BERLIN (Dow Jones)--Die Pläne der EU-Kommission für eine schärfere Euro-Abgasnorm 7 ab 2025 stoßen auf Widerstand der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament. In einem Brief an Kommissionschefin Ursula von der Leyen warnen die konservativen EU-Abgeordneten vor dem Wegfall von bis 400.000 Arbeitsplätzen allein in der deutschen Autoindustrie. Die jüngst bekannt gewordenen Vorschläge ließen vermuten, "dass Pkw - voraussichtlich ab 2025 - keine Abgase mehr ausstoßen dürften und damit Verbrenner nicht mehr zugelassen würden", heißt es in dem Brief, über den zuerst das Handelsblatt berichtete und in den Dow Jones Newswires Einblick hatte.

"Ein abruptes Aus für den Verbrenner bedroht mehrere hunderttausend Arbeitsplätze in der EU", schreiben der Chef der CDU/CSU-Gruppe, Daniel Caspary, und CSU-Vize Angelika Niebler gemeinsam an von der Leyen. "Auf unserem Weg zur modernen Mobilität 'made in Europe' müssen wir daher unbedingt ökonomische, ökologische und soziale Aspekte in Einklang bringen."

Laut dem Szenario der Kommission sollen Neuwagen künftig nur noch 10 Milligramm Stickstoff pro Kilometer ausstoßen dürfen. Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, hatte erklärt, die geplanten Vorgaben seien "praktisch technisch nicht zu schaffen". Sie kämen einem faktischen Ende von Diesel und Benziner gleich.

EU-Kommissionsvize Frans Timmermans widersprach bereits in der vergangenen Woche dem Vorwurf, dass es um ein Verbot des Verbrennungsmotors gehe. Allerdings müsse sich die Autoindustrie "hin zu Elektroautos" bewegen. In dem Brief erinnern Caspary und seine Kollegen an eine Aussage von EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton, wonach neue Abgasnormen ambitioniert, aber auch realistisch sein müssten.

"Wir haben kein Verständnis für die widersprüchlichen Botschaften, die aus der EU-Kommission heraussickern", sagte Caspary dazu dem Handelsblatt. "Das ist besonders ärgerlich, da es bei diesem Thema um die globale Wettbewerbsfähigkeit einer Schlüsselindustrie in Europa geht."

Kritik üben die CDU/CSU-Europaparlamentarier auch an den Plänen, die CO2-Flottengrenzwerte im zweiten Quartal 2021 vorzeitig zu überarbeiten. Im Green Deal lege die Kommission zudem bereits einen Wert von minus 50 Prozent für Pkw ab 2030 zu Grunde. "Eine deutliche Verschärfung der CO2-Emissionen sowie der Abgasnormen führen zusammen zu einer verordneten Elektrifizierung der Pkw-Flotten", so das Schreiben. Dies schaffe jedoch weniger Anreize für Investitionen in alternative Kraftstoffe. "Wenn der Anteil der Erneuerbaren gleichbliebe, könnte eine einseitige Elektrifizierung absurderweise dazu führen, dass der Diesel am Ende klimaschonender ist als das E-Auto."

Ein Kommissionssprecher sagte dem Handelsblatt, dass von der Leyen bereits an einer Antwort auf den Brief arbeite. Die Kommission wird ihren Vorschlag für die künftige Euro-7-Norm bis Ende 2021 vorlegen.

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November 23, 2020 12:14 ET (17:14 GMT)