Angesichts der im Wochenverlauf von den Zentralbanken verkündeten Entscheidungen sind die Anleger überzeugter denn je, dass die Zinssenkungen nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Schweizerische Nationalbank preschte vor, um die Frankenstärke abzufedern. Die US-Notenbank Fed, die Europäische Zentralbank und die Bank of England dürften in den nächsten drei bis vier Monaten nachziehen. Einzige Ausnahme ist Japan: Hier wurden die Zinsen erstmals seit der Finanzkrise 2008 angehoben. Doch die Märkte hatten diese Entscheidung erwartet und reagierten gelassen. Die Finanzwelt schätzt ihr Lieblingsszenario als immer wahrscheinlicher ein, sodass einige Indizes im Wochenverlauf neue Höchststände erreichten. Keine Neuigkeiten sind gute Neuigkeiten, wenngleich die Stimmung am Freitag etwas unsicherer war.
Wochenperformance*
DAX
18205  +1.50%Chart
STOXX EUROPE 600
509.64  +0.96%
Chart STOXX EUROPE 600
S&P 500
5234.18  +2.29%
Chart S&P 500
NIKKEI 225
40888.43  +5.63%
Chart NIKKEI 225
GOLD
2164.70$  +0.38%
Chart GOLD
BRENT OIL
85.05$  +0.16%
Chart BRENT OIL
EURO / US DOLLAR
1.08$  -0.72%
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

TOPS

Astera Labs (+72%), Reddit (+50%), Galderma (+15%): Die Börsengänge, die in dieser Woche im Fokus standen, verliefen erfolgreich. Astera Labs, das auf Konnektivitätshardware für Datenverarbeitungszentren spezialisierte neue KI-Juwel, schoss an der Nasdaq in die Höhe, da sich die Märkte von der Branche begeistert zeigten. Auch das auf Foren spezialisierte soziale Netzwerk Reddit, das unter anderem das Unterforum WallStreetBets betreibt, profitierte von dem Zauberwort, denn das Unternehmen verwies auf die KI als Wachstumstreiber für das Geschäft. Dritter im Bunde ist der Schweizer Dermatologiekonzern Galderma, der zum Redaktionsschluss mit fast 14,5 Mrd. CHF bewertet war und für das laufende Geschäftsjahr mit seinen dermatologischen Präparaten ein Umsatzwachstum von 7 bis 10% anstrebt. 

Esso (+28%): Das französische Raffinerie-Unternehmen, eine Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Mineralölkonzerns ExxonMobil, sorgte bei seinen Aktionären für eine positive Überraschung. Mit Veröffentlichung der Geschäftsjahreszahlen gab Esso in dieser Woche neben der ordentlichen Dividende von 3 EUR die Ausschüttung einer Sonderdividende in Höhe von 12 EUR bekannt. Zudem erzielte das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr in einem Umfeld mit sinkenden Raffineriemargen eine solide operative Performance. Die Aktie hat seit Jahresbeginn über 100% an Wert hinzugewonnen.


Micron Technology (+18%): Und noch einmal das Thema künstliche Intelligenz: Der US-Speicherchiphersteller ist Zulieferer von Nvidia und konnte im abgelaufenen Quartal dank der starken Produktnachfrage den Umsatz überraschend um 57,7% steigern und einen unerwartet hohen Gewinn ausweisen. Zudem legte das Unternehmen einen vielversprechenden Ausblick für das laufende Quartal vor und profitierte von den Aufwärtskorrekturen der Analysten. Micron Technology veröffentlichte als erstes Unternehmen der Branche seine Geschäftszahlen. Mit diesen zog es auch seine kleineren Mitbewerber Advanced Micro Devices und Broadcom nach oben.

Orpéa (+15%): Von diesem ansehnlichen Kursplus sollte man sich nicht täuschen lassen. Der französische Alten- und Pflegeheimbetreiber hat strategisch nichts verändert, will aber die rufschädigenden Skandale hinter sich lassen und nimmt deshalb einen neuen Namen an (Emeis). Offiziell spricht man von einer "Transformation unter Wahrung der Kontinuität". Zudem hat die Gruppe einen Reverse Split (Zusammenlegung von Aktien) von 1000 zu 1 durchgeführt. Genauer betrachtet sind das aber keine beeindruckenden Neuigkeiten.


Siemens Energy (+15%): Die Aktie des deutschen Energieunternehmens erholte sich deutlich. Nachdem die Onshore-Windturbinen im vergangenen Jahr wegen gravierender Qualitätsprobleme vom Markt genommen werden mussten, soll die Auslieferung einer revidierten Version der Turbinen nun so schnell wie möglich wieder anlaufen. Ein konkretes Startdatum gab Siemens Energy jedoch nicht bekannt. Zudem verlieh die Bank of America dem Konzern weiteren Aufwind, denn die Analysten des Kreditinstituts veröffentlichten eine Liste börsennotierter Unternehmen, die von den bevorstehenden großen globalen Transformationen profitieren dürften. Siemens Energy ist darin im Segment Netztechnologien aufgeführt. Seit Jahresbeginn verzeichnet das Unternehmen ein Kursplus von 35%.


