Für die Finanzmärkte war es eine sehr turbulente Woche, in der sie zunächst auf die unerwartet hohen US-Inflationszahlen und anschließend die Hoffnungen auf eine Zinssenkung in Europa im Juni reagierten. Die Woche endete uneinheitlich und die ersten Quartalszahlen von US-Banken haben offensichtlich keine Begeisterung ausgelöst. Daher könnte die Achterbahnfahrt der internationalen Indizes noch eine Zeit lang weitergehen, während die Unsicherheiten über die Zinsentwicklung zunehmen.
Wochenperformance*
DAX
17930  -1.35%Chart
STOXX EUROPE 600
505.25  -0.26%
Chart STOXX EUROPE 600
S&P 500
5123.41  -1.56%
Chart S&P 500
NIKKEI 225
39523.55  +1.36%
Chart NIKKEI 225
GOLD
2343.28$  +1.39%
Chart GOLD
BRENT OIL
89.57$  -0.17%
Chart BRENT OIL
EURO / US DOLLAR
1.06$  -1.76%
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

Apartment Income Reit (+22%): Der Investmentriese Blackstone ließ diese Woche verlauten, alle im Umlauf befindlichen Aktien des US-amerikanischen Immobilienfonds für 39,12 USD je Anteilsschein übernehmen zu wollen, was einem Aufschlag von 25% gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag entspricht. Der vom Management befürwortete Deal bewertet den Fonds mit rund 10 Mrd. USD und soll bis Ende des 3. Quartals abgeschlossen sein. 

Nordic Semiconductor (+21%): Der norwegische Halbleiterhersteller profitierte diese Woche von einer Aufwärtskorrektur der Empfehlung der Carnegie Group und der Aufnahme der Beobachtung mit positivem Erstvotum seitens JPMorgan. Außerdem will man das Führungsteam verstärken und die Unternehmensstruktur umgestalten. Hierfür sollen vier neue Geschäftseinheiten für die wachstumsstärksten Produkte, darunter das Internet der Dinge und Cloud Computing, gebildet werden.  

Revolution Medicines (+20%): Das auf die Onkologie im klinischen Stadium fokussierte US-Pharmaunternehmen berichtete diese Woche über positive Ergebnisse bei der Entwicklung einer neuen Klasse von Krebspräparaten. Diese zielen auf RAS-Mutationen ab, die bei fast 30% aller Krebserkrankungen des Menschen eine Rolle spielen. Der Analyst Raymond James, der dieser Therapieoption großes Potenzial zuschreibt, hob daraufhin seine Empfehlung und das Kursziel deutlich an.  

Blackberry (+12%): Der kanadische Experte für Software und Cybersicherheit ist mit dem Chiphersteller Advanced Micro Devices eine vielversprechende Partnerschaft eingegangen. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen eine neue Generation Robotersysteme entwickeln, die insbesondere in der Industrie und der Chirurgie eingesetzt werden sollen. Dies verlieh dem seit mehreren Jahren schwächelnden und seit September 2023 um mehr als 40% rückläufigen Aktienkurs neuen Schwung. 

Didi Global (+12%): Der chinesische, in den USA notierte Ride-Hailing-Riese hat sich erholt. Nachdem das Unternehmen vor drei Wochen gemeldet hatte, dass es im 4. Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt sei, stellt Didi Global nun sein Großprojekt vor: Sein Joint Venture mit einem Autohersteller hat eine Lizenz für die Massenproduktion von selbstfahrenden Robotaxis erhalten, die bereits ab dem nächsten Jahr vermarktet werden sollen. Darüber hinaus will das Gemeinschaftsunternehmen ein Elektro-SUV auf den Markt bringen. 

BioMérieux (+11%): Der französische Spezialist für In-vitro-Diagnostik legte solide Quartalszahlen mit einem Umsatzwachstum von fast 10% vor und bestätigte seine Geschäftsjahresprognose eines organischen Umsatzwachstums von 6-8% und einer Steigerung des operativen Ergebnisses um mindestens 10%. Darüber hinaus stellte er seine neue strategische Planung bis 2028 vor, die ambitionierte Ziele vorgibt. Unter anderem will man 25% des Nettoergebnisses als Dividende an die Aktionäre ausschütten. Das dürfte den Markt begeistern. 

