Die aktuellen Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie in kompakter Form:


EU verzichtet auf Bestellung zusätzlicher Astrazeneca-Dosen 

Die EU verzichtet auf die vertraglich vereinbarte Möglichkeit, 100 Millionen zusätzliche Dosen des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca zu bestellen. "Die Frist, um diese Option zu aktivieren, ist abgelaufen", sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel. Die Behörde bemühe sich derzeit darum, dass die 300 Millionen bereits bestellten Dosen planmäßig geliefert werden. Astrazeneca hatte unter Verweis auf Produktionsprobleme im ersten Quartal nur 30 Millionen statt der vereinbarten 120 Millionen Impfdosen an die EU geliefert. Brüssel erwartet auch im zweiten Quartal deutliche Engpässe und statt zugesagter 180 Millionen nur 70 Millionen Dosen von Astrazeneca.


Bundesrat billigt nationale Notbremse und Ausgangssperren 

Der Bundesrat hat einer bundeseinheitlich geltenden Notbremse und nächtlichen Ausgangssperren trotz erheblicher Kritik im Detail zugestimmt. Das sogenannte Bevölkerungsschutzgesetz, das der Deutsche Bundestag am Mittwoch beschlossen hatte, wurde mehrheitlich angenommen, der Vermittlungsausschuss nicht angerufen. Zwei Entschließungsanträge mit inhaltlichen Ergänzungen von den Ländern Bremen und Schleswig-Holstein wurden zugleich abgelehnt. Nach dem Ja der Länderkammer muss noch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Gesetz unterzeichnen und verkünden. Sofern dies erfolgt ist, könnte das Gesetz in der kommenden Woche in Kraft treten. Das Bevölkerungsschutzgesetz sieht befristet bis 30. Juni die bundesweite Schließung von Geschäften sowie eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr vor, sofern die Sieben-Tage-Inzidenz 100 Fälle pro 100.000 Einwohner erreicht.


Spahn: Impf-Priorisierung kann im Juni aufgehoben werden 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in Aussicht gestellt, dass bereits in wenigen Wochen deutlich mehr Menschen in Deutschland von einer Corona-Impfung profitieren könnten. "Ich gehe Stand heute davon aus, dass wir im Juni die Priorisierung aufgeben werden", sagte er im Bundesrat. Der CDU-Politiker betonte zudem, es gebe "eine Korrelation, ich würde sagen Kausalität zwischen Inzidenz und intensiv" - also Fällen auf den Intensivstationen der Krankenhäuser. Das Pflegepersonal sei aber seit sechs Monaten in Dauerbelastung und drohe zu verschleißen. "Die Inzidenzen müssen runter, um das Gesundheitssystem zu entlasten."


Tübinger Modellprojekt wird beendet 

Wegen der neuen bundesweiten Corona-Regeln wird das Modellprojekt im baden-württembergischen Tübingen beendet. "Ab Montag ist also auch bei uns alles dicht - Theater, Handel, Schulen und Kitas", schrieb Oberbürgermeister Boris Palmer auf Facebook. Da der Inzidenzwert im Landkreis Tübingen bei 180 liege, gebe es keine andere Möglichkeit. Nach sechs Wochen, in denen die schwäbische Stadt mit Tests von Bürgern Öffnungen von Geschäften und kulturellen Einrichtungen in der Corona-Pandemie ermöglichte, muss sich die Kommune nun an die neuen Grenzwerte halten. Die meisten Maßnahmen sollen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner gelten, Schulen müssen ab einer Inzidenz von 165 schließen. Das Tübinger Modell hatte bundesweit Aufsehen erregt, stand aber auch in der Kritik, weil die Inzidenzwerte aus dem Landkreis und der Stadt schon wegen der Tagespendler nicht zu trennen seien.