Zalando (+11%): Angesichts der Inflation und einer sinkenden Nachfrage wies der deutsche Online-Modegigant einen Rückgang des Bruttowarenvolumens um 1,1% sowie Umsatzeinbußen von 1,9% aus. Das bereinigte EBIT stieg indes um 89,5%. Zalando prognostiziert außerdem für das laufende Geschäftsjahr ein wieder anziehendes Umsatzwachstum, denn das Unternehmen setzt auf das obere Preissegment, den B2B-Bereich und die neuen Dienstleistungen, wie die virtuelle Anprobe mithilfe der Zauberformel KI. Nach dieser Meldung stuften die Analysten der DZ Bank ihre Empfehlung von Halten auf Kaufen hoch.


Grifols (+6%): Dem spanischen Arzneimittelhersteller geht es (etwas) besser. Dem Konzern hatte der Leerverkäufer Gotham City Research in diesem Jahr bereits drei Mal Bilanzmanipulation und mangelhafte Unternehmensführung unterstellt. Nun hat die spanische Regulierungsbehörde das Unternehmen vorerst von allen Vorwürfen entlastet. Die Behörde habe in den Konzernabschlüssen für die Jahre 2018 bis 2022 keine wesentlichen Fehler festgestellt, das Unternehmen jedoch aufgefordert, in den Berichten noch vorhandene lückenhafte Angaben innerhalb von zwei Wochen zu vervollständigen.

FLOPS

Lululemon (-15%): Nachdem der Sportbekleidungshersteller einen enttäuschenden Ausblick vorgelegt hatte, stürzte die Aktie zum Wochenschluss ab. Zeitgleich veröffentlichte auch Nike seine ebenfalls verhaltene Prognose. Da Lululemon großzügig bewertet ist, kann sich das Unternehmen eigentlich keine Wachstumsdellen leisten, da sonst seine Popularität - und damit der Börsenbonus - schnell dahin sein könnte.

Kering (-15%), Compagnie Financière Richemont (-7%), Burberry (-6%), Christian Dior (-5%): Die europäische Luxusgüterbranche wurde kalt erwischt. Kering machte die miserable Entwicklung seiner Hauptmarke Gucci sowie die dürftige Nachfrage aus China zu schaffen. Folglich gab der Konzern diese Woche bekannt, dass er für das 1. Quartal einen Umsatzrückgang um rund 10% erwarte. Nach einem für Kering bereits schwierigen Jahr 2023 zog diese bittere Pille die Aktien der Luxusgüterkonzerne nach unten. Sogar der Branchenführer LVMH gab im Verlauf der Woche um 3% nach. Die Uhrenexporte schrumpften im Februar um 3,8% gegenüber dem Vorjahr, was in der Folge die Uhrenhersteller belastete.

Dino Polska (-11%): Der polnische Einzelhandelskonzern hatte im vergangenen Geschäftsjahr Schwierigkeiten, seine EBITDA-Marge zu stabilisieren. Zudem veröffentlichte er für 2024 einen verhaltenen Ausblick, sodass er beim Markt in Ungnade fiel. Die Analysten verweisen darauf, dass Discounter am polnischen Markt auf dem Vormarsch sind, denn das schwächelnde Wirtschaftswachstum belastet die Verbraucher.

Microstrategy (-10%): Der Kurs der Microstrategy-Aktie vollzieht die Schwankungen des Bitcoin nach. Der Softwareentwickler folgte der Königin der Kryptowährungen, die nach einem Allzeithoch über 15% einbüßte. Das bereitete dem Unternehmen jedoch keinen Verdruss, denn man nutzte den Rücksetzer, um sich mit weiteren 9.245 Bitcoins im Wert von 623 Mio. USD einzudecken. Zur Finanzierung des Kaufs legte der Konzern Wandelanleihen im Volumen von rund 604 Mio. USD auf - bereits die zweite Emission innerhalb einer Woche, was den Kurs ebenfalls belastete.

Chewy (-8%): Die Quartalszahlen des auf Heimtierbedarf spezialisierten US-Unternehmens lagen über den Analystenschätzungen (Anstieg von Absatz und Margen). Der Markt strafte jedoch die zurückhaltenden Prognosen des Unternehmens ab. Aufgrund des Inflationsdrucks rechnet der Konzern im 1. Quartal mit einem Umsatz unter den Erwartungen sowie mit einer stagnierenden Zahl der aktiven Kunden, nachdem diese in den Jahren 2022 und 2023 um 1,2% bzw. 1,6% gesunken war. Auch die Anschaffung von Haustieren dürfte prozentual zurückgehen.
Chart Rohstoffe
Rohstoffe

Energie: Für den Ölpreis ging es weiter bergauf. Er zeigt sich nach wie vor anfällig für eine Verschärfung der geopolitischen Spannungen in der Ukraine und im Nahen Osten. Die ukrainischen Streitkräfte nahmen erneut Erdölraffinerien in Russland unter Beschuss, was Fragen zur Versorgungssicherheit aufwirft. Derweil rechnet die Internationale Energieagentur verglichen mit der vorherigen Prognose mit einer Verengung des Rohölmarktes. Gleichzeitig gingen die US-Ölvorräte in dieser Woche um 2 Millionen Barrel zurück. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich auf ca. 85 USD, das US-Pendant WTI notiert im Bereich von 80,80 USD.

