FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Zu Wochenbeginn ist etwas Ruhe eingekehrt an den Börsen. Dennoch bleibt die Unsicherheit hoch, wie Analysten betonen. Denn selbst wenn es keine veritable Finanzkrise 2.0 geben wird: Die höheren Leitzinsen müssen verdaut werden.

27. März 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem turbulenten Freitag und insgesamt aufreibenden Tagen startet der DAX mit Gewinnen in die neue Woche. "Immerhin gab es ein verglichen mit den vergangenen beiden Wochenenden sehr ruhiges Wochenende ohne gravierende Finanzmarktnachrichten", bemerken Analysten der Deutschen Bank. Vor einer Woche musste die Zwangsübernahme der Credit Suisse durch die UBS verarbeitet werden. Der DAX steht am Montagmorgen bei rund 15.070 Punkten leicht im Plus. Am Freitag zu Handelsschluss waren es 14.957. Vor allem Bankaktien hatten abermals kräftig verloren. Die US-Börsen drehten im Tagesverlauf allerdings schon wieder nach oben gedreht und gingen nahe den Tageshochs aus dem Handel.

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DAX weiter im "Würgegriff"

Martin Utschneider von Donner & Reuschel zeigt sich allerdings weiter vorsichtig. Zwar sei die 100-Tage-Linie bei 14.718 Punkten erfolgreich getestet worden, was ein weiteres Abrutschen verhindert habe. "Allzu große Euphorie scheint sich aber nicht einstellen zu wollen." Daher blieben im aktuell sehr volatilen Umfeld die chart- und markttechnischen Marken die primäre Richtschnur. "Schwelende Unsicherheiten im Zusammenhang mit der aktuellen Bankenkrise und der nun wieder unsicherer gewordenen Geldpolitik halten den DAX weiter im ‚Würgegriff‘".

Blick auf Konjunkturdaten

Laut Ulrich Wortberg von der Helaba ist das Vertrauen in die Stabilität des Bankensektors angeschlagen, es gebe immer wieder Phasen der Unsicherheit. "Immerhin haben die beschlossenen Leitzinserhöhungen in den USA, Großbritannien und in der Schweiz nicht zu neuen Turbulenzen geführt." Notenbanker hätten jedoch darauf hingewiesen, dass auch die Finanzstabilität bei den Zinsentscheidungen ein Faktor sei, daher werde nun mit weniger Zinserhöhungen gerechnet. "Aber auch die konjunkturelle Entwicklung spielt eine wichtige Rolle. Daher werden neue Daten dazu mit Aufmerksamkeit verfolgt."

"Risiken wieder differenzierter bepreist"

Nach einer überraschend positiven Phase an den Kapitalmärkten zu Jahresbeginn, würden Risiken wieder differenzierter bepreist, wie Daniel Schär von der Weber Bank erklärt. Es sei mit hohen Kursschwankungen zu rechnen. Schär spricht von einem Favoritenwechsel: Substanzwerte, vor allem aus der Finanz- und Energiebranche, ständen unter Druck, Wachstumsaktien erführen durch die Hoffnung auf eine weniger restriktive Notenbankpolitik eine Aufwertung. "Der Fokus sollte sich in unseren Augen einmal mehr auf die Auswahl von Unternehmen mit hoher Qualität richten."

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 27. März

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima März.

Dienstag, 28. März

16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board März. Nach Einschätzung der DekaBank belastet die Pleite der Silicon Valley Bank. Die Analysten rechnen mit 100 Punkten nach 102,9 im Vormonat.

Mittwoch, 29. März

USA:Anhörung vor US-Senat zur Schieflage einiger Regionalbanken. Der Vorsitzende der Bundeseinlagengesellschaft FDIC und ein Vize-Chef der US-Notenbank werden im Senat befragt.

Donnerstag, 30. März

14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise März. Die Inflation sollte aufgrund von Basiseffekten, die auf den vor gut einem Jahr begonnenen Russland-Ukraine-Krieg zurückzuführen seien, deutlich nachgegeben haben, meint die Deutsche Bank. Die Teuerungsrate in Deutschland sei wohl auf etwa 7,6 Prozent gesunken. Jedoch könnten sich Zweitrundeneffekte in einem weiteren leichten Anstieg der Kerninflation bemerkbar machen.

Freitag, 31. März

3.30 Uhr. China: Einkaufsmanagerindex März. Für den Einkaufsmanagerindex für die Industrie in China erwartet die Commerzbank nochmals eine leichte Verbesserung von 52,6 auf 52,9 Punkte. Die Erholung nach dem Auslaufen der Corona-Lockdowns bleibe ein positiver Trend für den Aktienmarkt.

11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise März. Hier rechnet die Deutsche Bank mit einem noch stärkeren Rückgang als für Deutschland, und zwar auf 7,2 Prozent.

14.30 Uhr. USA: Deflator für private Konsumausgaben Februar. Das von der US-Notenbank präferierte Inflationsmaß dürfte nach Ansicht der DekaBank zwar einen leichten Rückgang zeigen. Lasse man allerdings Lebensmittel und Energie außen vor, dann steige die Jahresteuerungsrate leicht an.

von: Anna-Maria Borse, 27. März 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)