ROM (dpa-AFX) - Eine Polit-Posse um den staatlich bestellten Gesundheitskommissar im süditalienischen Kalabrien hat mitten in der Corona-Krise Regierungschef Giuseppe Conte erreicht. In nur zehn Tagen wurden auf diesem Posten drei Politiker durch Entlassung und Rücktritt verheizt. Am Dienstag hatte der erst am Tag zuvor ernannte Eugenio Gaudio, ehemals Leiter der Universität Sapienza in Rom, gesagt, er verzichte aus privaten Gründen. "Ich übernehme die volle Verantwortung für die Wahl von Gaudio", wurde Regierungschef Conte am Mittwoch in mehreren Zeitungen zitiert. Conte sagte, auch für die vorausgegangenen Nominierungen trage er Verantwortung.

Die in der Stiefelspitze gelegene Region Kalabrien ist seit Anfang November eine Rote Zone. Das heißt, dort gelten besonders scharfe Corona-Beschränkungen. Die arme Region mit rund zwei Millionen Einwohnern hat seit Jahrzehnten ein schwaches Gesundheitssystem. In der ersten Corona-Welle im Frühjahr war der Süden Italiens weitgehend verschont geblieben. Jetzt herrscht dort vielerorts Alarmstimmung.

Begonnen hatte der Skandal um den Gesundheitskommissar mit einem Fernsehinterview des alten Amtsinhabers Saverio Cotticelli. Er zeigte wenig Wissen über die Corona-Zahlen seiner Region und darüber, dass er eigentlich einen Notfallplan erstellen sollte. Rom warf ihn raus und ernannte am 7. November Giuseppe Zuccatelli zum Nachfolger. Dieser Gesundheitsmanager musste dann Anfang der Woche abtreten. Zuvor zirkulierte in sozialen Medien ein älteres Video von ihm, in dem Corona-Masken als nutzlos hingestellt wurden.

Der daraufhin erkorene Gaudio machte schließlich am Dienstag einen Rückzieher. Der Zeitung "La Repubblica" sagte er, dass seine Frau nicht aus Rom wegziehen wolle. Die Regierung schickt nun die private Hilfsorganisation Emergency nach Kalabrien, die auch in Afghanistan und Afrika aktiv ist. Wie Außenminister Luigi Di Maio bestätigte, werde die Organisation von Gino Strada mit dem staatlichen Zivilschutz kooperieren. Die Suche nach einem neuen Kommissar solle schnell beendet werden, berichtete das italienische Fernsehen./pky/DP/stw