Für die Finanzmärkte war es wegen des Feiertags Thanksgiving, an dem die Wall Street ruht, eine eher ruhige Woche, die erneut mit einem Plus endete. Vorausgegangen war die Bestätigung, dass sich das Tempo der Zinserhöhungen in den USA und in Europa bald verlangsamen könnte. Die Zentralbanken warnten allerdings, dass die Inflation noch lange nicht eingedämmt ist und weitere Zinsstraffungen erforderlich sein werden.
Wochenperformance*
DAX
14541  +0.76%Chart
STOXX EUROPE 600
440.73  +1.71%
Chart STOXX EUROPE 600
S&P 500
4026.12  +1.53%
Chart S&P 500
NIKKEI 225
28283.03  +1.37%
Chart NIKKEI 225
GOLD
1754.26$  +0.12%
Chart GOLD
BRENT OIL
83.79$  -4.45%
Chart BRENT OIL
EURO / US DOLLAR
1.04$  +0.62%
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

Manchester United (+44 %): Nachdem die Gerüchteküche zuletzt schon brodelte, bestätigte die Familie Glazer, dass sie derzeit ihre Beteiligung am britischen Fußballverein überdenkt. Das bedeutet: Falls sich ein Käufer mit einem guten Angebot findet, ist ein Verkauf wahrscheinlich.

Mirati Therapeutics (+25 %): Bloomberg News berichtete diese Woche, dass das Onkologieunternehmen offenbar von mehreren Pharmariesen umworben wird. Seit der große Konkurrent Seagen entschieden hat, unabhängig zu bleiben, hat das Interesse an Mirati zugenommen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) muss bis Mitte Dezember über Adagrasib, ein Medikament zur Behandlung von Lungenkrebs, entscheiden.

Burlington Stores (+24 %): Der Textileinzelhändler hat einen optimistischeren Ausblick für das Jahr 2023 abgegeben, was die Anleger beruhigte. Damit wollte man ihnen wohl auch die enttäuschenden Quartalsergebnisse erträglicher machen.

Warner Music (+17 %): Die Analysten begrüßten die Mitte der Woche vorgelegten Quartalsergebnisse sowie die Prognosesicherheit für die kommenden Geschäftsjahre.

Best Buy (+14 %): Auch hier gab es erfreuliche Ergebnisse. Der Einzelhändler übertraf die Erwartungen und hob daraufhin sein Umsatzziel für das Geschäftsjahr an, was am Markt natürlich gut ankam.

Siemens Energy (+10 %): Nach längerer Durststrecke setzt der deutsche Konzern sein Comeback fort. Die in der letzten Woche veröffentlichten Zahlen und die operative Disziplin überzeugen. Die Aktie hat innerhalb eines Monats um 44 % zugelegt - ein neuer Rekord bei europäischen Large Caps.

Dr. Martens (-24 %): Der Hersteller der bekannten Schuhe warnte davor, dass die unerwartet schwache Nachfrage im aktuellen Konsumumfeld auf die diesjährigen Margen drücken wird.

Jack in the Box (-16 %): Die Fastfood-Kette gab bei der Bekanntgabe ihrer Quartalszahlen einen zaghaften Ausblick auf das kommende Jahr, ohne die Erwartungen zu enttäuschen. Außerdem sieht sich die Gruppe durch die Übernahme von Del Taco höheren Kosten gegenüber.

TAG Immobilien (-15 %): Das deutsche Immobilienunternehmen kündigte diese Woche an, dass es zugunsten der eigenen Finanzkraft in diesem Jahr auf die Zahlung einer Dividende verzichten wird, und musste dafür kräftig Federn lassen. Ob es im Jahr 2023 eine Ausschüttung geben wird, ist noch unklar.

Intrum (-11 %): Das schwedische Unternehmen kündigte eine umfassende negative Anpassung bei einer seiner Beteiligungen an, was den Marktteilnehmern sehr missfiel. Das Research-Haus Nordea senkte seine Empfehlung von Kaufen auf Halten.

