FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Zurückhaltung der vergangenen Woche ist verflogen, es geht wieder aufwärts

an den Börsen. Viele Analysten warnen allerdings. Auch die Nachfrage nach Gold

als Krisenwährung signalisiert nichts Gutes.

13. Juli 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Einmal mehr schütteln die Börsen

dramatische Corona-Meldungen einfach ab: Der DAX liegt am Montagmorgen bei

12.750 Punkten knapp 1 Prozent im Plus - und nähert sich damit wieder seinem

Nach-Corona-Hoch von 12.844 Zählern. Ein Grund sind die guten Vorgaben aus den

USA: Am Freitag war der Dow Jones trotz Corona-Neuinfektionen auf Rekordstand

wieder über die Marke von 26.000 Punkten geklettert. Der Nasdaq 100 erreichte

abermals ein neues Allzeithoch. Eine aktuelle Studie des US-Pharmakonzerns

Gilead über positive Auswirkungen des Mittels Remdesivir auf den

Krankheitsverlauf von Corona-Infizierten sorgte für Optimismus.

Mahnende Signale kommen unterdessen von der Krisenwährung Gold: Der Goldpreis

erreichte schon am Freitag das erste Mal seit neun Jahren wieder die Marke von

1.800 US-Dollar die Feinunze, am Montagmorgen liegt der Preis bei 1.806 US-

Dollar.

"Politische Spannungen zwischen USA und China werden größer"

Auch Christian Apelt von der Helaba weist daraufhin, dass die Welt zuletzt

nicht gerade mit positiven Nachrichten überschüttet wurde: "Die Corona-Pandemie

nimmt ihren Lauf, die Zahl der weltweit bestätigten Neuinfektionen erreichte

einen neuen Höchststand. Die politischen Spannungen zwischen den USA und China

werden größer", erklärt der Analyst. Immerhin dominierten bei den

Konjunkturindikatoren die positiven Vorzeichen, was aber nach dem zuvor

beispiellosen Einbruch kein Wunder sei. "Am Aktienmarkt machen schlechte

Nachrichten scheinbar wenig aus - bislang."

"Geldpolitik kompensiert negative Faktoren"

Laut Andreas Hürkamp von der Commerzbank hat mit der äußerst expansiven

Geldpolitik und der von ihr ausgelösten Liquiditätswelle ein wichtiger

Bullentrend alle Belastungsfaktoren wie die einbrechenden Gewinne und das

bereits hohe KGV mehr als kompensiert und die Aktienmärkte nach oben getrieben.

Das werde sich aber nicht fortsetzen: "Nach der beeindruckenden Rally im

zweiten Quartal erwarten wir für die kommenden Wochen einen Seitwärtstrend, bei

dem sich der DAX größtenteils zwischen 11.500 und 12.800 bewegen sollte."

Charttechnik: Kurs auf 12.916 Punkte

Technisch sieht es unterdessen gut aus: Das Verkaufsinteresse hat der DZ Bank

zufolge am Freitag stark nachgelassen. Die bullishe Tendenz dürfte in der neuen

Börsenwoche in einem neuen Trendschub in Richtung des oberen Bollinger-Bandes

bei etwa 12.790 Punkten (Widerstand 1) münden. Verteidigten die Bullen diese

relative Stärke nachhaltig, sei in den kommenden Tagen eine Ausweitung der

Bollinger-Bänder vorstellbar. "Diese Ausdehnung könnte die Kursentwicklung

wiederum bis zum lokalen Maximum vom 8. Juni bei 12.916 Punkten (Widerstand 2)

tendieren lassen."

In der neuen Handelswoche stehen vor allem wichtige Konjunkturdaten aus den USA

an, außerdem beginnt die US-Bilanzsaison: Großbanken wie die Bank of America,

Citigroup und JP Morgan machen den Anfang, es folgen zahlreiche andere

Unternehmen wie Microsoft und Netflix.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Dienstag, 14. Juli

9.00 Uhr. Frankfurt: Börsengang von Brockhaus Capital Management AG. Live auf

boerse-frankfurt.de.

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen. Die Konjunkturerwartungen

dürften nach Ansicht der DekaBank im Juli einen Dämpfer erhalten haben. Hierzu

trügen in erster Linie globale Infektionszahlen mit Corona und im Besonderen

die eskalierende Situation in den USA bei. Außerdem sei die Konjunkturerholung

bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Mittwoch, 15. Juli

15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Juni. Die Industrie dürfte nach Ansicht der

Commerzbank im Juni 3 Prozent mehr als im Mai produziert haben, wegen des

Ölpreiseinbruchs und der Auswirkungen auf die wichtige Ölindustrie und ihre

Zulieferer aber immer noch 13 Prozent weniger als im Februar.

Donnerstag, 16. Juli

4.00 Uhr. China: BIP zweites Quartal. Die Wirtschaft Chinas hat sich nach dem

Corona-bedingten Einbruch seit März kräftig erholt, erklärt die DekaBank. Sie

geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um 9,5 Prozent

gegenüber dem ersten Quartal gewachsen ist. Das wäre ein Anstieg gegenüber dem

Vorjahresquartal um 1,6 Prozent.

13.34 Uhr. Eurozone: EZB Zinsentscheid. Am Markt werden keine größeren

Neuerungen erwartet.

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Juni. Die Commerzbank prognostiziert ein

Umsatzplus von 6,5 Prozent gegenüber dem Mai. Die Autoverkäufe seien wohl

wieder gestiegen, zudem habe die Wiedereröffnung vieler Restaurants den Umsatz

angeschoben. Außerdem habe die zunehmende Mobilität in Verbindung mit höheren

Benzinpreisen den Tankstellenumsatz nach oben getrieben. Der

Einzelhandelsumsatz im Juni sei dann nur noch 2 bis 3 Prozent niedriger als im

Februar.

Freitag, 17. Juli und Samstag, 18. Juli

EU-Gipfel: Entscheidung zum 750 Milliarden Euro schweren Corona-

Wiederaufbaufonds.

Von: Anna-Maria Borse

13. Juli 2020, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)