Samstag
28. August
Börsen-Update der Woche
intro In dieser Woche galt die volle Aufmerksamkeit der Anleger dem Freitag: Mit Spannung wurde die Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell auf dem Symposium in Jackson Hole zur weiteren Geldpolitik der Fed erwartet. Dabei lagen die Prognosen weitgehend richtig, denn Powell bestätigte, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit noch in diesem Jahr zu einer ersten Reduzierung des Anleihekaufprogramms der Fed kommen dürfte. Er betonte, dass sich dieser Schritt nicht notwendigerweise unmittelbar auf den Leitzins auswirke und es auf ein besonnenes Vorgehen ankomme. Die Geldpolitik soll also so lange wie möglich wirtschaftsfreundlich bleiben, auch wenn gewisse Anpassungen notwendig sind. Die Märkte reagierten auf die Ankündigung zunächst positiv - unter dem Eindruck, dass Powell nichts überstürzen will. Seinen Kritikern zufolge habe er aber durch sein eher unklares Auftreten eine große Chance zur Stärkung der Position der Notenbank verspielt.
Indizes

Die Woche war geprägt von einer abwartenden Haltung - der DAX schloss fast unverändert. Der deutsche Leitindex steht kurz vor einer kleinen Revolution, denn im September soll er von 30 auf 40 Unternehmen erweitert werden. Im Gegenzug wird die Zahl der im MDAX vertretenen Werte von 60 auf 50 sinken. Letzterer verbuchte in dieser Woche ein leichtes Plus. Gleiches gilt für den SDAX, der ebenfalls zulegen konnte. Für Nagarro (siehe unten), Basler, die Sartorius AG und Shop Apotheke verlief die Woche positiv. Bei Hapag-Lloyd nahmen die Anleger trotz des für die Seefracht weiterhin günstigen Umfelds erneut Gewinne mit. Verliererin der Woche ist die DWS, die Vermögensverwaltungsgesellschaft der Deutschen Bank, gegen die die US-Börsenaufsicht wegen des Verdachts des Greenwashings ihrer Finanzprodukte ermittelt.

In Asien rückten der Nikkei, der Shanghai Composite und der Hang Seng um 2,3 %, 2,8 % bzw. 2,2 % vor. Die meisten europäischen Märkte konnten nur wenig zulegen. Die US-Indizes erzielten leichte Zugewinne und markierten damit einmal mehr neue Rekorde (Stand: Freitagnachmittag).

Auf Monatssicht konvergierende Indexentwicklung: CAC 40 büßt Vorsprung nach Kurseinbruch der Luxusaktien ein

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Rohstoffe

Die Ölpreise bewegten sich erneut nahe der Marke von 70 USD pro Barrel. Die Marktteilnehmer suchen beständig selbst nach den kleinsten Hinweisen, mit denen sie ihre Prognosen an die Entwicklung der Nachfrage anpassen können. Diese hatte zuletzt unter der neuen Pandemiewelle gelitten. Gleichzeitig beobachtet der Markt den Verlauf des Tropensturms im Golf von Mexiko, der zur temporären Außerbetriebnahme von Ölplattformen führen und sich so auf die US-Fördermengen auswirken könnte.

Die Edelmetallfans werden weiter auf eine Geduldsprobe gestellt, denn der Goldpreis liegt seit Langem stabil bei etwa 1.800 USD je Feinunze. Kaum besser sieht es bei Silber, Platin und Palladium aus, die derzeit nahe ihrer Jahrestiefststände notieren. Bei den Industriemetallen stützen die Lieferengpässe der großen Minen in Chile den Kupferpreis, der aktuell bei 9.300 USD je Tonne liegt.

Im Agrarbereich führten optimistischere Prognosen für die Weizenproduktion in Russland zu einer Entspannung am Weizenmarkt, in deren Folge die Preise in Chicago gegenüber dem Vorjahr um fast 35 % stiegen.
Aktien

