LONDON (dpa-AFX) - Großbritannien will beim Ankurbeln der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie mit speziellen Visaerleichterungen und Steueranreizen Talente und Investoren aus dem Ausland anlocken. Die Welt werde nach Corona nicht weniger auf Wettbewerb ausgerichtet sein, sagte Finanzminister Rishi Sunak, der am Mittwoch in London seinen Haushaltsplan vorstellte.

Der konservative Politiker kündigte daher die Einführung von Visa an, die hoch qualifizierten, ausländischen Talenten aus Wissenschaft oder der Technologie-Branche einen unbürokratischen Weg ins Land ermöglichen sollen. Üblicherweise ist für Arbeitskräfte aus dem Ausland seit dem Brexit ein kostspieliges Sponsoring eines Unternehmens notwendig. Darüber hinaus sollen Unternehmen ab April mit der neu eingeführten sogenannten Super-Abschreibung (Englisch: "super-deduction") für zwei Jahre Investitionen in Großbritannien zu besonderen Konditionen von ihren Steuern absetzen können.

Diese Maßnahmen sollen das Ziel der konservativen Regierung fördern, nach dem Brexit ein "Global Britain" aufzubauen - also ein attraktives Ziel für Unternehmen aus aller Welt, die außerhalb der EU investieren wollen.

Mittelfristig müssen sich Firmen im Vereinigten Königreich allerdings auf höhere Steuern einstellen. Große Unternehmen sollen ab 2023 mit einem Steuersatz von bis zu 25 statt wie bisher bis zu 19 Prozent besteuert werden. Sunak verwies jedoch mit Blick auf ausländische Investitionen darauf, dass sein Land auch dann noch eine vergleichsweise niedrige Besteuerung haben werde. Mit der Steuererhöhung will Sunak das riesige Defizit im Staatshaushalt in Folge der Corona-Pandemie Schritt für Schritt wieder abbauen.

"Der Schaden, den das Coronavirus angerichtet hat, ist heftig", sagte Sunak. Die Wirtschaftsleistung des Landes sei seit März 2020 um 10 Prozent zurückgegangen, und mehr als 700 000 Menschen hätten ihre Jobs verloren. Großbritannien werde lange Zeit brauchen, um sich von dem "ökonomischen Schock" zu erholen. "Aber wir werden uns erholen." Inwieweit der Brexit dem Land zusätzlichen wirtschaftlichen Schaden zufügt, kommentierte der konservative Politiker in seiner Rede nicht.

Um die Kosten der Corona-Pandemie zu zahlen, nimmt Großbritannien in diesem Fiskaljahr 355 Milliarden Pfund Schulden auf - das entspricht dem Finanzminister zufolge 17 Prozent der Wirtschaftsleistung und einer so hohen Verschuldung wie zuletzt in Kriegszeiten. Das Office for Budget Responsibility erwartet dank des fortschreitenden Impfprogramms eine schnellere Erholung der Wirtschaft als noch im November. Die Behörde prognostiziert dennoch, dass die britische Wirtschaftsleistung in fünf Jahren immer noch drei Prozent niedriger ausfallen dürfte als ohne Corona.

Zunächst muss jedoch weiterhin viel Geld ausgegeben werden, um die Krise ökonomisch aufzufangen. Um einen weiteren sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit zu vermeiden, verlängerte Sunak das der deutschen Kurzarbeit ähnelnde "Furlough"-Programm bis Ende September

- also einige Monate über die derzeit geplante Wiedereröffnung von

Unternehmen, Gastronomie und Kulturstätten hinaus. Für den Neustart sind zudem Zuschüsse für Betriebe in Höhe von fünf Milliarden Pfund geplant, außerdem sollen Selbstständige mehr Unterstützung erhalten. Um den Immobilienmarkt anzukurbeln, verlängerte Sunak die Aussetzung der Grunderwerbsteuer für die ersten 500 000 Pfund (567 000 Euro) beim Kauf von Häusern./swe/DP/stk