Zalando (+10%): Der deutsche Online-Händler für Mode und Schuhe erhielt frischen Wind von der Citigroup, denn diese hat sowohl ihr Kursziel als auch ihre Empfehlung für den Titel von Halten auf Kaufen angehoben. Die Analystin hält die Markterwartungen zur Geschäftsentwicklung von Zalando für zu niedrig und geht zudem davon aus, dass dem Modegiganten ausreichend Liquidität für Aktienrückkäufe zur Verfügung stünden. In der Folge hob auch die UBS ihre Einschätzung für den Titel an.  

Barry Callebaut (+7%): Der Schweizer Schokoladenhersteller überzeugt durch seine Preisgestaltungsmacht und stimmt die Märkte zuversichtlich. Es war dem Konzern gelungen, den starken Preisanstieg bei Kakao weiterzureichen, sodass der Umsatz im 1. Halbjahr um 11% zulegte und damit die Erwartungen deutlich übertraf. Das Verkaufsvolumen blieb mit einem Anstieg um lediglich 0,7% konstant. Das wiederkehrende Nettoergebnis und das EBIT stiegen um 0,8% bzw. 7,9%. Außerdem hat Barry Callebaut seine Jahresprognose bestätigt. 

Toast (+5%): Der US-Softwarespezialist für die Gastronomie kündigte diese Woche die Einführung seiner neuen Suite für das Restaurantmanagement an. Diese enthält eine Reihe optimierter Funktionen, mit denen Restaurantbetreiber ihren Umsatz steigern können. Angesichts dieser Meldung erhöhten mehrere Analysten ihr Kursziel oder stuften die Aktie hoch. Der Titel verbucht seit Jahresbeginn ein Kursplus von über 33%.  

FLOPS 

Globe Life (-47%) Der auf Lebens- und Krankenversicherungen spezialisierten US-Holding wurde durch einen Bericht von Fuzzy Panda Research nach unten gezogen. Das Researchhaus wirft dem Konzern betrügerische Praktiken vor, so den Abschluss von Verträgen für verstorbene oder nicht existente Personen, Unterschriftenfälschung, unberechtigte Abbuchungen oder unzutreffende Angaben zum Rauchverhalten der Versicherten. Der Leerverkäufer behauptet außerdem, dass 65 Mio. USD an Bestechungsgeldern an Führungskräfte des Unternehmens geflossen seien. Globe Life wies die Vorwürfe zurück, konnte damit aber den Kurseinbruch nicht verhindern. 

Trump Media and Technology Group (-25%): Der Hype um den Börsengang des Unternehmens, das Donald Trumps soziales Netzwerk Truth Social betreibt, hat sich schnell in Luft aufgelöst. Die Anleger wandten sich ab, nachdem das Unternehmen Verluste in Millionenhöhe und Probleme bei der Erfüllung seiner finanziellen Verpflichtungen einräumen musste. Hinzu kommt, dass die Mitgründer des Konzerns den ehemaligen Präsidenten entmachtet haben. Dieser muss in einem Streit über die Eigentumsrechte an der Unternehmensgruppe Farbe bekennen. 

Carmax (-12%): Der US-amerikanische Gebrauchtwagenhändler sorgt für Enttäuschung. Die vorgelegten Quartalszahlen zu Umsatz und Gewinn zeigen eine rückläufige Entwicklung und verfehlten die Erwartungen. Ursächlich hierfür ist in erster Linie ein Rückgang der Rentabilität bei den verkauften Fahrzeugen. Zudem gab das Unternehmen bekannt, dass es sein langfristiges Absatzziel aufgrund einer Verlangsamung am Gebrauchtwagenmarkt nicht erreichen wird.

Salvatore Ferragamo (-12%): Dem italienischen Luxus-Modehaus machen die negativen Kommentare mehrerer Analysten zu schaffen. Barclays, UBS und Stifel haben das Kursziel für den Titel gesenkt, da sie mit künftigen Umsatzeinbußen rechnen. Stifel schätzt darüber hinaus das KGV des Konzerns im Vergleich zu den Mitbewerbern aus der Branche als zu hoch ein. 

