Aus Furcht vor einem ungeordneten Brexit und einem anhaltenden Ausverkauf bei den US-Technologiewerten ziehen sich Anleger aus den Aktienmärkten zurück.

Dax und EuroStoxx50 fielen am Dienstag um jeweils etwa ein Prozent auf 12.698,33 und 3269,38 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte knapp zwei Prozent und der technologielastige Nasdaq fast drei Prozent ein. Sein europäisches Pendant rutschte um gut zwei Prozent ab.

Ein Grund hierfür sei die Nachricht, dass die japanische Beteiligungsfirma Softbank am Terminmarkt mit Milliardenbeträgen auf US-Technologiewerte gesetzt hatte, um Geld aus Anteilsverkäufen vorübergehend anzulegen, sagte Ken Peng, Chef-Anlagestratege für Asien bei der Citibank. Wer sich in den vergangenen Monaten Kaufoptionen gesichert habe, stehe bislang sehr gut da. "Aber das wird später zu einem Problem, wenn diese Positionen wieder aufgelöst werden."

Ein weiterer Belastungsfaktor für die Börse sei das Verbot der Einfuhr chinesischer Baumwolle aus der Unruheprovinz Xinjiang, sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. Parallel dazu brachte US-Präsident Donald Trump eine Entkoppelung der beiden weltweit größten Volkswirtschaften wieder ins Gespräch. Dies werde von Investoren aber eher als Wahlkampfgetöse abgetan, sagte Anlagestratege Chris Bailey vom Vermögensberater Raymond James.

PFUND STERLING ERNEUT AUF TALFAHRT

Am Devisenmarkt flog das Pfund Sterling aus zahlreichen Depots. Die britische Währung fiel um jeweils etwa ein Prozent auf 1,3030 Dollar und 1,1048 Euro, da der britische Premierminister Boris Johnson angeblich Teile der Scheidungsvereinbarung mit der EU untergraben will. "Dies hätte zur Folge, dass die gesamte Übereinkunft ungültig würde", warnte Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Brokerhaus IG. Damit droht zum Jahresende ein ungeordneter Austritt Großbritanniens aus der EU mit wirtschaftlichen Schäden auf beiden Seiten des Ärmelkanals. "Johnson spielt mit dem Feuer und riskiert die Zukunft des Vereinigten Königreichs", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Abwärts ging es für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um etwa sechs Prozent auf 39,55 Dollar je Barrel (159 Liter). Drohende Rückschläge bei der Konjunkturerholung durch steigende Corona-Fallzahlen bereiteten Anlegern Sorge, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Die Nachfrage wird wohl nicht so schnell zurückkommen wie erwartet und über den Herbst für weiter fallende Preise sorgen." Im Sog von Brent gaben die Titel von Ölkonzernen wie BP, Shell und Total jeweils mehr als drei Prozent nach.

ENTTÄUSCHUNG ÜBER VERPASSTEN S&P 500-EINZUG VON TESLA

An der Wall Street brachen die Papiere von Tesla um zeitweise fast 20 Prozent ein, nachdem S&P Dow Jones dem Elektroauto-Bauer die allgemein erwartete Aufnahme in den S&P 500 verwehrt hatte. Der Index-Anbieter gab Firmen mit einem deutlich geringeren Börsenwert, aber häufigeren Quartalsgewinnen den Vorzug.

Die Papiere von Nikola verbuchten mit einem Plus von 42 Prozent dagegen den zweitgrößten Kurssprung der Firmengeschichte. Der Autobauer General Motors (GM) steigt bei dem Spezialisten für Elektro-Pickups ein, dessen Modell "Badger" dem "Cybertruck" von Tesla Konkurrenz machen soll. Durch die Allianz könne Nikola in den kommenden Jahren etwa fünf Milliarden Dollar einsparen, unter anderem im Einkauf, rechnete Analyst Jeffrey Osborne vom Vermögensverwalter Cowen vor. GM-Titel legten zeitweise neun Prozent zu.