Samstag
12. Juni
Börsen-Update der Woche
intro Zum Wochenschluss zeigte sich an den Finanzmärkten aufgrund der unveränderten Haltung der EZB und der steigenden Inflation in den Vereinigten Staaten ein gemischtes Bild. Die Risikofreude und die Sektorrotation halten an, da die Marktteilnehmer offenbar davon ausgehen, dass der Inflationsschub nur vorübergehender Natur ist, wie auch die US-Notenbank Fed seit mehreren Wochen verlauten lässt. Die kommenden Mittwoch anstehende Sitzung zur Geldpolitik dürfte daher im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen und könnte die Volatilität wieder anfachen.
Indizes

In Asien blieben der Nikkei und der Shanghai Composite diese Woche stabil, während der Hang Seng leicht um 0,1 % nachgab.

In Europa ragte der CAC 40 heraus und bewegte sich weiter auf Rekordkurs. In den vergangenen fünf Tagen rückte er um 1,25 % vor. Dagegen büßte der DAX 0,1 % ein. Der FTSE 100 konnte 0,9% an Boden gutmachen. In den Peripherieländern der Eurozone legte der italienische Leitindex um 0,6 % zu, sein spanisches Pendant zeigte mit 1,2 % die beste Wochenperformance und der portugiesische Index verzeichnete einen leichten Anstieg um 0,1 %.

Jenseits des Atlantiks profitierten vor allem Technologiewerte, was den Nasdaq 100 um 1,3 % nach oben klettern ließ. Der S&P 500 stieg um moderate 0,2 % und erreichte damit einen neuen Höchststand. Der Dow Jones sank dagegen um 0,9 %.
Rohstoffe

Die US-Rohölsorte WTI notiert wieder über 70 USD und die Sorte Brent kostet 72,60 USD pro Barrel. Die Preise werden nach wie vor durch die fortschreitende Erholung der Wirtschaft gestützt, aber auch durch ein besseres Produktionsmanagement der Opec+. Zusätzlichen Auftrieb erhielten die Ölmärkte nach der Veröffentlichung des Prognoseberichts der Internationalen Energieagentur (IEA), die erwartet, dass die globale Nachfrage bis Ende 2022 wieder das Rekordniveau des vierten Quartals 2019 erreichen und danach sogar übertreffen wird. Ende 2019 lag die Produktion bei 100,5 Millionen Barrel pro Tag.

In den letzten Tagen kam es jedoch nicht an den Ölmarkten, sondern vor allem bei einigen Agrarrohstoffen zu den größten Bewegungen. Insbesondere der Maispreis zog an, denn dem US-Landwirtschaftsministerium (USDA) zufolge sind die Lagerbestände aufgrund der starken Nachfrage aus dem Ethanol- und Exportsektor zuletzt auf ein Achtjahrestief gefallen. Soja verzeichnete dagegen nach einigen Ausschlägen nach oben wieder einen Rückgang. Grund dafür waren laut USDA steigende Lagerbestände, nachdem die Nachfrage preisbedingt zurückgegangen war.

Globaler Rohstoffindex CRB

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Aktien

Sartorius Stedim Biotech (DIM)

Die Aktie der auf Spitzentechnologien für den Biotechsektor spezialisierten Gesellschaft machte in den letzten fünf Tagen einen Kurssprung um 8,5 %, nachdem Biogen, das zu den Kunden von Sartorius zählt, in den USA die Zulassung für sein Alzheimer-Medikament erhalten hatte. Das 34 Milliarden EUR schwere Unternehmen setzte damit seinen Höhenflug fort und kann seit Anfang 2020 mit einer Wertsteigerung um 150 % aufwarten.

Das Unternehmen aus Südfrankreich zählt klar zu den Corona-Gewinnern. Obwohl die Pandemie den Pharma- und Biotechsektor vor einige Herausforderungen gestellt hat, erzielte Sartorius ein Umsatzwachstum von knapp 35 %, das auch auf die hohe Nachfrage nach Laborprodukten im Zusammenhang mit COVID-19 zurückzuführen war. In Bereichen ohne Coronabezug wurde die medizinische Forschung hingegen aufgrund der Hygieneauflagen ausgebremst.

Sartorius Stedim generiert ein beeindruckendes Wachstum: Die Gruppe konnte in den letzten zehn Jahren ein Umsatzplus von durchschnittlich 16 % pro Jahr verbuchen und erwartet für 2021 sogar einen Zuwachs von 38 %. Die guten Fundamentaldaten haben allerdings ihren Preis, wird die Aktie doch zum 69-fachen Nettogewinn gehandelt.

