Dax und Eurostoxx notierten am Nachmittag bei 15.105 und 4163 Punkten je rund 0,2 Prozent im Minus. Nach den zuvor starken und schnellen Kursanstiegen dürfte eine Verschnaufpause nicht überraschen, sagten Börsianer. Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex rund neun und sein europäisches Pendant rund zehn Prozent zugelegt.

An den US-Börsen verdarb ein trüber Ausblick des Chipherstellers Intel die Stimmung und drückte die Indizes an der Wall Street vorbörslich nach unten. Mit ihren Ergebnissen und Aussichten glänzen konnten hingegen die Kreditkartenanbieter Visa und American Express.

VORSICHT FED - ZINSAUSBLICK KÖNNTE BÖRSENSTIMMUNG VERDERBEN

Grundsätzlich zeigten sich Investoren hin- und hergerissen zwischen robusten US-Wirtschaftsdaten und enttäuschenden Firmenbilanzen. "Die Anleger sind verunsichert", sagte Marktstratege Christian Henke vom Handelshaus IG. "Zum einen schüren durchwachsene Quartalsberichte und angekündigte Entlassungen Rezessionsängste, zum anderen gibt sich die US-Wirtschaft keine Blöße und wächst trotz aller Widrigkeiten." Das Bruttoinlandsprodukt in der weltgrößten Volkswirtschaft war zuletzt stärker gestiegen als erwartet.

Nun rückten die für kommende Woche anstehenden Zinssitzungen in den Fokus der Investoren, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Es ist gut vorstellbar, dass Fed-Präsident Jerome Powell den Börsianern recht deutlich sagt, dass sich ihre Erwartung an Zinssenkungen ab dem Herbst nicht erfüllen wird." Das könnte die durch den Rückgang der Inflation entfachte Börsenrally abwürgen. Analysten gehen mit Blick auf die Fed-Sitzung am Mittwoch momentan von einer Zinsanhebung um 25 Basispunkte aus. Der Dollar-Index, der den Greenback zu anderen wichtigen Währungen misst, notierte am Freitag 0,1 Prozent höher bei 101,89 Punkten. Bei der Europäischen Zentralbank, die am Donnerstag tagt, wird mit einer erneuten Erhöhung um 50 Basispunkte gerechnet.

KOSTENFALLE SCHNAPPT BEI H&M ZU

Am deutschen Aktienmarkt hielten Airbus und Sartorius mit Kursverlusten von je rund drei Prozent die rote Laterne. Bei dem Flugzeugbauer sehen die Analysten von Jefferies die zu erwartenden Jahresprognosen als Bremsklotz für die Aktie, weswegen sie ihre Bewertung auf "Hold" von "Buy" heruntersetzten. Bei dem Laborausrüster machten die Anleger nach den Vortagesgewinnen Kasse.

Ein Gewinnrückgang bei gestiegenen Kosten setzte dem schwedischen Modehersteller H&M zu zu. Die Aktien fielen um bis zu 7,9 Prozent auf ein Drei-Wochen-Tief. "Die Bruttomargen waren schwächer als erwartet", sagten Analysten der Credit Suisse. "Das Unternehmen hat eindeutig entschieden, den vollen Anstieg der Eingabekosten nicht weiterzugeben." Die Verkäufe im laufenden Quartal seien hingegen bisher stark, was angesichts des kälteren Dezemberwetters in ganz Europa zu erwarten gewesen sei.

In Paris fielen die Aktien des französischen Spirituosenkonzerns Remy Cointreau nach sinkenden Cognac-Verkäufe im dritten Quartal um bis zu 4,2 Prozent. Der während der Lockdown-Zeiten hohe US-Verbrauch wird sich der Firma zufolge bis weit ins Jahr 2023 abschwächen. "Das Niveau der Lagerbestände in den USA und die Marktnormalisierung (...)könnten Fragen über die kurzfristigen Aussichten für Remy aufwerfen", sagten UBS-Analysten.

Aktien der schwedischen "Gardena"-Mutter Husqvarna stiegen beflügelt vom Einstieg von Bosch als Großaktionär um rund zehn Prozent.

(Bericht von Anika Ross, Nette Nöstlinger, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)