Die Finanzmärkte verbuchten diese Woche kräftige Verluste und litten unter schlechten Unternehmensergebnissen dies- und jenseits des Atlantiks sowie unter Sorgen über die Abkühlung der US-Wirtschaft. Die Erholung am Mittwoch nach der Rede von Jerome Powell, in der er eine mögliche Zinssenkung im September in Aussicht stellte, war also nur von kurzer Dauer. Der monatliche US-Arbeitsmarktbericht verfehlte die Erwartungen und sät zusätzliche Zweifel über die künftige Entwicklung der Zinsen und der US-Wirtschaft.
Wochenperformance*
DAX
17.661  -4,11 %Chart EURO / US DOLLAR
STOXX EUROPE 600...
497,85  -2,92 %
Chart STOXX EUROPE 600...
S&P 500
5.346,56  -2,06 %
Chart S&P 500
NIKKEI 225
35.909,7  -4,67 %
Chart NIKKEI 225
GOLD
2.442,08 $  +1,88 %
Chart GOLD
BRENT CRUDE OIL ...
77,38 $  -3,85 %
Chart BRENT CRUDE OIL ...
EURO / US DOLLAR
1,09 $  +0,53 %
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

TOPS

Paypal  +6,33 %: Nach einem starken 2. Quartal, das von höheren Zinsen auf Kundenguthaben und Zahlungen über unternehmenseigene Marken wie Braintree und Venmo gestützt wurde, hob der Zahlungsdienstleister seine Ziele für das Geschäftsjahr erneut an. Das Ergebnis stieg um 10% auf 1,13 Mrd. USD, der Umsatz um 8% auf 7,9 Mrd. USD. Der Gewinn je Aktie soll im laufenden Geschäftsjahr um 13-17% zulegen. Bisher hatte man mit einem Zuwachs von 5-10% gerechnet.

Meta Platforms +4,82 %: Der Mutterkonzern von Facebook, WhatsApp, Instagram und Messenger übertraf die Erwartungen und steigerte im 2. Quartal den Umsatz um 22% auf 39,1 Mrd. USD. Das operative Ergebnis kletterte um ganze 58% auf 14,8 Mrd. USD. Die Unternehmensgruppe erntet nun die Früchte der KI-Nutzung für das Targeting, das Ranking sowie die Ausspielung digitaler Werbung auf ihren Plattformen und erfreut sich einer starken Werbenachfrage. Mark Zuckerberg blickt sehr zuversichtlich auf die kommenden Quartale und geht davon aus, dass Meta AI auf dem besten Weg ist, bis zum Jahresende der weltweit meistgenutzte KI-Assistent zu werden.

St. James's Place +23,85 %: Der britische Finanzdienstleister kündigte nach sehr guten Halbjahreszahlen ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 32,9 Mio. GBP an. Der Gewinn stieg von 161,6 Mio. GBP im Vorjahr auf 165,1 Mio. GBP. Auch die Erträge aus Gebühren und Provisionen erhöhten sich auf 1,60 Mrd. GBP.

JDE Peet's  +15,72 %: Der Kaffee- und Teehersteller hob seine Prognosen zum Umsatzwachstum für das Jahr an, nachdem er die Erwartungen im 1. Halbjahr übertroffen hatte. Das organische Umsatzwachstum lag statt der erwarteten 2% bei 3,6%. Das Unternehmen erzielte ein beachtliches Wachstum von 11,8% in der LARMEA-Region (Lateinamerika, Russland, Naher Osten und Afrika). Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg von 581 Mio. EUR im Vorjahr auf 692 Mio. EUR.

Philips +9,94 %: Für den auf Gesundheitstechnologien fokussierten niederländischen Konzern geht es bergauf. Die Ergebnisse des 2. Quartals übertrafen die Analystenschätzungen und das Nordamerika-Geschäft ist robust. Das EBITDA legte um 11% auf 495 Mio. EUR zu.

