FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Deutsche Bank, Commerzbank, Rheinmetall - derzeit wird mit Zertifikaten vor allem auf DAX-Werte und den DAX selbst gesetzt. Die sonst so beliebten US-Tech-Aktien spielen keine große Rolle. Ebenfalls Thema: Gold, Öl, Bund-Future und Kryptowährungen.

30. März 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Im Zertifikate-Handel dreht sich derzeit viel um den deutschen Aktienindex. "Bei uns werden hauptsächlich Zertifikate auf den DAX gehandelt", erklärt Markus Königer von der ICF Bank. Patrick Kesselhut von Société Générale meldet vor allem für Hebelprodukte eine starke Dominanz von DAX-Produkten. "Das war schon deutlich mehr als sonst." Wie Simon Görich von der Baader Bank feststellt, spielen auch trendfolgende trading-affine Anleger*innen den DAX. "Sie nehmen aber auch die Tagespresse zum Anlass, den ein oder anderen ‚Trüffel‘ zu finden."

Die Börsen haben turbulente Wochen hinter sich, vor allem die vergangenen drei hatten es in sich: Die Pleite der Silicon Valley Bank, der Zusammenbruch der Credit Suisse und die Angst vor einer neuen Finanzkrise hatten den DAX zwischenzeitlich um 1.000 Punkte bis auf 14.600 fallen lassen. Mittlerweile hat sich der Index deutlich stabilisiert, am Donnerstagmorgen notiert der DAX bei 15.400 Punkten. Neben dem DAX stehen bei der ICF noch Nasdaq, Dow Jones, Öl, Deutsche Bank und Gold auf der Liste der beliebtesten Underlyings der vergangenen vier Wochen. Gesuchteste Basiswerte bei Société Générale waren DAX, Dow Jones, Nasdaq, Gold, Öl und Euro/US-Dollar. Das Handelsaufkommen war den Händlern zufolge gut. Kesselhut spricht von einer "sehr lebhaften Geschäftsaktivität". "Es war viel los, aber auch nicht zu viel", schildert Königer die Lage.

Viele Puts auf DAX

Umsatzstärkstes Anlageprodukt auf den DAX bleibt ein Tracker-Zertifikat (DE000CJ8M7K3), sehr beliebt sind derzeit aber auch Discount-Zertifikate (DE000SQ4VGD8), wie Kesselhut beobachtet. "Sie haben oft einen Puffer von bis zu 20 Prozent und Laufzeiten von sechs bis zwölf Monaten." Im Bereich der Hebelprodukte ging laut Kesselhut vor allem in Puts viel um, etwa Put-Optionsscheinen mit Basispreis 16.250 Punkte und Laufzeit bis September 2024 (DE000SQ7XXS0) oder Basispreis 16.500 und Laufzeit bis Juni dieses Jahres (DE000SQ7XU78). Ebenfalls beliebt: Open-End-Knock-Out Puts (DE000SH1BR17) und -Calls (DE000SQ7FTQ9) auf den Index. Auch Königer meldet hohe Umsätze für Open-End-Knock-Out-Puts (DE000DV4JUB8) und -Calls auf den Index (<(DE000DW8W700), aber auch für Faktor-Short-Optionsscheine mit Hebel 12 (DE000PG12SD1). Auf den Nasdaq setzten Anleger*innen sowohl mit Calls als auch mit Puts, wie Kesselhut feststellt. Königer sieht ebenfalls Umsätze in bullishen und bearishen Produkten auf den Nasdaq, aber auch auf die anderen großen Indizes wie Dow Jones, S&P 500 und Euro Stoxx.

Deutsche Bank und Commerzbank statt Amazon & Co

Der Kursabsturz vieler Bankaktien macht sich auch im Handel mit Zertifikaten bemerbar. Beliebteste Einzelwerte sind bei Société Générale Commerzbank und Deutsche Bank, gefolgt von Tesla und BASF. "Üblicherweise sind mehr US-Werte dabei", bemerkt Kesselhut. Bei der ICF dreht sich ebenfalls viel um Deutsche Bank und Commerzbank. Vor allem bullishe Produkte sind gefragt: Die ICF meldet zum Beispiel hohe Umsätze in Call-Optionsscheinen auf die Deutsche Bank (DE000DW3NSB5, DE000TT0P4S1) sowie Open-End-Knock-Out-Calls (DE000HG776A1) und Call-Optionsscheine auf die Commerzbank (DE000DV9C5B0).

Ruhiger geworden ist es um Tesla, in den Vormonaten oft beliebtester Einzelwert. Der Kurs des US-Elektroautobauers war erst von über 300 US-Dollar auf 108 US-Dollar gefallen und hatte sich dann bis Februar fast verdoppelt auf über 200 US-Dollar. Seitdem schwächelt die Aktie allerdings etwas, aktuell wird sie zu 194 US-Dollar gehandelt. Bei der ICF geht in bullishen und bearishen Hebelprodukten noch viel um.

Auffällig sind zudem die hohen Umsätze mit Zertifikaten auf Rheinmetall. Der Rüstungskonzern profitiert vom Ukraine-Krieg, seit Kriegsausbruch hat sich der Kurs fast verdreifacht. Anleger*innen rechnen offenbar mit noch höheren Kursen: Bei der ICF ist besonders in Calls auf Rheinmetall viel los (

Positionieren auf fallenden Ölpreis

Der Goldpreis war im Zuge der Bankenkrise bis auf rund 2.000 US-Dollar geklettert, aktuell sind es immer noch 1.967 US-Dollar. "In Produkten auf Gold ging mehr um als üblich, wohl wegen des Goldpreisanstiegs", berichtet Königer. Kunden der Société Générale setzen mal auf fallende, mal auf steigende Preise, etwa mit bearishen Optionsscheinen (DE000SH3VFC5) und bullishen Open-End-Knock-Outs (DE000SV3EFQ3, DE000SQ3VVA5).

Der Ölpreis war zwischenzeitlich gesunken auf 70 US-Dollar für ein Barrel der Nordseesorte Brent, jetzt sind es wieder knapp 78 US-Dollar. "Positionierungen auf einen fallenden Preis werden favorisiert", stellt Kesselhut fest. Beliebt sei etwa ein Open-End-Knock-Out-Put auf Brent Crude (DE000SN193A7).

Görich beobachtet außerdem viel Interesse an Zertifikaten, mit denen auf die Zinsentwicklung gesetzt wird. "Die aktuelle Lage am Zinsmarkt bot Anlass zum Traden." Als Beispiel nennt er einen Mini-Future-Call auf den Euro-Bund-Future (DE000SQ07TY8).

Was Krypto-Zertifikate angeht, dreht sich bei der ICF Bank weiter viel um das Tracker-Produkt auf Der Aktionär Krypto TSI (CH1171791515) und das Tracker-Zertifikat auf Börse Online Best of Krypto (CH1171793321). Die Kryptowährungen haben sich zuletzt kräftig erholt. Der Bitcoin kostet aktuell 28.600 US-Dollar, seit Jahresanfang ergibt das einen Anstieg von 72 Prozent.

von: Anna-Maria Borse, 30. März 2023, © Deutsche Börse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)