Die aktuellen Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie in kompakter Form:


WHO Europa: Impfpflicht muss "absolut letztes Mittel" sein 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dazu aufgerufen, eine Corona-Impfpflicht nur als letztes Mittel im Kampf gegen die Pandemie in Betracht zu ziehen. Vorschriften zu einer Impfpflicht "sind ein absolut letztes Mittel und nur anzuwenden, wenn alle anderen machbaren Optionen zur Verbesserung der Impfaktivität ausgeschöpft wurden", sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, bei einer Online-Pressekonferenz in Kopenhagen. In Österreich soll im Februar eine allgemeine Corona-Impfpflicht in Kraft treten. Auch in Deutschland wird derzeit angesichts einer heftigen vierten Corona-Welle über diese Maßnahme diskutiert. Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte kürzlich angekündigt, ein Gesetzgebungsverfahren zur allgemeinen Corona-Impfpflicht "zeitnah" auf den Weg zu bringen.


Scholz: Gesellschaft bei Corona-Maßnahmen überwiegend einer Meinung 

Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht in der Bevölkerung große Zustimmung zu den Corona-Maßnahmen. "Die Gesellschaft ist eben nicht gespalten, sondern überwiegend einer Meinung", erklärte Scholz auf einer Pressekonferenz. Bei aller Differenz in Nuancen über das, was zu tun sei, gebe es doch ein breites gemeinsames Grundverständnis. Es gebe eine Minderheit, die aggressiv agiere. "Davon darf aber die ganze Gesellschaft sich nicht anstecken lassen", sagte Scholz. Vielmehr müsse man mit "aller Entschiedenheit" zurückweisen, dass es gewalttätige und gewaltinsinuierende Veranstaltungen gebe. Die Fackelaufzüge vor dem Haus der sächsischen Gesundheitsministerin seien "als Bedrohung gemeint" und nicht nur als Meinungsäußerung. Dies müssten Demokraten entschieden zurückweisen.


Lindner: FDP-Fraktion wird nicht geschlossen zur Impfpflicht abstimmen 

Die FDP-Fraktion wird laut FDP-Chef Christian Lindner weder geschlossen für noch geschlossen gegen die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht gegen das Coronavirus stimmen. Die Bundestagsabgeordneten der FDP würden in "ethischer Abwägung" entscheiden, ob sie einer allgemeinen Impfpflicht zustimmen, sagte der designierte Bundesfinanzminister. Nach anfänglicher Skepsis hat Lindner zuletzt erklärt, er würde für eine allgemeine Impfpflicht stimmen.


Bahn kontrolliert ab Mittwoch 3G im Nahverkehr 

Das Zugpersonal in den Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn (DB) wird ab Mittwoch stichprobenartig die Einhaltung der 3G-Regel kontrollieren. "Letzte Schulungen dafür laufen", erklärte die DB auf Anfrage. Die 3G-Regel im Nah- und Fernverkehr gilt bereits seit zwei Wochen, zuvor wurde im Regionalverkehr mit Ansagen auf die Regelung hingewiesen, das DB-Sicherheitspersonal kontrollierte zudem bereits stichprobenartig. Zuerst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet. Der Konzern rechnet offensichtlich nicht damit, dass alle Fahrgäste widerspruchslos ihren 3G-Nachweis vorzeigen. In der Dienstanweisung an das Zugpersonal steht laut RND ausdrücklich, dass der Eigenschutz "immer Vorrang" habe. Kontrolliert werden soll demnach nur in Begleitung von Sicherheitspersonal oder zu zweit.


EU lässt Roches Actemra zur Behandlung schwerer Covid-19-Verläufe zu 

Die EU-Kommission hat grünes Licht für den Einsatz des monoklonalen Antikörpers Tocilizumab bei schweren Covid-19-Verläufen gegeben. Das vom Schweizer Pharmakonzern Roche entwickelte und unter dem Namen Actemra oder RoActemra vermarktete Mittel darf nun erwachsenen Patienten verabreicht werden, die mit Corticosteroiden behandelten werden und zusätzlich Sauerstoff oder mechanische Atemunterstützung benötigen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte den Einsatz des Mittels im Vorfeld bereits empfohlen. Ursprünglich wurde Actemra zur Behandlung rheumatoider Arthritis zugelassen.


Glaxosmithkline: Sotrovimab in neuen präklinischen Studien wirksam gegen Omikron 

Glaxosmithkline zufolge haben neue präklinische Studien gezeigt, dass sein monoklonaler Antikörper Sotrovimab gegen die Coronavirus-Omikron-Variante aktiv bleibt. Der britische Pharmakonzern teilte mit, dass Sotrovimab in vitro gegen das gesamte bekannte Omikron-Spike-Protein aktiv bleibe. Der Konzern freue sich darauf, diese Ergebnisse mit den Zulassungsbehörden weltweit zu diskutieren, sagte Chief Scientific Officer Hal Barron.