Next +7,54 %: Der britische Bekleidungsfilialist erhöhte seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr, nachdem der Umsatz im 2. Quartal mit +3,2% unerwartet stark gestiegen war. Für das Geschäftsjahr rechnet man nun mit einem Vorsteuergewinn von 980 Mio. GBP. Zuvor waren 960 Mio. GBP prognostiziert worden. Der Umsatz zu unrabattierten Preisen übertraf im 2. Quartal mit einem Plus von 3,2% gegenüber dem Vorjahr die Erwartungen.

Klépierre +6,79 %: Der Betreiber von Einkaufszentren hat nach einem soliden 1. Halbjahr seine Zielvorgaben für das Geschäftsjahr angehoben. Die Nettomieteinnahmen stiegen um 6% auf 520,1 Mio. EUR. Klépierre erwartet nun für 2024 ein EBITDA-Wachstum von 5% (zuvor +4%) und einen operativen Netto-Cashflow je Aktie zwischen 2,50 und 2,55 EUR.

Teleperformance +4,44 %: Der Weltmarktführer für Business Process Outsourcing (BPO) bestätigte seinen Ausblick für das Geschäftsjahr, nachdem die Geschäftsdynamik im 2. Quartal angezogen hatte. Teleperformance rechnet für 2024 mit einem organischen Pro-forma-Umsatzwachstum von 2 bis 4% und einer Steigerung der EBITA-Marge aus dem wiederkehrenden Geschäft um 10 bis 20 Basispunkte.

Rolls-Royce +5 %: Der Triebwerkshersteller kündigte die erste Dividendenausschüttung seit der Coronapandemie an. Die Gewinnerwartungen für das Jahr wurden im Anschluss an die guten Ergebnisse hochgeschraubt. Das operative Ergebnis verdoppelte sich im 1. Halbjahr von 673 Mio. GBP im Vorjahr auf 1,15 Mrd. GPB. Der Umsatz erhöhte sich um 18% auf 8,9 Mrd. GBP.

FLOPS

Moderna -29,1 %: Das US-Biotechnologieunternehmen hat seine Umsatzprognose für 2024 für Corona-Impfstoffe und Vakzine gegen das respiratorische Synzytialvirus um bis zu 25% bzw. 1 Mrd. USD gesenkt, vor allem wegen der schwachen Aussichten in der EU. Der Konzern musste im 2. Quartal einen Nettoverlust von 1,3 Mrd. USD und einen Umsatzrückgang von über 30% gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. Darüber hinaus hat Moderna die Umsatzprognose für den verbleibenden Teil des Jahres auf 3 bis 3,5 Mrd. USD gesenkt. Die Schwächephase führt man auf die schleppenden Verhandlungen mit der EU über die Abnahmeverträge für den Corona-Impfstoff und ein verschärftes Wettbewerbsumfeld zurück. Dennoch setzt das Unternehmen auf die neuen mRNA- und RSV-Impfstoffe mRESVIA, die das Wachstum wieder ankurbeln sollen.

Rexel -14,07 %: Nach enttäuschenden Halbjahreszahlen hat der französische Elektrofachhändler seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr nach unten korrigiert. Das bereinigte EBITDA fiel um 21,6% auf 574,2 Mio. EUR und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten. Infolgedessen strebt Rexel nun das untere Ende der ursprünglich prognostizierten Bandbreite für den Umsatz und die bereinigte EBITDA-Marge an.

Société Générale -14,26 %: Nach Veröffentlichung enttäuschender Zahlen für das 2. Quartal erlebte die französische Großbank einen Kurssturz. Die Nettozinsmarge aus dem Privatkundengeschäft soll nun nur noch ca. 3,8 Mrd. EUR erreichen (zuvor 4,1 Mrd. EUR). Trotz eines Anstiegs des Nettobankergebnisses der Sparte um 1,1% ging das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 19% zurück. Die Risikokosten haben sich gegenüber dem Vorjahr auf 387 Mio. EUR verdoppelt. Die Bank verwies in diesem Zusammenhang auf ein Umfeld, das von einem steigenden Anteil verzinslicher Einlagen und einem verstärkten Wettbewerb auf dem Kreditmarkt geprägt ist. Die Sparte Großkunden und Investoren glich dies jedoch durch ein um 10% höheres Nettobankergebnis aus, das durch einen Anstieg der Aktienerträge um 24,4% getragen wurde. Insgesamt stieg das Nettobankergebnis auf Konzernebene um 6,3% auf 6,69 Mrd. EUR. Der Nettoüberschuss erhöhte sich um 23,7%. Damit wurden die Erwartungen übertroffen.