Metalle: Industriemetalle waren diese Woche auf Konsolidierungskurs und entwickelten sich in den letzten Handelstagen aufgrund des starken US-Dollars insgesamt uneinheitlich. Eine Tonne Kupfer kostet etwa 8.870 USD, Aluminium 2.200 USD und Zink rund 2.465 USD. Gold zeigte einen ähnlichen Trend und verbilligte sich leicht auf 2.150 USD.

Agrarprodukte: Der Maispreis setzte seine Abwärtstendenz in Chicago fort und verharrte pro Scheffel bei rund 440 Cent. Der Weizenpreis entwickelte sich neutral, legte aber leicht zu und erreichte die Marke von 540 Cent je Scheffel.
Chart Rohstoffe
Makroökonomie

Marktstimmung: Alles unter Kontrolle. Das Konzert der Zentralbanken konnte die Anlegerstimmung nicht trüben - ganz im Gegenteil: Die US-Notenbank Fed spielte die erwartete Partitur und stellte eine erste Zinssenkung ab Juni in Aussicht. Diese Ausrichtung korreliert gut mit dem von der CME Group entwickelten FedWatch Tool, das die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung bis zum Sommer auf über 75% schätzt. Offenbar sind Jerome Powell und seine Amtskollegen nicht übermäßig besorgt über die jüngsten Inflationsdaten, zumal sie die Gelegenheit nutzten, ihre Wachstumsprognosen für das laufende Jahr anzuheben. Angesichts der robusten Konjunktur, der anstehenden Zinssenkungen und der rückläufigen Inflation bestehen gute Voraussetzungen für eine anhaltende Rally an den Aktienmärkten. Trotz der Ankündigungen der US-Notenbank hat sich die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen entgegen der aktuellen Euphorie nur leicht unterhalb der Widerstandslinie von 4,35% konsolidiert. Aus unserer Sicht könnte nur ein Durchbrechen der Marke von 4,07% das Ende der seit Dezember letzten Jahres anhaltenden Erholung markieren.

Am Devisenmarkt waren in dieser Woche drei wichtige Entwicklungen zu beobachten: Zum einen verzeichnete der US-Dollar einen deutlichen Aufwärtstrend gegenüber dem Yen - trotz der geringfügigen Zinsanpassung durch die Bank of Japan. Zum anderen wertete der Greenback auch gegenüber dem chinesischen Yuan auf. Und schließlich zog der Euro gegenüber dem Schweizer Franken an - als logische Konsequenz der Leitzinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank.


Kryptowährungen: Der Bitcoin (BTC) musste diese Woche einen herben Rückschlag hinnehmen: Er fiel um über 7% auf rund 63.000 USD. Nach dem Anstieg um 43% im Februar und um 48% seit Jahresbeginn war aber mit einer Abwärtskorrektur und Gewinnmitnahmen zu rechnen. Erstmals verzeichneten die Bitcoin-Spot-ETFs, die noch zu Jahresbeginn maßgeblich zur BTC-Rally beigetragen hatten, vier Tage in Folge Nettoabflüsse. Insgesamt wurden seit Montag 863 Mio. USD abgezogen, was natürlich zum Verkaufsdruck auf den Bitcoin beitrug. Ungeachtet dessen verwalten die zehn Bitcoin-Spot-ETFs noch immer ein Vermögen von 53,76 Mrd. USD, entsprechend 4,18% aller im Umlauf befindlichen Bitcoins. Der Einbruch des Bitcoin hat wenig überraschend auch andere große Kryptowährungen in Mitleidenschaft gezogen. Dies galt für den Ether (ETH), der um 9% auf 3.310 USD nachgab, ebenso wie für Binance Coin (BNB), der 4% verlor und auf etwa 545 USD sank, sowie Solana (SOL) mit einem Rückgang von 16% auf 168 USD.
Kurs und Volumen
No news is good news
Einige Märkte sind am Freitag (29. März) und Montag (1. April) wegen Ostern geschlossen. Bei den Konjunkturdaten erwarten die Anleger mit Spannung eine Reihe von US-Indikatoren (Immobilien, Verbrauchervertrauen, letzte BIP-Schätzung usw.). Den Höhepunkt bildet am Freitag die US-Verbraucherpreisinflation für Februar und kurz danach steht zum Abschluss der Woche eine Rede von Jerome Powell auf dem Programm. Unternehmensergebnisse sind nur noch vereinzelt zu erwarten. Am Osterwochenende werden in Europa die Uhren auf Sommerzeit umgestellt: drei Wochen später als in Nordamerika, sodass dann wieder der übliche Zeitunterschied gilt. Wir wünschen Ihnen allen ein schönes Wochenende.
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.