro für das erste Halbjahr. Die Opel-Mutter Peugeot konnte sich im ersten Halbjahr zwar in der Gewinnzone halten. Für den Zeitraum April bis Juni gehen Analysten aber auch bei den Franzosen von tiefroten Zahlen aus. "Es kann eigentlich kein Hersteller außer Tesla in den schwarzen Zahlen sein", sagte Frank Schwope von der NordLB.

Volkswagen hatte nach einem mehrwöchigen Lockdown im April begonnen, die Produktion europaweit wieder anzufahren. Wegen der Furcht vor einer Rezession erholt sich der Absatz aber nur schleppend. In China, wo die Pandemie ihren Ursprung hat, nahm der Verkauf nach dem von der Regierung verordneten Stillstand zur Eindämmung des Virus schneller wieder Fahrt auf und könnte schon bald zu alter Stärke zurückkehren - vorausgesetzt, die Folgen der befürchteten zweiten Pandemiewelle halten sich in Grenzen.