63 Prozent würden sich in Apotheke impfen lassen 

Sollte es erlaubt werden, käme es laut einer Umfrage für 63 Prozent der Befragten grundsätzlich in Frage, sich in einer Apotheke impfen zu lassen. Bei einem Tierarzt könnten sich dies 33 Prozent vorstellen, so das Ergebnis der Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und Ntv. 34 Prozent können sich eine Impfung allerdings weder in einer Apotheke noch bei einem Tierarzt vorstellen. Nicht in Frage kommt dies überdurchschnittlich häufig für die über 60-Jährigen (40 Prozent) und die Anhänger der FDP (39 Prozent). Die Anhänger der AfD (75 Prozent) und insbesondere die Nicht-Geimpften (96 Prozent) lehnen die beiden möglichen alternativen Impflokalitäten mit großer Mehrheit ab.


Laumann hält Lauterbach für gute Besetzung 

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat die Benennung des SPD-Politikers Karl Lauterbach als künftigen Bundesgesundheitsminister begrüßt. "Ich glaube, dass der Kollege Lauterbach von seiner Persönlichkeitsstruktur her und auch von seiner politischen Erfahrung her eine gute Besetzung ist", sagte Laumann im Deutschlandfunk. "Ich glaube, dass wir eine gute Zusammenarbeit haben werden." Man werde mit ihm sehr gut zusammenarbeiten können, wenn Lauterbach wie sein Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU) den engen Schulterschluss mit den Ländergesundheitsministern suche. Laumann meinte, Spahn habe in der Pandemie und darüber hinaus "einen guten Job gemacht". Als Beispiel nannte er die Digitalisierung im Gesundheitswesen.


Amtsärzte fordern von Lauterbach mehr Tempo beim Impfen 

Angesichts hoher Corona-Infektionszahlen haben die Amtsärzte in Deutschland den neuen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu mehr Tempo in der Impfkampfange aufgerufen. Sie würde sich wünschen, "dass der neue Minister jetzt sehr schnell alle nötigen Maßnahmen für eine Ausweitung der Impfungen voranbringt. Das ist im Moment das Wichtigste", sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, der Funke Mediengruppe. Teichert betonte, ansonsten "läuft uns die Pandemie davon". Sie sei zwar grundsätzlich bereit, über eine Impfpflicht zu reden. Zuvor müsse jedoch "sichergestellt sein, dass wir dieses Vorhaben logistisch überhaupt stemmen können".


Bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 432,2 

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist gesunken. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Dienstagmorgen lag der Wert bei 432,2. Am Vortag hatte er noch bei 441,9 gelegen, vor einer Woche bei 452,2. Wie das RKI unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter weiter mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 36.059 Neuinfektionen verzeichnet. Seit Pandemiebeginn haben die Gesundheitsämter insgesamt 6.222.020 Fälle gemeldet. Die Zahl der von einer Erkrankung durch das Coronavirus genesenen Menschen in Deutschland bezifferte das Institut mit rund 5.170.400. Die Gesamtzahl der Corona-Todesfälle in Deutschland stieg um 399 auf 103.520. Am Montag waren 27.836 Neuinfektionen und 81 Todesfälle gemeldet worden, vor einer Woche 45.753 neue Infektionsfälle und 388 Todesopfer. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an. Seit Anfang November stieg der Wert rasant an. In der Folge wurden täglich neue Höchststände registriert. Ende November war sie erstmals seit Wochen leicht gesunken. Dem RKI zufolge könnte dies einerseits ein Hinweis auf die Wirksamkeit der Kontaktbeschränkungen sein. Andererseits könnte es demnach auch ein Zeichen für die Überlastung des Gesundheitssektors sowie die erschöpften Laborkapazitäten sein, indem neue Infektionen in besonders betroffenen Regionen nicht mehr vollständig erfasst werden.


Militärische Unterstützung für niederländische Krankenhäuser wegen Corona 

In den Niederlanden leistet die Armee wegen der steigenden Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus erneut Unterstützung beim Ausbau der Krankenhauskapazitäten. "Das Militär versucht, die niederländischen Krankenhäuser zu unterstützen, um sicherzustellen, dass kein Krankenhaus Patienten ablehnen muss", sagte der Militärvertreter Martin van Dijk der Nachrichtenagentur AFP. Als Einsatzleiter koordiniert er den Aufbau einer zusätzlichen Corona-Station im Krankenhaus Utrecht. Die Corona-Station könne dank 50 Militärangehöriger mit medizinischer Ausbildung betrieben werden, sagte van Dijk. "Was wir hier versuchen, ist, die Zahl der verfügbaren Betten für Covid-Patienten zu erhöhen." Es gehe darum, das Gesundheitssystem der ganzen Region zu entlasten.

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December 07, 2021 05:56 ET (10:56 GMT)