Frankfurt (Reuters) - Ermutigende Firmenbilanzen haben am Mittwoch einige Anleger an die europäischen Aktienmärkte zurückgelockt.

Wieder aufgeflammte Corona-Sorgen dämpften die Kauflaune allerdings. Der Dax gewann 0,4 Prozent auf 15.195,97 Punkte und der EuroStoxx50 ein knappes Prozent auf 3977,55 Zähler. An der Wall Street rückte der US-Standardwerteindex Dow Jones ein halbes Prozent vor.

Die rasant steigenden Coronavirus-Fallzahlen in einigen Staaten wie Indien könnten eine neue Verkaufswelle an der Börse auslösen, warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Schließlich sahen die Marktteilnehmer mit den Impfstoffen bereits Licht am Ende des Tunnels. Nun sehen sie sich wieder mit der Realität konfrontiert, dass es noch eine Weile dauern könnte, bis die Pandemie unter Kontrolle kommt."

ÖLPREIS FÄLLT - GOLD GEFRAGT

Die drohende Verschärfung der Pandemie-Restriktionen in Indien schickte den Ölpreis auf Talfahrt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um gut ein Prozent auf 65,87 Dollar je Barrel (159 Liter). "Indien zählt mit circa 4,5 Millionen Barrel pro Tag zu den weltweit führenden Ölimporteuren", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.

Einige Investoren nahmen daher wieder Kurs auf "sichere Häfen". So gewann die "Antikrisen-Währung" Gold 0,9 Prozent auf 1794 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

ÜBERNAHMEFANTASIE BEFLÜGELT HUGO BOSS

Am deutschen Aktienmarkt sorgte ein Kurssprung von Hugo Boss für Aufsehen. Die Titel des Modekonzerns stiegen um 6,7 Prozent auf 37,83 Euro. "In britischen Medien wurde von einem angeblichen Interesse an Hugo Boss berichtet, unter anderem von LVMH", sagte ein Börsianer. Hugo Boss war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. LVMH-Papiere legten in Paris 3,4 Prozent zu.

Die Titel des Erzrivalen Kering stiegen zeitweise sogar auf ein Rekordhoch von 657,80 Euro und lagen am Abend vier Prozent im Plus bei 651,20 Euro. Die Gucci-Mutter steigerte den Quartalsumsatz überraschend stark um 25,8 Prozent auf 3,89 Milliarden Euro. Wenn Gucci die Früchte seiner jüngsten Marketing-Kampagnen ernten könne, könne mit deutlich steigenden Gewinnprognosen der Analysten gerechnet werden, kommentierten die Experten der Citigroup.

DROHENDE KONKURRENZ DRÜCKT TAKEAWAY - NETFLIX UNTER DRUCK

Die Aktien von Just Eat Takeaway rutschten dagegen in Amsterdam um drei Prozent ab. Der US-Essenslieferant Uber Eats will der Lieferando-Mutter demnächst in Deutschland Konkurrenz machen. Der hiesige Markt stehe am Scheideweg, konstatierte Analyst Giles Thorne von der Investmentbank Jefferies. Neben dem klassischen Restaurant-Geschäft würden Lebensmittel-Lieferungen immer wichtiger, wie der Erfolg des Lieferando-Konkurrenten Wolt zeige. Bislang seien die Pläne von Uber Eats für dieses Feld noch unklar. Uber-Aktien rückten an der Wall Street 0,6 Prozent vor.

Die Papiere von Netflix rutschten dort dagegen um fast acht Prozent ab. Der Netto-Kundenzuwachs der Online-Videothek fiel im abgelaufenen Quartal mit etwa vier Millionen rund ein Drittel geringer aus als erwartet. Die Prognosen seien recht optimistisch gewesen, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Nach dem Boom im vergangenen Jahr komme ein langsameres Kundenwachstum nicht überraschend.