Die aktuellen Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie in kompakter Form:


Söder fordert wegen Impfchaos staatlich gelenkte "Not-Impfstoffwirtschaft" 

Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder fordert wegen der anhaltenden Knappheit der Corona-Impfstoffe eine staatlich gelenkte "Not-Impfstoffwirtschaft". Im Welt-Interview sagte Söder: "Ich bekenne mich zur sozialen Marktwirtschaft, aber wir leben in einer Notlage, die auf längere Sicht unsere Marktwirtschaft fundamental beschädigen kann. Deshalb sollte es eine Not-Impfstoffwirtschaft geben, in der der Staat klare Vorgaben macht." Man brauche mehr Produktionskapazitäten und schnellere Genehmigungsverfahren. Zudem fordert der CSU-Politiker, sofort auf andere Hersteller zuzugehen: "Wir müssen überprüfen, ob auch andere Impfstoffe zulassungsfähig sind."


NRW nimmt nach Vakzin-Engpass ausgesetzte Erstimpfungen in Heimen wieder auf 

Die wegen Lieferengpässen beim Biontech/Pfizer-Impfstoff vorübergehend ausgesetzten Erstimpfungen in den Alten- und Pflegeheimen in Nordrhein-Westfalen werden wieder aufgenommen. Ab Samstag könnten wieder Erstimpfungen in den Heimen verabreicht werden, teilte das Landesgesundheitsministerium am Freitag in Düsseldorf mit. Die Impfungen in den Krankenhäusern und Unikliniken sollen dagegen erst in der kommenden Woche wieder anlaufen.


London lobt eigene Impfstrategie 

Großbritannien sieht in seiner erfolgreichen Impfstrategie den Grund dafür, warum das Land derzeit besser mit Corona-Vakzinen versorgt ist als andere Staaten. London habe frühzeitig mit der Förderung von Biotechnologie-Unternehmen begonnen, sagte die frühere Leiterin der Taskforce Impfstoffe der britischen Regierung, Kate Bingham, am Freitag in der BBC. Wegen geringer bürokratischer Hürden sei das Vereinigte Königreich ein attraktiverer Standort für Impfstoffentwickler als andere Länder.


Spahn und RKI: Trend positiv, aber noch nicht ausreichend 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben sich erfreut über den positiven Trend bei den Corona-Neuinfektionen gezeigt. Dennoch mahnten beide, dass der Rückgang noch nicht ausreiche, um die Pandemie einzudämmen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liege erstmals seit langem wieder unter 100 pro 100.000 Einwohner. Solche Werte habe man zuletzt im Oktober gesehen, erklärte Spahn auf einer Pressekonferenz.


Bisher 150 Fälle der Mutanten in Deutschland festgestellt 

Von den als deutlich ansteckender eingestuften Varianten des Coronavirus sind in Deutschland bisher 150 Fälle nachgewiesen worden. Die erstmals in Großbritannien nachgewiesene Mutante B.1.1.7 sei bis bisher 120 Mal festgestellt worden, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit - 18 Mal im vergangenen und 102 Mal in diesem Jahr. Mit deutlichem Abstand folgt die mutmaßlich in Südafrika entstandene Variante B.1.351. Sie wurde hierzulande im vergangenen Jahr neun Mal und dieses Jahr 18 Mal nachgewiesen. Bei der zunächst in Brasilien aufgetauchten Mutante B.1.1.28 gab es den Angaben zufolge bisher lediglich drei Fälle, die alle in diesem Jahr entdeckt wurden. Die Daten geben demnach den Stand von Donnerstag wider. In Deutschland wurde allerdings lange nur sehr vereinzelt nach den Corona-Mutanten gesucht.


Ifo-Institut: Staatliche Hilfen bremsen Corona-Pleitewelle 

Trotz der Corona-Pandemie ist derzeit in Deutschland noch keine Pleitewelle in Sicht, erklärte das Ifo-Institut am Freitag. Grund dafür sei die Aussetzung der Pflicht zur Anmeldung einer Insolvenz sowie die Liquiditätshilfen des Bundes und der Länder. Zwar würden mit der Aussetzung Insolvenzantragspflicht die Folgen der Krise nur zeitlich verschoben. Dennoch dürften mit den Sofort- und Überbrückungshilfen des Bundes und der Länder die bevorstehende Insolvenzwelle "spürbar abgeflacht" und die konjunkturelle Erholung nach Ende des Shutdowns "beschleunigt" werden, so Ifo.