Indien meldet fast 315.000 Infektionen innerhalb eines Tages 

Die indischen Behörden haben binnen 24 Stunden fast 315.000 Corona-Infektionen registriert. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, wurden 314.835 Neuinfektionen innerhalb eines Tages registriert. Die Gesamtzahl der Infektionen stieg damit auf 15,9 Millionen. So viele Neuinfektionen binnen eines Tages hat noch kein anderes Land weltweit gemeldet. Indien ist nach den USA das am zweitschwersten von der Pandemie betroffene Land der Welt. Die Zahl der Todesfälle binnen 24 Stunden wurden mit 2.074 angegeben. Damit starben bislang fast 185.000 Menschen in Indien nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Religiöse Zusammenkünfte, politische und sportliche Veranstaltungen sowie ein Mangel an Medikamenten und Sauerstoff haben die Situation in dem Land mit seinen 1,3 Milliarden Bürgern in vergangenen Wochen verschärft.


Impfstoffhersteller Valneva startet letzte klinische Tests 

Der französisch-österreichische Pharmakonzern Valneva hat eine abschließende klinische Studie zu seinem Impfstoff angekündigt. Geplant sei eine klinische Studie der Phase 3, teilte der Konzern mit Hauptsitz in Saint-Herblain in Westfrankreich mit. Verläuft sie erfolgreich, will Valneva im Herbst die Marktzulassung beantragen. In der Studie namens "Cov-Compare" soll der Valneva-Impfstoff VLA2001 mit dem bereits zugelassenen Vakzin von Astrazeneca verglichen werden. Bei der Untersuchung mit 4.000 Teilnehmern in Großbritannien solle "die Überlegenheit von VLA2001" gegenüber dem Astrazeneca-Vakzin gezeigt werden, das wegen Fällen von Hirnvenen-Thrombosen in Deutschland laut Empfehlung der Impfkommission nur an über 60-Jährige verimpft werden soll.


Hausärztechef will jüngere Altersgruppen vorziehen 

Der Chef des Hausärzteverbands fordert eine Änderung in der Impfreihenfolge. "Wir müssen uns schnell darüber Gedanken machen, wie wir mit den 6- bis 16-jährigen Kindern und Jugendlichen umgehen. Sie sind die mobilste Altersgruppe, haben die meisten Kontakte - sollen bisher aber als letzte geimpft werden. Das macht keinen Sinn, gerade auch mit Blick auf die aktuelle Zunahme der Infektionen in den Kitas und Schulen", sagte Ulrich Weigeldt der Wirtschaftswoche. "Deshalb sollte die jüngste Altersgruppe vorgezogen werden, beispielsweise vor den 50- bis 60-Jährigen, denen es nicht so viel ausmachen dürfte, sich noch etwas länger einzuschränken und Couch-Potato zu sein", erklärte Weigeldt. Zwar müsste der Impfstoff für Kinder und Jugendliche "erst mit der gebotenen Sorgfalt geprüft und zugelassen sein", aber die ersten Studien würden bereits laufen. "Ich rechne mit einer früheren Zulassung als 2022", sagte Weigeldt.


Ärztekammer fordert Corona-Bevölkerungstests nach britischem Vorbild 

Die Bundesärztekammer fordert eine bessere Erfassung der Infektionslage in Deutschland und verweist auf das Vorbild Großbritannien. "Wir brauchen endlich repräsentative Bevölkerungstests auf das Corona-Virus, wie es sie zum Beispiel in Großbritannien schon lange gibt", sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Nur so ließen sich die Corona-Eindämmungsmaßnahmen auf eine valide wissenschaftliche Grundlage stellen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Ansteckungsrisiko in den Schulen etwa seien nach wie vor nicht eindeutig. "Wenn die Inzidenz unter Jugendlichen steigen sollte und sie nach den Schulschließungen oder in den Ferien wieder sinkt, kann das natürlich auch mit den massenhaften Schnelltestungen zusammenhängen, die seit einigen Wochen Voraussetzung für den Präsenzbetrieb sind", sagte Reinhardt. "Wir wissen es einfach nicht genau."

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April 22, 2021 10:17 ET (14:17 GMT)