London (Reuters) - Großbritanniens Währungshüter müssen sich nach einem neuen Chefvolkswirt umschauen.

Der oberste Ökonom, Andy Haldane, verlasse die Bank von England, um künftig die Königliche Gesellschaft zur Förderung der Künste, der Industrieerzeugnisse und des Handels (RSA) zu leiten, teilte die Notenbank am Dienstag in London mit. Die 1754 gegründete RSA beschäftigt sich mit sozialen und ökonomischen Fragen. Haldane werde nach der Juni-Zinssitzung aus dem geldpolitischen Ausschuss ausscheiden und den Chefposten bei der RSA im September antreten, hieß es in der Mitteilung.

Haldane hatte 2014 die Position des Chefvolkswirts bei der Notenbank übernommen, bei der er insgesamt seit mehr als 30 Jahren beschäftigt ist. Der Chefvolkswirt hatte sich zuletzt sehr optimistisch zu den Konjunkturaussichten Großbritanniens nach Überwindung der Pandemie geäußert. Im Februar hatte er die Inflation mit einem "unruhigen Tiger" verglichen, der schwer zu zähmen sei, während die Wirtschaft sich von der Virus-Krise erhole. Andere Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses hatten das Inflationsthema zuletzt entspannter gesehen. "Seine Äußerungen, dass die Erholung besonders schnell verläuft, wurden nicht von allen seinen Kollegen geteilt", kommentierte ING-Volkswirt James Smith die Mitteilung.

Haldane erklärte, er teile die Sicht der RSA, dass die Gesellschaft gegenwärtig mit vielen Herausfordungen konfrontiert sei. Dazu zählten Fragen der Technologie bis hin zur höheren Lebensdauer, Themen der Ungleichheit bis hin zur Umwelt. Diese Themen anzugehen erfordere neues Denken, eine neue Politik und neue Partnerschaften zwischen Regierung, Industrie und Zivilgesellschaft.