Heineken -10,28 %: Der niederländische Brauereikonzern verfehlte im 1. Halbjahr die Erwartungen. Das Betriebsergebnis stieg um 12,5%, während die Analysten mit +13,2% gerechnet hatten. Heineken musste infolge des Kursverfalls von China Resources Beer, an der die Niederländer 40% halten, eine hohe Wertberichtigung von 874 Mio. EUR vornehmen. Dennoch korrigierte das Unternehmen die Jahresziele nach oben. Demnach soll das operative Ergebnis um 4 bis 8% zulegen.

Intel -31,48 %: Der US-Halbleiterhersteller verzeichnete gegenüber dem Vorjahr einen drastischen Rückgang des Nettogewinns je Aktie um 85% (Prognose: -23%). Der Umsatz gab leicht um 100 Basispunkte nach. Das Unternehmen kündigte einen Restrukturierungsplan an, der Kostensenkungen, einen Personalabbau um über 15% und die Aussetzung der Dividende ab dem 4. Quartal vorsieht. Mit diesen radikalen Maßnahmen sollen die Wettbewerbsfähigkeit des Foundry-Geschäfts gegenüber TSMC gestärkt und der Rückstand bei der künstlichen Intelligenz aufgeholt werden. Darüber hinaus will der Konzern massiv in die Errichtung und den Ausbau von Werken in den USA investieren.

Christian Dior SE -5,41 %: Die LVMH-Aktie brach ein, nachdem die Zahlen des 1. Halbjahres die Erwartungen verfehlt hatten, und zog die französische Luxusgüter-Holding, die 42% der Aktien hält, mit hinunter. Der Nettogewinn von LVMH ist um 14% auf 7,3 Mrd. EUR gesunken. Erwartet worden waren 7,68 Mrd. EUR.

Chart Rohstoffe
Rohstoffe

Rohstoffe

Energie: Der Rohölpreis blieb auf Talfahrt und ist damit die vierte Woche in Folge gesunken. Die umfangreichen Käufe am Mittwoch angesichts der deutlichen Zunahme der Spannungen im Nahen Osten reichten nicht für eine Trendumkehr. Mit dem Tod des Hamas-Führers im Iran steigt das Risiko einer Eskalation zwischen dem Iran und Israel. Vorerst sind diese Spannungen für den Markt jedoch zweitrangig. Das Hauptaugenmerk liegt stattdessen auf der Nachfrage und der weltwirtschaftlichen Abkühlung. Das Kontrollgremium (JMMC) der OPEC+ ist zusammengekommen und hat keine Änderung der Politik des erweiterten Ölkartells empfohlen. Die Nordseesorte Brent kostet derzeit ca. 76,90 USD, während das US-Pendant WTI im Bereich von 73,50 USD je Barrel gehandelt wird.

Metalle: Die Konsolidierung im Segment Industriemetalle geht weiter. Die aktuellen Zahlen aus China wecken nicht das Interesse der Finanzmarktteilnehmer für Metalle. Das erklärt die Schwäche von Kupfer, das in London mit einem Spot-Preis von 9.052 USD notiert. Gold behauptete sich dagegen gut. Günstig wirkten sich die zunehmende Risikoaversion und der Rückgang der US-Anleiherenditen aus. Der Goldpreis kratzt an seiner historischen Höchstmarke und notiert bei rund 2.440 USD.

