Mit dem Wind im Rücken, Kommentar zur Deutschen Bank von Anna Sleegers
Frankfurt (ots) - Die Deutsche Bank ist wieder ganz die alte - zumindest, was
die Steuerung der Markterwartungen betrifft. Nach vielen Jahren, in denen das
einst als Branchenprimus gefeierte Institut von einer Peinlichkeit zur nächsten
stolperte, scheint es sich endlich wieder so weit gefangen zu haben, dass es die
Anleger positiv überraschen kann.

So geschehen am Vorabend der Veröffentlichung der Zahlen für 2021, als die
Deutsche Bank ad hoc verkündete, mit dem Segen der Regulatoren rund 700 Mill.
Euro in Form von Aktienrückkäufen und Dividendenzahlungen an die Aktionäre
auszuschütten. Für manchen Marktteilnehmer dürfte das unerwartet gekommen
sein,
hatte das Institut doch vor einem Jahr noch betont, seine Aktionäre trotz des
bereits in Aussicht gestellten Jahresgewinns leer ausgehen zu lassen.

Damit hat die Deutsche Bank eine gute Grundlage für einen steigenden Aktienkurs
am Tag der Bilanzvorlage geschaffen. Was unter Umständen auch bei durchwachsenen
Zahlen funktionierte hätte, sorgte angesichts des besten Nachsteuerergebnisses
seit 2011 und mit der Aussicht auf die von der US-Notenbank Federal Reserve
eingeleitete Zinswende für echtes Momentum.

Gleich zu Handelsbeginn schnellte der Aktienkurs in die Höhe. Noch beim
Handelsschluss war die Aktie mit einem Plus von mehr als 4 Prozent auf 11,38
Euro einer der Tagesgewinner im Dax. Dass dieser im Minus schloss, ist dem
Umstand geschuldet, dass er sich überwiegend aus Werten zusammensetzt, für die
steigende Zinsen keine guten Nachrichten sind. Das schmälert den Höhenflug der
Deutsche-Bank-Aktie nicht, die am Donnerstag auch den von Stoxx berechneten
Sektorindex der europäischen Banken überflügelte, der nur um 2 Prozent
zulegte.

Inwieweit das Kursfeuerwerk tatsächlich das Ergebnis einer geschickten
Kommunikationsstrategie war, ist von außen schwierig zu beurteilen und letztlich
auch ein bisschen egal. Wer dem Institut in den vergangenen zwei Jahren die
Treue gehalten hat, wird dies am Donnerstag nicht bereut haben. Und zwar nicht
nur wegen der anstehenden Kapitalausschüttungen. Sondern auch, weil nach ein
paar Quartalen, in denen die Sonderkonjunktur im Investment Banking im
Mittelpunkt stand, nun auch die anderen Sparten punkten. Sowohl das
Assetmanagement als auch die Corporate Bank entwickelten sich im vierten Quartal
besser als erwartet. Mit dem Wind steigender Zinsen im Rücken könnte es schon
bald auch im Privatkundengeschäft besser laufen.

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