Diese Woche liegt der Fokus auf einer Mid-Cap-Aktie, die in der breiten Öffentlichkeit bisher eher unbekannt ist, doch von Stockpicking-Spezialisten bereits registriert wurde: Nagarro ist ein weltweit agierendes Unternehmen für digitale Produktentwicklung, das in wachstumsstarken Segmenten tätig ist und über ein hohes Maß an Kompetenz bei disruptiven Technologien verfügt. Das Unternehmen genießt bei seinen Kunden einen guten Ruf und ist in Indien ein bedeutender Player in der Softwareentwicklung. Nagarro wurde im vergangenen Dezember nach der Abspaltung von Allgeier an die Börse gebracht. Seither verzeichnet die Aktie einen unaufhaltsamen Aufwärtstrend, denn der Kurs stieg von 69 EUR am 16. Dezember auf den neuen Höchststand von 144 EUR am Donnerstag, entsprechend einer Marktkapitalisierung von 1,7 Mrd. EUR. Nachdem Nagarro Mitte August starke Quartalszahlen veröffentlichte und sich das Technologiesegment in Frankfurt nach einem leichten Durchhänger Mitte Juni sehr solide entwickelt hatte, legte der Kurs in dieser Woche erneut über 10 % zu. Seit Beginn des Sommers verzeichnete auch der TECDAX ein Plus von 20 %. Bei Nagarro gehen die Bewertungskennzahlen gerade durch die Decke, obgleich sie vor allem auf einem beeindruckenden Umsatzwachstum basieren und sich das Unternehmen noch in der Entwicklungsphase befindet.

Seit Jahresbeginn starker Kursanstieg

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Makroökonomie

Die Woche wurde mit der Veröffentlichung der vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Flash-PMIs) für August eingeläutet, die als gute Indikatoren der künftigen Konjunkturdynamik von den Anlegern stets aufmerksam verfolgt werden. Die Einkaufsmanager zeigen sich nach wie vor sehr optimistisch, auch wenn es bei den Erwartungen ausgehend von einem hohen Niveau einige leicht gegenläufige Tendenzen gab. Eher enttäuschend präsentierten sich die Daten aus Deutschland - ein Trend, der tags darauf vom leicht gesunkenen ifo-Geschäftsklimaindex bestätigt wurde. In den USA entwickelten sich die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter dagegen weiterhin dynamisch. Die Kerninflation der Privathaushalte entsprach mit 0,3 % den Erwartungen, allerdings begleitet von einem deutlichen Einkommenszuwachs von 1,1 %.

Am Markt für Staatsanleihen erholten sich die Renditen gegenüber der Vorwoche leicht, wobei 10-jährige US-Papiere bei 1,33 % und deutsche Bundesanleihen bei -0,42 % lagen. Auch die französischen Titel zeigten einen Aufwärtstrend, konnten sich jedoch nicht aus dem negativen Bereich lösen (-0,06 %). Niederländische (-0,18 %) und Schweizer Papiere (-0,38 %) blieben deutlich unter der Nullmarke, während am anderen Ende des Spektrums 10-jährige griechische Anleihen (0,68 %) die italienischen Staatspapiere (0,65 %) überflügelten.

Am Devisenmarkt bekam der Euro gegenüber dem US-Dollar bis zum Freitag wieder etwas Oberwasser und stieg auf 1,1765 USD, nach der Rede von Jerome Powell dann weiter in Richtung 1,18 USD. Dagegen verlor die Gemeinschaftswährung gegenüber den skandinavischen Währungen (SEK, NOK) und dem australischen Dollar (AUD) an Terrain. Der Schweizer Franken erlebte eine schwierige Woche, geprägt von negativen Konjunkturerwartungen. Notierte der Franken zu Wochenbeginn gegenüber dem Euro noch bei 1,0715 CHF, so stieg er im weiteren Verlauf auf 1,079 CHF je EUR.

Impuls für den Euro im Wochenverlauf

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Fed will nichts überstürzen

Die Märkte hielten in dieser Woche bis zum letzten Moment den Atem an; vor der Rede des US-Notenbankchefs am Freitagnachmittag dominierte eine eher abwartende Haltung. Letztlich gab es also nicht viel Neues zu vermelden. Die Aktienmärkte könnten noch für einige Zeit in ihrer Komfortzone verharren. Mit seiner Ankündigung bestätigte Jerome Powell, was viele Marktteilnehmer bereits vermutet hatten: Noch in diesem Jahr könnte die US-Notenbank erste Schritte zur Straffung ihrer Geldpolitik einleiten. Gleichzeitig sprach er sich aber für ein besonnenes Vorgehen in Bezug auf eine Leitzinsanhebung aus, die erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen sollte.