Frankfurt (Reuters) - Ermuntert von einem sinkenden Preisdruck und der Hoffnung auf eine Konjunkturerholung in China haben Europas Börsen am Freitag wieder zugelegt.

Allerdings kehrten die Anleger nach den jüngsten Verlusten nur zögerlich an die Aktienmärkte zurück.

Dax und Eurostoxx lagen am Freitagnachmittag je 0,4 Prozent höher bei 14.976 und 4110 Zählern. Rezessionssorgen hatten die Indizes am Donnerstag um bis zu 1,9 Prozent abrutschen lassen. Vor allem das Festhalten von EZB-Chefin Christine Lagarde am geldpolitischen Straffungskurs im Kampf gegen die Inflation sorgte für Unbehagen. Börsianer rechneten damit, dass die jüngste Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank um 50 Basispunkte nicht die letzte ihrer Art gewesen sein dürfte. Die Kursgewinne hielten sich deswegen in Grenzen, auch wenn die Erzeugerpreise aus Deutschland erneut eine Entspannung an der Teuerungsfront signalisierten, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege vom Handelshaus RoboMarkets. Die Hersteller senkten ihre Preise im Dezember bereits den dritten Monat in Folge.

An der Wall Street hellten vorbörsliche Kursgewinne von Netflix die Stimmung auf. Der Erfolg der Dokumentation "Harry & Meghan" und der Serie "Wednesday" bescherte dem Streaming-Dienst einen überraschend starken Kundenzuwachs, was die Aktien um rund sechs Prozent nach oben trieb.

An den Rohstoffmärkten sorgte für Zuversicht, dass China kurz vor Beginn des chinesischen Neujahrsfests nach Angaben der Behörden den Höhepunkt schwerer Corona-Infektionen erreicht hat. Damit wächst die Hoffnung, dass die Wiedereröffnung der Wirtschaft die Nachfrage nach Öl ankurbelt. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um zeitweise mehr als ein Prozent auf 87,13 und 81,33 Dollar pro Barrel (159 Liter). Damit steuerten die Preise auf den zweiten Wochengewinn in Folge zu.

An den Aktienmärkten legten sich Anleger Titel europäischer Luxushersteller ins Depot, die einen großen Teil ihrer Umsätze in Asien machen. In Paris stiegen LVMH und Hermes um bis zu ein Prozent. "Für Europa spielt die Wiedereröffnung Chinas eine stärkere Rolle und Luxus ist ein großer Teil des europäischen Marktes", sagte Jamie Mills O'Brien, Investmentmanager bei der Beratungsfirma Abrdn. Bei vielen großen Marktteilnehmern liefen derzeit reine China-Wiedereröffnungswetten.

CELLNEX STEIGEN NACH MEDIENBERICHT ZU MÖGLICHER OFFERTE

Übernahmefantasien katapultierten die Aktien des spanischen Mobilfunkmasten-Betreibers Cellnex um mehr als acht Prozent nach oben. Einem Medienbericht zufolge erwägen American Tower und der Vermögensverwalter Brookfield eine gemeinsame Offerte.

In Stockholm machten enttäuschende Quartalszahlen Ericsson zu schaffen. Der bereinigte operative Gewinn für das vierte Quartal fiel auf 9,3 Milliarden schwedische Kronen (832 Millionen Euro) von 12,8 Milliarden im Jahr zuvor. Die Titel des schwedischen Netzwerkausrüsters fielen in der Spitze um 8,8 Prozent auf 56,48 Kronen - das tiefste Kursniveau seit April 2018. Die Aktien des schwedischen Werkzeugmaschinenbauers Sandvik stiegen hingegen nach besser als erwarteten Zahlen um bis zu 4,5 Prozent.

(Bericht von Anika Ross, Nette Nöstlinger, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)