Notlösung, Kommentar zum Übernahmekampf um Zooplus von Stefan Kroneck
Frankfurt (ots) - Wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst, verbünde dich mit
ihm! Getreu diesem Motto gehen im Übernahmekampf um Zooplus die Rivalen Hellman
& Friedman (H&F) und EQT ein Zweckbündnis ein, welches einer Notlösung
gleicht.
Denn die Finanzinvestoren sind in dem wochenlangen Bieterwettstreit um den
Online-Tierbedarfshändler in eine Pattsituation geraten, in die sie sich selbst
mit überbordenden Gegenofferten hineinmanövriert haben.

Als beide Bieter mit ihren Angebotspreisen gleich lagen, setzten sie sich dem
Risiko aus, trotz des Aufwands leer auszugehen. Denn bei gleich hohen Offerten
dürfte es den Aktionären schwerfallen zu entscheiden, wem sie ihre Anteile
andienen. Für die kalifornische Private-Equity-Gesellschaft und den schwedischen
Wettbewerber wurde die Hürde einer Mindestannahmequote von 50 Prozent plus einer
Aktie unter diesen Gegebenheiten nahezu unerreichbar. Ohne einen Kompromiss
wären beide aus der für sie misslichen Lage nicht herausgekommen.

Das Vorgehen der Finanzinvestoren in der Causa Zooplus ist ungewöhnlich.
Beteiligungsgesellschaften tun sich mitunter vor einem öffentlichen Angebot zu
einem Bieterkonsortium zusammen, um auch das Risiko lang anhaltender Kämpfe um
das Objekt zu reduzieren. Im Fall von Zooplus verzichtete man darauf.
Offensichtlich schätzten die Beteiligten ihre Chancen als gut genug ein, andere
überbieten zu können. Das erwies sich als irrtümliche Annahme. Hätten sich
H&F
und EQT schon früher verständigt, wäre das Bietergefecht für sie nicht so
teuer
ausgefallen.

Als lachende Dritte können sich nun die Aktionäre freuen, winkt ihnen doch ein
satter Zugewinn. Wer Anfang dieses Jahres die Zooplus-Titel an der Börse erwarb,
hat seinen Einsatz fast verdreifacht.

Sollten H&F und EQT nun gemeinsam im Rahmen der Annahmefrist zum Zuge kommen,
können sie in der neuen Konstellation als Zooplus-Eigentümer immerhin das
wirtschaftliche Risiko teilen. Denn die 3,7 Mrd. Euro, mit denen sie Zooplus
bewerten, gleichen einem Mondpreis. Die Summe entspricht nahezu dem 60-Fachen
des operativen Jahresergebnisses. Beide Häuser brauchen viel Geduld, damit sich
der Einsatz auszahlt. Unter dem Anlagedruck trieb H&F und EQT die Gier, bei
Zooplus zuzugreifen. Mit ihrem digitalisierten Geschäftsmodell bietet die Firma
bei weiterer Expansion die Chance, in der Branche international ganz vorn
mitzuspielen. "The winner takes it all", mögen die Finanzinvestoren hoffen. Bis
dahin müssen sie aber noch viel Geld für Investitionen ins Wachstum
nachschießen.

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