Crédit Suisse (-12 %): Für die Bank geht der Albtraum weiter: Sie rechnet für das 4. Quartal mit einem hohen Verlust. Trotzdem führte die Crédit Suisse eine Kapitalerhöhung von 4 Mrd. CHF durch und verschaffte sich damit ein Sicherheitspolster für die erfolgreiche Umsetzung ihrer Transformation.

Chart Rohstoffe
Rohstoffe

Energie: Die Ölmärkte stehen weiterhin unter Druck und gaben in der vergangenen Woche erneut nach. Die Europäische Union erwägt eine Preisobergrenze von 65 bis 70 USD für russisches Öl, das bereits mit einem deutlichen Abschlag gegenüber der Sorte Brent gehandelt wird (Urals-Öl steht derzeit bei rund 67 USD je Barrel). Daraus lässt sich schließen, dass sich die Preisobergrenze kaum auf die russische Ölproduktion auswirken dürfte. Diese wird in den nächsten Monaten also voraussichtlich nicht wesentlich zurückgehen, was zumindest teilweise die niedrigeren Ölpreise der letzten Tage erklärt. Die Nordseesorte Brent notiert bei ca. 86 USD, während die US-Referenzsorte WTI mit 79 USD pro Barrel gehandelt wird. Beim Erdgas pendelt der europäische Referenzpreis am niederländischen Handelsplatz TTF um die Marke von 123 EUR/MWh. Russland hat der Ukraine vorgeworfen, beim Transit durch ihr Staatsgebiet Gas abzuzweigen, das für die Republik Moldau bestimmt war. Gazprom droht daher, seine Lieferungen über die Ukraine zu drosseln.

Metalle: Industriemetalle verbilligten sich weltweit, da Beunruhigung über die neuen Coronabeschränkungen in China herrschte. Die erneute Ausbreitung des Coronavirus veranlasste die dortigen Behörden, mehrere Städte und Viertel wieder abzuriegeln. Der Markt muss also folglich noch etwas Geduld haben, bis sich die Metallnachfrage deutlich erholt. Eine Tonne Kupfer kostet an der LME aktuell etwas über 8.000 USD. Im Segment Edelmetalle verharrte der Goldpreis bei 1.750 USD. Der World Platinum Investment Council rechnet für nächstes Jahr zum ersten Mal seit 2020 wieder mit einem Platinmangel. Dabei verweist das Institut auf eine kräftige Nachfrage aus der Automobilindustrie (deren Bedarf gegenüber dem Vorjahr um 3,3 % steigen dürfte), während das globale Angebot voraussichtlich nur um 2 % zulegen wird. Derzeit notiert Platin bei etwa 985 USD je Tonne.

Agrarprodukte: Die Ukraine erwartet, dass sie 13 Millionen Tonnen Weizen in der Saison 2022/2023 exportieren wird und damit deutlich weniger als die 20 Millionen Tonnen im Vorjahr. Weizen notiert in Chicago unter der Marke von 800 Cent, Mais dagegen bei 660 Cent je Scheffel.

Chart Rohstoffe
Makroökonomie

Marktstimmung: Konfus aber positive Tendenz. Nach wie vor sprechen die Konjunkturindikatoren, die Zinsen und die Aktien jeweils eine ganz unterschiedliche Sprache. Wer blickt da noch durch? Die europäischen Einkaufsmanagerindizes von November haben die Prognosen der Ökonomen übertroffen. In den USA sind sie unverändert schwach, doch die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind besser als erwartet und das Verbrauchervertrauen hellt sich auf. Die Aktienmärkte profitierten davon, dass die Anleger positiv auf das Protokoll der letzten Fed-Sitzung reagierten. Sie lasen darin Anzeichen für eine etwas weniger starre Haltung der US-Notenbank mit Blick auf das Tempo der Zinsanhebungen. Ob sie richtig liegen, wird die wichtige Rede von Jerome Powell nächsten Mittwoch zeigen.

