Auf in den Strategiekampf, Kommentar zur Schufa von Bernd Neubacher
Frankfurt (ots) - Der Rückzug von Cerberus aus Deutscher Bank sowie Commerzbank
sollte nicht den Blick dafür verstellen, dass Pri­vate Equity sich nach wie vor
für Assets im deutschen Finanzsektor erwärmt. So bieten Advent und Centerbridge
für die Aareal Bank, und EQT hat beim Bundeskartellamt die Übernahme der Schufa
angemeldet nach einer Einigung mit Société Générale auf den Verkauf
von deren
zehnprozentigem Anteil. Dabei scheint das Vorhaben des schwedischen
Finanzinvestors be­erdigt, bevor die Bonner Behörde einen Blick darauf werfen
kann. Denn nimmt die ebenfalls beim Kartellamt vorstellig ge­wordene TeamBank,
in welcher Form auch immer, ein Vorkaufsrecht wahr, halten Genossen und
Sparkassen gemeinsam bald die Mehrheit.

Dass hinter den parallel vorangetriebenen Vorhaben ein Kampf um die Strategie
steht, liegt auf der Hand. Denn ob es nun um das direkte Geschäft mit
Verbrauchern, um neue Produkte oder um die Steuerung des Kundenbestands gehen
mag: Man darf getrost annehmen, dass die Beteiligungsgesellschaft deutlich
aggressiver versuchen würde, Ertragspotenzial der Schufa zu heben. Schon ihr
Bestand zu 68 Millionen Personen und 6 Millionen Unternehmen dürfte bei EQT
angesichts der Möglichkeiten von Big Data und künstlicher Intelligenz für
glänzende Augen sorgen. Jedoch hat das negative Echo auf, wohlgemerkt bereits
ohne Zutun von Finanzinvestoren entwickelte, Pläne der Auskunftei, zur Bewertung
der Bonität von Verbrauchern auf deren Kontodaten zuzugreifen, im vergangenen
Jahr überdeutlich gemacht, wie rasch dabei ein Reputationsschaden droht.

Für Sparkassen und Genossen sollten die Avancen von EQT Anstoß sein, stärker
ein
Asset zu pflegen, das bisher selten positiv von sich reden machte. Die sich
abzeichnende Neuordnung der Aktionärsstruktur mit einer Mehrheit aus zwei
Verbünden, die womöglich noch an einem Strang ziehen, könnte dafür die
Basis
bilden. In diesem Falle würde EQT dieselbe Katalysatorfunktion zukommen wie im
vorvergangenen Jahr Cerberus für die Restrukturierung der Commerzbank. Dass die
Kreditwirtschaft mit Gemeinschaftsunternehmen ohne dominierende Kräfte nun
einmal nicht weit kommt, haben ihr schon Concardis und Paydirekt vor Augen
geführt; mit der European Payments Initiative (EPI) zeichnet sich international
der nächste Fall ab. Mit dem Zahlungsverkehr hat die Kreditwirtschaft schon
einmal ein Ertragsfeld leichtfertig für Private Equity geräumt, um später das
Nachsehen zu haben. Für sie gilt: Dies darf sich nicht wiederholen.

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