Edenred (-11%): Der französische Anbieter von Restaurant- und Geschenkgutscheinen leidet unter Analystenbedenken, denn das Researchhaus Jefferies hatte die Beobachtung der Aktie mit dem Votum Underperform aufgenommen. Die Analysten rechnen infolge zunehmender Konkurrenz durch Pluxee, Swile und Statispay, ausgereizter Margen und sinkender Zinserträge mit Gegenwind für das Geschäft des Konzerns. Die Bank wies zudem darauf hin, dass das externe Wachstumspotenzial des Unternehmens ausgeschöpft sein könnte. Zur Erinnerung: Gegen Edenred laufen in Italien nach wie vor Ermittlungen wegen Verdachtsmomenten im Zusammenhang mit Ausschreibungen. 

Believe (-10%): Gegenüber dem auf den Musikvertrieb und die Künstlerbetreuung spezialisierten französischen Unternehmen hatte die Warner Music Group ein Übernahmeinteresse bekundet. Vergangene Woche nahm Warner nun von der Vorlage eines entsprechenden Angebots Abstand. Believe ist nach wie vor Ziel eines weiteren Angebots einer Bietergruppe, welcher der CEO des Konzerns, Denis Ladegaillerie, sowie die Fonds EQT und TCV angehören. 

Fastenal Company (-9%): Der US-Händler für Industriebedarf und Baustoffe verfehlte den Konsens. Ausgehend von einer rückläufigen Produktnachfrage und den für die Bautätigkeit in den USA ungünstigen Witterungsverhältnissen vermeldete der Konzern einen Rückgang der Marge und des Nettogewinns. Der Umsatz verfehlte die Markterwartungen nur knapp. 

Morgan Stanley (-7%): Die Vermögensverwaltungssparte der US-Bank steht im Fokus der Regulierungsbehörden, darunter der US-Börsenaufsicht SEC und mehrerer Abteilungen des Finanzministeriums. Diese haben eine Untersuchung dahingehend eingeleitet, ob die Sparte ausreichende Informationen über die Identität ihrer Kunden und die Herkunft ihrer Vermögenswerte eingeholt hat und ihre finanziellen Aktivitäten angemessen überwacht.

UBS (-6%): Nach dem Credit-Suisse-Desaster vor einem Jahr hat die Schweizer Regierung beschlossen, die Eigenkapitalanforderungen für die Großbanken des Landes zu verschärfen. Die UBS hatte ihre insolvente Konkurrentin geschluckt und ist daher im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft des Landes ein außerordentliches Schwergewicht. Infolge der neuen Maßnahmen sieht sie sich möglicherweise gezwungen, zwischen 10 und 15 Mrd. USD an Kapitalreserven vorzuhalten. Das Management des Kreditinstituts befürchtet, dass diese Anforderungen letztlich den Kunden schaden könnten, und versucht daher, Druck auf die Behörden auszuüben.
Chart Rohstoffe
Rohstoffe

Energie: Erdöl verteuerte sich weiter. Die Spannungen im Nahen Osten lassen nicht nach und Beobachter warten auf einen Vergeltungsschlag des Iran gegen Israel. Diese Spannungen stützen den Rohölpreis und überlagern viele dämpfende Faktoren wie den Inflationsanstieg in den USA, die starke Zunahme der wöchentlichen US-Lagerbestände oder die gemischten Prognosen der Internationalen Energieagentur. Diese schraubte ihre Prognosen zum Wachstum der Ölnachfrage für 2024 zurück und rechnet mit einem Nachfragerückgang in den OECD-Ländern. Die OPEC ihrerseits blieb bei ihrem sehr optimistischen Szenario für die weltweite Nachfrage, die dieses Jahr mit 105,5 Millionen Barrel pro Tag ihren Höhepunkt erreichen dürfte. Der Erdgaspreis ist in Europa nach den russischen Angriffen auf Gasanlagen in der Ukraine sprunghaft gestiegen. Am niederländischen Handelsplatz TTF liegt der Preis derzeit bei ca. 30 EUR/MWh.

Metalle: Gold bleibt im Höhenrausch. Angesichts der aktuellen Inflationsdaten lässt sich die US-Notenbank Federal Reserve mit einer Zinssenkung mehr Zeit. Das hat allerdings keinen Einfluss auf die Stärke des Kaufstroms, der von anderen Faktoren angekurbelt wird, insbesondere von der Suche nach sicheren Häfen und den geopolitischen Spannungen. Die Feinunze Gold markierte mit 2.400 USD einen neuen Rekord. In London legte die Tonne Kupfer bei einem Spotpreis von 9.342 USD eine Atempause ein. Der Dollar-Anstieg belastet das Segment.

