FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Brandau erinnert daran, dass es so gut wie keiner und keinem gelingt, am Tiefpunkt zu kaufen, man deswegen aber nicht passiv bleiben muss in dieser Marktphase.

7. Juli 2022. FRANKFURT (DDV). Kein Wunder, dass es den meisten Investierenden angesichts anhaltender Horrormeldungen vor dem zweiten Halbjahr graut. Die Bilanz der Märkte im ersten Halbjahres ist zappenduster. Es war zudem der schlechteste Juni an den Märkten seit vielen Jahren. War es das jetzt endlich und können wir uns als Anlegende wieder auf die Suche nach Schnäppchen begeben? Von Schlussverkauf kann jedenfalls sicher keine Rede sein; denn Schluss ist sicher nicht. Aber die Frage, ob es langsam angesichts des überwiegenden Pessimismus nicht langsam an der Zeit ist, wieder nach Chancen für das Depot zu suchen, erscheint gerechtfertigt.

Das Blutbad bei den Börsenlieblingen der zurückliegenden Jahre FAANG & Co. dürfte Anlegenden die Warnungen schmerzhaft in Erinnerung rufen, dass man keine Aktien kaufen sollte, denen "die Zukunft gehört". Denn auch die rosigste Wachstumsaktie und der sonnigste Qualitätswert sind kein gutes Investment, wenn sie zu hoch bewertet sind. An der Börse geht es nicht darum, gute Produkte zu kaufen, sondern Produkte zu einem guten Zeitpunkt zu kaufen.

Nun ja, die Verluste sind zum Teil ausgesprochen hoch, aber sie treffen ein zu eins lediglich auf die Anlegenden zu, die Ende vergangenen Jahres eingestiegen sind. Investierende, die schon länger dabei sind, haben seit der großen Finanzkrise bemerkenswerte Renditen einfahren können. Sie sollten entschieden gelassener mit dem Rückschlag in diesem Jahr umgehen können. Für Anlegerinnen und Anleger in der Investitionsphase, deren Sparpläne noch länger laufen, sind Korrekturzeiten wie diese ohnehin unproblematisch, vielmehr eine gute Gelegenheit, nachzukaufen.

In Zeiten hoher Preissteigerungsraten könnte man versuchen, in ausgewählte Basiswerte zu investieren, die in Zeiten hoher Inflation profitabel sind und Produkte anbieten, die auch in Inflationszeiten nachgefragt werden. Hierzu zählen in der Regel unter anderem Papiere von Produzenten knapper Rohstoffe und fossiler Energieträger.

Wer das Kursrisiko des direkten Aktienkaufes wesentlich verringern möchte und dennoch die Chance auf Renditen im zweistelligen Prozentbereich wahrnehmen möchte, könnte als Alternative zum direkten Aktienkauf den Kauf eines Bonus-Zertifikates mit Cap in Erwägung ziehen. Diese Produkte ermöglichen nicht nur bei einem Kursanstieg, sondern auch bei stagnierenden oder nachgebenden Kursen der Aktie positive Renditen.

Und sprechen Sie ruhig und unaufgeregt mit Ihrer Beraterin und ihrem Berater oder einem anderen Vertrauten, bevor Sie ihre Investitionsentscheidung treffen. Auch wenn ein Einstiegszeitpunkt günstig erscheinen mag, so gelingt der berühmte und viel beschworene "buy the dip"; also der Kauf am tiefsten Punkt so gut wie nie und niemandem.

von Lars Brandau, Geschäftsführer beim Deutschen Derivateverband,

7. Juli 2022, © Deutscher Derivateverband

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