Agrarprodukte: Die verbesserten Ernteprognosen in den USA drücken auf die Getreidepreise in Chicago. Die gesenkten Prognosen zur Weizenernte in der Ukraine änderten nichts daran. So gaben die Preise weiter nach, auf 530 Cent für einen Scheffel Weizen (Fälligkeit September) und 400 Cent für einen Scheffel Mais.
Chart Rohstoffe
Makroökonomie

Marktstimmung: Nie ist es recht. Die Anleger hätten zufrieden sein können mit der Bestätigung einer ersten Zinssenkung in den USA im September bzw. zwei weiteren Lockerungen bis zum Jahresende. Sie hätten sich darüber freuen können, dass der Anleihemarkt endlich einmal auf einer Linie mit dem Aktienmarkt war und die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen unter die Marke von 4% sank. Aber nein! Das Gespenst von der wirtschaftlichen Abkühlung kehrte plötzlich zurück und die Spannung stieg rasant. Angesichts der mittelmäßigen US-Konjunkturdaten, der politischen und Handelsspannungen, der nicht in Schwung kommenden chinesischen Wirtschaft und der Verschlechterung der Lage der Verbraucher wird die Liste der Widrigkeiten immer länger. Der heute veröffentlichte monatliche US-Arbeitsmarktbericht zeigt, dass die Stellen außerhalb der Landwirtschaft um 114.000 statt erwarteter 175.000 gestiegen sind, die Arbeitslosenquote auf 4,3% geklettert ist (Prognose: 4,1%) und sich die Stundenlöhne um 0,2% erhöht haben (Prognose +0,3%).

In Europa schloss sich die Bank of England der EZB an und senkte den Leitzins, um den Konjunkturaufschwung zu unterstützen. In Asien erlebte Japan eine schwierige Woche, nachdem die Bank of Japan ihren geldpolitischen Kurs gestrafft hatte. Obgleich viele damit gerechnet hatten, brach die Börse in Tokio ein. Die Anleger zeigen sich besorgt über die Auswirkungen der bevorstehenden Verengung der Zinsdifferenz zwischen den USA und Japan, die einer Aufwertung des Yen gleichkommt und Verwerfungen bei den Carry-Trades erwarten lässt.

Kryptowährungen: Der Bitcoin ist diese Woche über 5% gefallen und notiert nun bei rund 64.800 USD. Die am US-Markt eingeführten Bitcoin-Spot-ETFs verzeichneten sehr niedrige Zuflüsse, was darauf hindeutet, dass institutionelle Anleger den Bitcoin diese Woche links liegen ließen. Noch schlechter lief es für die am 23. Juli aufgelegten Ethereum-Spot-ETFs, die unter dem Strich Mittelabflüsse in Höhe von 115 Mio. USD verbuchten. Der Ether (ETH) verlor diese Woche 3,56% an Wert, nachdem er bereits in der vergangenen Woche 7,5% abgeben musste. Infolgedessen liegt der ETH-Kurs aktuell bei ca. 3.150 USD und damit mehr als 50% unter dem Ende 2021 erreichten historischen Höchststand von rund 4.800 USD. Solana (SOL) fiel um 11% auf 164 USD, der Binance Coin (BNB) um 1,6% auf 574 USD.

Kurs und Volumen
Quo vadis USA?
Die Sorgen über die Entwicklung der US-Wirtschaft nehmen zu. Daher rückt der ISM-Index für den Dienstleistungssektor im Juli, der am Montag ansteht, stärker in den Mittelpunkt. Ebenfalls mit Spannung erwartet werden die Inflation und die Erzeugerpreise in China für Juli, die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag veröffentlicht werden. Der Zahlenreigen der Unternehmen verlangsamt sich nächste Woche, doch es stehen noch einige wichtige Veröffentlichungen an. So zum Beispiel von Novo Nordisk, Infineon, Siemens, Deutsche Telekom und Allianz in Europa sowie von Berkshire Hathaway, Caterpillar, Amgen, Uber, Costco, Walt Disney und Eli Lilly in den USA. Wir wünschen Ihnen allen ein schönes Wochenende.
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.