Agrarprodukte: Kakao und Kaffee setzten ihren fulminanten Aufwärtstrend zu neuen Höchstständen fort. Im Gegensatz zu den Getreidepreisen, die nicht vom Fleck kommen. Ein Scheffel Weizen kostet etwa 550 Cent an der Börse in Chicago, der Preis für Mais liegt bei 430 Cent. Das US-Landwirtschaftsministerium weist in seinem jüngsten Bericht darauf hin, dass das Binnenangebot sehr stark ist.
Chart Rohstoffe
Makroökonomie

Zinsen: In der zurückliegenden Woche waren zahlreiche Konjunkturindikatoren nicht nach dem Geschmack der Anleger. Die US-Inflation strebte den dritten Monat in Folge nach oben. Die US-Kerninflation (Core CPI) stieg um 0,40% gegenüber dem Vormonat, statt wie prognostiziert um 0,30%. Im Jahresvergleich betrug der Anstieg +3,80% gegenüber den erwarteten +3,7%. Von außen betrachtet könnten diese Zahlen nur ein bisschen enttäuschend erscheinen. Die Verbraucherpreisinflation, einschließlich Nahrungsmittel und Energie, erhöhte sich jedoch von +3,2% im Februar auf +3,5% im März. Die US-Haushalte bekommen den Preisanstieg folglich täglich zu spüren. Zu allem Übel verteuerte sich auch Öl: Der Preis kletterte für die US-Sorte WTI innerhalb weniger Monate von 70 auf 86 USD pro Barrel. Vor diesem Hintergrund war der Renditeanstieg nicht überraschend. So durchbrach die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen die wichtige langfristige Widerstandslinie von 4,60%, was wiederum den Dollar und die Hausse befeuerte.

Obwohl an den Finanzmärkten hauptsächlich die Preisschwankungen in den USA im Mittelpunkt standen, spielte auch die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine entscheidende Rolle. Wie erwartet hielt die EZB ihre Leitzinsen stabil, stellte aber in Abhängigkeit von der Wirtschaftslage eine Lockerung ihrer Geldpolitik ab Juni in Aussicht.

Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus China, insbesondere zur Inflation und zur Handelsbilanz, trugen nicht gerade zur Beruhigung über die aktuelle Wirtschaftsdynamik des Landes bei.

Kryptowährungen: Der Bitcoin stabilisierte sich diese Woche unter der Marke von 70.000 USD. Seit Montag ist er um 0,7% gestiegen. Seit Anfang April sind die Mittelzuflüsse in die Bitcoin-Spot-ETFs gegenüber dem Vormonat deutlich zurückgegangen. Diese Woche flossen unter dem Strich sogar 28 Mio. USD aus den ETFs ab. Die Bitcoin-Euphorie hat sich also gelegt. Der Ether (ETH) tendierte vergangene Woche mit einem Plus von 0,25% praktisch seitwärts und schloss nahe der Marke von 3.450 USD. Nun richtet sich der Fokus der Anleger auf den Halving Day des Bitcoin, der voraussichtlich am 18. oder 19. April stattfinden wird. Dieser reduziert die Anzahl der Bitcoins pro Transaktionsblock um die Hälfte. Nach dem Halving werden also nicht mehr 6,25, sondern nur noch 3,125 Bitcoins an die Miner ausgeschüttet, die die Blöcke validieren. Miner mit schwacher Finanzlage könnten also in Schwierigkeiten geraten. In der Vergangenheit konnte der Bitcoin in den auf die Halbierung folgenden Monaten praktisch immer ein Kursplus erzielen. Erleben wir also auch diesmal eine Euphoriewelle? Die nächsten Wochen werden es zeigen.
Kurs und Volumen
Vorhang auf für die europäischen Stars
Nach einer lebhaften Woche für die Zentralbanken stehen nächste Woche die neuen Konjunkturindikatoren auf dem Programm, allen voran die US-Einzelhandelsumsätze (Montag) und die erste Schätzung zum chinesischen BIP im 1. Quartal (in der Nacht von Montag auf Dienstag). Außerdem werden rund vierzig Unternehmen mit einem Wert von über 50 Mrd. USD ihre Quartalsergebnisse präsentieren, darunter Goldman Sachs, UnitedHealth, Johnson & Johnson und Netflix in den USA sowie LVMH, ASML, Rio Tinto und L'Oreal in Europa. Doch zunächst wünschen wir Ihnen allen ein schönes Wochenende.
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.