Kursverlauf der Sartorius Stedim Biotech-Aktie

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Anleihen

Am Zinsmarkt zeigten sich diese Woche alle Anzeichen für eine hohe Risikobereitschaft, die Prognosen wurden jedoch nicht erreicht. Insbesondere am Donnerstag galt das Hauptaugenmerk der Anleger zwei Ereignissen: der Veröffentlichung der Inflationsdaten des Monats Mai in den Vereinigten Staaten und der Sitzung der Europäischen Zentralbank. Völlig unerwartet ging die Volatilität trotz der in den USA noch immer überhitzten Verbraucherpreisentwicklung zurück. Die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen schmolz auf 1,43 % ab. In der Vorwoche hatte sie noch bei über 1,6 % gelegen.

Auch an den europäischen Anleihemärkten zeigten sich rückläufige Tendenzen. Französische Staatsanleihen notieren nur noch bei 0,09 %, Schweizer Bundesobligationen und deutsche Bundesanleihen liegen weiterhin im Negativbereich zwischen -0,25 % und -0,30 %. In Südeuropa stagnieren 10-jährige italienische und griechische Staatsanleihen bei 0,76 %, die Rendite der spanischen Papiere liegt bei 0,32 %. Japanische Staatsanleihen erreichen aktuell 0,02 % und britische Papiere rentieren mit 0,69 %.
Devisen

Die Teilnehmer an den Aktienmärkten beklagen bereits seit einigen Wochen, dass sich nicht viel tut. Doch wie sieht es an den Devisenmärkten aus? Der EUR/USD-Kurs stagniert bei 1,21/1,22 USD, da sich die aktuell gegenläufigen Faktoren neutralisieren.

Das Pfund Sterling schien zunächst weiter Fahrt aufzunehmen. Doch dann geriet etwas Sand ins Getriebe, nicht zuletzt aufgrund der Befürchtung einer Verschlimmerung der Pandemie, die den wieder angesprungenen Konjunkturmotor in Großbritannien ausbremsen würde. Das britische Pfund notiert aktuell bei 1,41605 USD.

Allerdings zeigt sich beim russischen Rubel nach wie vor eine gewisse Dynamik. Dieser wertete gegenüber dem US-Dollar und dem Euro (auf 87,175 RUB) auf, nachdem in Russland die Inflationsrate im Mai mit 6 % deutlich gestiegen war. Die russische Notenbank hat gestern, wie von den Volkswirten erwartet, den Leitzins von 5 % auf 5,5 % angehoben.

Auch die türkische Lira erholte sich im Vorfeld eines Treffens zwischen Joe Biden und Recep Tayyip Erdogan gegenüber dem Greenback leicht auf 8,342 TRY. Marktbeobachter prognostizieren für die türkische Währung jedoch in den kommenden Monaten eine eher negative Entwicklung.
Konjunkturdaten

Die Inflationsentwicklung steht weiterhin im Fokus.
In China stieg der Erzeugerpreisindex deutlich um 9 % und der Verbraucherpreisindex legte um 1,3 % zu. Die Handelsbilanz lag mit 296 Milliarden Yuan ebenfalls über den Erwartungen.

In Deutschland gingen die Auftragseingänge in der Industrie um 0,2 % zurück und die Industrieproduktion um 1 %. Der ZEW-Konjunkturindex sank auf 79,8 Punkte (Vormonat: 84,4 Punkte). Der Index der Großhandelsverkaufspreise stieg um 1,7 % (Analystenschätzung: 0,9 %; Vormonat: 1,1 %).
In der Eurozone sank das BIP um 0,3 %.

Auch aus den USA gab es nur wenige wegweisende Nachrichten: Die Handelsbilanz entsprach den Erwartungen, und die Öllagerbestände gingen zurück (um 5,2 Millionen Barrel) - ebenso wie die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die sich in der Berichtswoche auf 376.000 beliefen. Überraschend fiel der Anstieg des Verbraucherpreisindex um insgesamt 0,6 % aus (0,7 % ohne Nahrungsmittel und Energie).
Fehlende Impulse

Seit mehr als einem Jahr zeigen sich die Indizes in Hochform, scheinen nun aber auf der Suche nach neuen Impulsen und Antworten auf aktuelle Fragen zu sein, insbesondere in Bezug auf die Inflationsentwicklung. Der Verbraucherpreisindex hat im Mai die Erwartungen übertroffen und ist in den USA gegenüber dem Vorjahr um 5 % gestiegen. Zwar dürfte der Preisanstieg zu einem Großteil auf Basiseffekte zurückzuführen sein. Es gibt jedoch auch Anzeichen, dass langfristigere Faktoren preistreibend wirken könnten. Dies scheint die Marktteilnehmer jedoch nicht sonderlich zu beunruhigen, und die Märkte tendieren bei niedrigem Handelsvolumen weiterhin seitwärts oder aufwärts.