Von der Leyen fordert Erklärung von Astrazeneca 

Die EU-Kommission vermisst weiterhin eine "plausible Erklärung", warum der Pharmakonzern Astrazeneca vorerst nicht die erwartete Zahl an Corona-Impfstoff-Dosen liefern wird. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte im Deutschlandfunk Transparenz von dem britisch-schwedischen Hersteller. Startschwierigkeiten bei der Impfstoff-Produktion seien verständlich, sagte von der Leyen. Bisher habe Astrazeneca aber keine plausible Erklärung dafür geliefert. "Wir wollen wissen, was los ist", betonte die Kommissionspräsidentin. Dann könne man gemeinsam daran arbeiten, die Probleme zu lösen. Mit den Unternehmen Biontech und Pfizer, die vor kurzem ebenfalls vorübergehend ihre Impfstoff-Liefermengen gekürzt hatten, habe das "sehr gut" funktioniert. Von der Leyen bekräftigte, dass die EU mit Astrazeneca klare Liefermengen vereinbart habe. Das Unternehmen habe versichert, dass andere Verpflichtungen einer Erfüllung dieses Vertrags nicht entgegenstünden. Astrazeneca behauptet, dass nie Garantien für bestimmte Liefermengen abgegeben worden seien.


Söder plädiert für Einreisebeschränkungen 

Bayerns Ministerpräsiden Markus Söder hält die von der Bundesregierung geplanten Einreisebeschränkungen aus Hochrisikoländern für richtig. Es sei eine "absolut sinnvolle und schützenswerte Maßnahme", so lange die stark betroffenen Nachbarländer nicht alle Schutzmaßnahmen selber treffen, sagte Söder im ZDF-Morgenmagazin. Die Coronavirus-Mutation und vorschnelle Lockerungen könnten eine "echt toxische Kombination" werden. Man müsse vorausschauender handeln. Daher hält er auch nichts von der Aufhebung der allgemeinen Corona-Beschränkungen am 14. Februar. Wichtiger sei jetzt, dass alle für mehr Impfstoff sorgen. "Ohne Impfstoff wird es noch eine sehr schwere Zeit", warte Söder. In Israel würden bereits die Enkel geimpft werden, hier in Deutschland warteten aber die Großeltern auf ihre Impfung. "Das stimmt einfach von vorne bis hinten nicht", so Söder.


BDI-Präsident Russwurm warnt vor Ausweitung des Lockdowns 

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hält Forderungen nach einer Ausweitung des Lockdowns für falsch. "Was das komplette Runterfahren bringen würde, ist völlig unklar. Keiner weiß, ob es überhaupt dazu beiträgt, das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. Doch der Schaden wäre gewaltig", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm dem Handelsblatt. Wenn die Produktion für drei oder vier Wochen stillgelegt würde, müsste man die gleiche Zeit für das Hochfahren verwenden. "Dann reden wir ganz schnell über eine negative Wachstumszahl des BIP für das Gesamtjahr", warnte Russwurm. Solche Strategien seien nicht sehr realitätsnah und würden "erhebliche Kettenreaktionen in ganz Europa auslösen", sagte Russwurm.


Heil fordert Corona-Aufschlag für Hartz-IV-Empfänger 

Nach den kostenlosen FFP-Masken-Gutscheinen fordert SPD-Bundesarbeitsminister Hubertus Heil auch einen finanziellen Corona-Aufschlag für Hartz-IV-Empfänger. "Da Kitas, Schulen, soziale Einrichtungen, Sozialkaufhäuser oder Büchereien für lange Zeit geschlossen sind, fallen viele Alltagshilfen jetzt weg, die hilfsbedürftige Menschen sonst nutzen können", sagte der SPD-Politiker der Augsburger Allgemeinen. "Hilfsbedürftige Menschen treffen die lang andauernden Maßnahmen besonders hart", betonte er. Deshalb stelle die Regierung Betroffenen kostenlose FFP2-Masken zur Verfügung. "Es braucht aber auch finanzielle Hilfen", sagte Heil. Die Menschen hätten durch die Pandemie steigende Kosten etwa für Strom oder die Förderung der Kinder. "Ich will deshalb einen Corona-Zuschuss für hilfsbedürftige Menschen mit dem die größten Belastungen ausgeglichen werden können", betonte Heil. "Corona darf nicht zur sozialen Spaltung unserer Gesellschaft führen."


Novavax gibt hohe Wirksamkeit seines Impfstoffkandidaten bekannt 

Das US-Pharmaunternehmen Novavax hat eine hohe Wirksamkeitsrate seines Corona-Impfstoffkandidaten bekanntgegeben. Das Präparat habe in der dritten und finalen Studienphase bei Probanden in Großbritannien eine Wirksamkeit von 89,3 Prozent gezeigt, teilte die Firma am Donnerstag mit. Das Vakzin könne bei der Bewältigung der Pandemie eine "wichtige Rolle" spielen, erklärte Novavax-Chef Stanley Erck.


Neun indigene Kinder in Brasiliens Amazonasregion mutmaßlich an Corona gestorben 

Seit Anfang Januar sollen in der nordbrasilianischen Amazonasregion Roraima mindestens neun Kinder indigener Völker an Covid-19 gestorben sein. Vertreter der Yanomami und Yekuana überreichten den Behörden am Donnerstag entsprechende Unterlagen. Demnach starben in der Gemeinde Waphuta vier Kinder im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion, 25 weitere befanden sich in Lebensgefahr. Aus Kataroa wurden fünf tote Kinder gemeldet, die mutmaßlich an Covid-19 gelitten hatten.

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DJG/jhe

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January 29, 2021 10:07 ET (15:07 GMT)