Devisen: Das Pfund Sterling hatte eine gute Woche und wertete gegenüber den meisten Währungen wieder auf. Die Devisenhändler erklären diese Dynamik mit den weiterhin sehr hohen Inflationszahlen in Großbritannien, denn so sieht sich die Zentralbank gezwungen, an der Zinsschraube zu drehen. Sie sind jedoch in Anbetracht der Wirtschaftslage in Großbritannien skeptisch, ob dieses Phänomen von Dauer sein wird. Der Kurs des Pfund Sterling liegt nun bei 1,2104 USD bzw. 1,1619 EUR. Der Euro holte gegenüber dem US-Dollar ebenfalls auf und erreichte ein Niveau 1,0418 USD, bevor er am Freitag wieder unter die Marke von 1,04 USD sank. Auch die chinesische Währung machte Boden gut, nachdem die Zentralbank des Landes erneut eingriff, um die lahmende Wirtschaft anzukurbeln.

Anleihen: In den USA geht der Anleihemarkt weiterhin davon aus, dass die US-Notenbank das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen wird. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries sank von 3,78 % vor einer Woche auf 3,71 %. In Erwartung einer deutlichen wirtschaftlichen Abkühlung, die allerdings auf sich warten lässt, sind auf der inversen Zinsstrukturkurve die Renditen kurzfristiger Schuldtitel nach wie vor höher als die von Langläufern. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen verharrt unter 2 %, obgleich sie am Freitag deutlich gestiegen ist. Französische Staatsanleihen pendelten sich im Bereich von 2,4 % ein, Schweizer Staatspapiere mit 10 Jahren Laufzeit werfen dagegen 1 % ab.

Kryptowährungen: Der Bitcoin steht noch immer unter dem Schock der FTX-Pleite. Diese Woche rückte die digitale Währung mit einem Plus von 1,73 % leicht in positives Terrain vor und bewegte sich bei Redaktionsschluss bei rund 16.500 USD. Nachdem das Vertrauen im Ökosystem der Kryptowährungen auf null gesunken war, wird es vermutlich viele Wochen dauern, bis der Markt für digitale Anlagen wieder für eine größere Zahl von Anlegern attraktiv wird. Während wir warten, dass der Optimismus in Bezug auf die Kryptowährungen zurückkehrt, arbeiten Amazon und Apple an der Produktion einer Serie bzw. eines Films über das Chaos bei der Kryptobörse FTX. Kryptobegeisterte dürften gespannt sein...

Termine: Nächste Woche stehen einige makroökonomische Daten auf dem Programm: Am Dienstag wird das Conference Board den aktuellen US-Verbrauchervertrauensindex veröffentlichen. Am Mittwoch erwarten wir dann die erste Schätzung zur Inflation in Europa im November, eine neue Prognose zum US-amerikanischen BIP im 3. Quartal, den JOLTS-Report des US-Arbeitsministeriums zur Anzahl offener Stellen und eine wichtige Rede des Fed-Präsidenten Jerome Powell. Am Donnerstag stehen in den USA die Verbraucherpreisinflation und der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe auf der Agenda. Am selben Tag treffen sich auch die OPEC-Staaten. Am Freitag wird sich Christine Lagarde zu Wort melden, außerdem werden die US-Arbeitsmarktdaten für November veröffentlicht.

Kurs und Volumen
Ruhe vor dem Sturm
Auf die Ruhe folgt der Sturm. Nach dem Feiertag in den USA wird nächste Woche eine Flut von Zahlen erwartet. Wenn der Black Friday und der Cyber Monday vorüber sind, werden die Marktteilnehmer erfahren, wie es um die Konsumlaune der US-Verbraucher steht.
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.