SEOUL (dpa-AFX) - Nach dem höchsten Tagesanstieg von Corona-Neuinfektionen in Südkorea seit fast sechs Monaten erwägen die Behörden eine weitere Verschärfung der Regeln zur Vermeidung sozialer Kontakte. Am Mittwoch übertraf die Zahl der täglich erfassten Fälle zum ersten Mal seit Anfang März wieder die Marke von 400. Die Gesamtzahl der Infektionen erhöhte sich um 441 auf 18 706, wie die Zentren für Gesundheitskontrolle und Prävention am Donnerstag mitteilten. Bisher wurden 313 Todesopfer in Verbindung mit dem Virus Sars-CoV-2 gemeldet.

Schon seit zwei Wochen liegt der tägliche Anstieg im dreistelligen Bereich. Besonders hart getroffen wurde die Hauptstadt Seoul und die umliegende Region.

Von den neuen Fällen entfielen den Angaben zufolge mehr als 300 auf die Metropolregion. Das Coronavirus breitet sich demnach jedoch auch immer schneller von der Region um Seoul auf andere Landesteile aus. Der Parlamentsbetrieb in der Hauptstadt musste vorerst eingestellt werden. Ein Fotojournalist, der am Dienstag eine Sitzung der Regierungspartei verfolgt hatte, wurde positiv auf das Virus getestet.

"Die Regierung erkennt die Ernsthaftigkeit der Lage und zieht alle Optionen in Betracht", sagte Yoon Tae Ho vom Gesundheitsministerium. Dazu gehöre auch die Verschärfung der Anti-Corona-Maßnahmen auf die höchste Stufe, die einem Lockdown nahe kommt. Versammlungen von mehr als zehn Menschen sind damit untersagt. Alle Schulen und die meisten öffentlichen Einrichtungen werden geschlossen.

Große Sorge bereiten den Behörden immer mehr lokale Häufungen von Fällen. So wurde in Verbindung mit der Sarang-Jeil-Kirche im Norden von Seoul den Angaben zufolge seit Anfang des Monats bei bisher 955 Mitgliedern das Virus nachgewiesen. Alle Kirchen im Großraum Seoul dürfen Gottesdienste nur noch im Internet streamen./dg/DP/mis