Frankfurt (Reuters) - Die Ungewissheit über die weitere US-Geldpolitik und der Regulierungsdruck Chinas machen europäische Aktienanleger vorsichtig.

Dax und EuroStoxx50 fielen am Dienstag um jeweils mehr als ein halbes Prozent auf 15.519,13 beziehungsweise 4067,67 Punkte. An der Wall Street büßte der US-Standardwerteindex Dow Jones 0,6 Prozent ein.

Gleichzeitig nahmen einige Investoren Kurs auf den "sicheren Hafen" Bundesanleihen und drückten die Rendite der zehnjährigen inflationsindexierten Titel auf ein Zwei-Jahres-Tief von minus 1,792 Prozent.

Mit Spannung warteten Börsianer auf die Ergebnisse der Beratungen der US-Notenbank (Fed) am Mittwoch. "Die Arbeitsmarktzahlen haben sich verbessert, aber die Fed-Mitglieder werden mehr Daten benötigen, bevor sie sich mit einer Straffung der finanziellen Bedingungen anfreunden", prognostizierte Anlagestratege Francois Rimeu vom Vermögensverwalter La Francaise. "Wir erwarten, dass der Vorsitzende Jerome Powell bekräftigen wird, dass der Preisanstieg überwiegend vorübergehend ist."

CHINA ZIEHT DAUMENSCHRAUBEN BEI FIRMEN AN

Nervös mache Investoren daneben die Verschärfung des Regulierungsdrucks durch die Regierung in Peking, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus Activtrades. "Sie fragen sich: Wer wird das nächste Ziel sein?" Die Verunsicherung überschatte die insgesamt bislang besser als erwartet ausgefallene Bilanzsaison. Dies spiegelte sich in den Volatilitätsindizes VDax, VStoxx und Vix wider, die die Nervosität der Anleger messen. Sie stiegen in der Spitze um jeweils mehr als zehn Prozent.

Vor diesem Hintergrund rutschten die Titel von Prosus in Amsterdam um weitere 7,3 Prozent ab. Der Technologieinvestor hält knapp 30 Prozent am chinesischen Internet-Konzern Tencent. Dieser stellte vorübergehend die Aufnahme neuer Nutzer für seinen populären Messengerdienst WeChat ein und begründete dies mit technischen Anpassungen an die relevanten Gesetze und Regelungen. Zuvor hatten die Behörden Tencent eine Geldstrafe wegen "unfairer Praktiken" aufgebrummt und untersagt, exklusive Rechte-Verträge für seinen Musikstreaming-Dienst Tencent Music (TME) abzuschließen.

RECKITT BENCKISER ENTTÄUSCHT MIT ZAHLEN - DÜRR ÜBERZEUGT

Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Papiere von Reckitt Benckiser. Sie fielen in London um 8,3 Prozent. Umsatz und Gewinn des "Sagrotan"- und "Cilit Bang"-Anbieters enttäuschten. "Plötzlich realisieren die Leute, dass der Run auf die Produkte nicht so stark ist wie im vergangenen Jahr", sagte Analyst David Madden vom Brokerhaus Equiti Capital. Bei Ausbruch der Coronavirus-Pandemie Anfang 2020 hatten Reinigungs- und Desinfektionsmittel Hochkonjunktur.

Nach anfänglichen Kursgewinnen gerieten auch Tesla-Titel unter Verkaufsdruck und verloren 2,3 Prozent. Das Quartalsergebnis des Elektroautobauers habe die Erwartungen übertroffen, kommentierte Analyst Craig Irwin von der Investmentbank Roth. Positiv überrascht habe vor allem die Gewinnmarge. Dies könne sich im laufenden Quartal wegen steigender Rohstoffpreise und eines verschärften Wettbewerbsdrucks aber ändern.

Die Papiere von Dürr stiegen dagegen zeitweise auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 39,74 Euro und schlossen zehn Prozent im Plus bei 39,28 Euro. Das ist der größte Tagesgewinn seit mehr als einem Jahr. Der Maschinenbauer habe mit seinem Halbjahresergebnis die hohen Erwartungen übertroffen, lobte ein Börsianer. Noch ermutigender seien die angehobenen Geschäftsziele.