FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Zinsen sind ja schon lange niedrig, jetzt kommen noch hohe Inflationsraten dazu - schlechte Zeiten für Anleihen. Im Bereich der Unternehmensanleihen sind Adler und Eyemaxx weiter Thema, wenig Erfreuliches kam zudem von BDT Media Automation.

12. November 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Thema Nummer eins an den Rentenmärkten: die hohe Inflation und die damit einhergehenden nochmals fallenden realen Renditen. So ist die Inflation in den USA im Oktober auf 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat geklettert - mehr, als Analysten erwartet hatten. "Die deutlich über der Konsensschätzung liegende US-Inflationsrate hat die US-Realrenditen auf ein neues Tief fallen lassen", berichtet Anleihenanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Die Inflation in Deutschland lag im Oktober bei 4,5 Prozent.

Am Freitagmorgen rentieren zehnjährige Bundesanleihen mit minus 0,23 Prozent, vor einer Woche waren es minus 0,27 Prozent. "Zehnjährige Bundesanleihen sind weiterhin sehr volatil und reagieren stark auf Äußerungen von Notenbankern und Konjunkturdaten", bemerkt Tim Oechsner von der Steubing AG. Die große Frage ist, wann Notenbanken einschreiten, um der Inflation ein Ende zu setzen.

Diskussion um "Sequencing"

Die US-Notenbank hat bereits angekündigt, die Anleihekäufe zu reduzieren, die EZB noch nicht. "Jetzt steht die Debatte um das sogenannte ‚Sequencing‘ im Fokus", erläutert Siemßen. Dabei geht es um die Reihenfolge bei der geldpolitischen Normalisierung. Die EZB hatte angekündigt, dass vor einem ersten Zinsschritt der Ausstieg aus den Anleihekaufprogrammen abgeschlossen sein soll. "Würde der erste Zinsschritt - wie am Markt erwartet - allerdings bereits im September nächsten Jahres erfolgen, müssten die Anleihekäufe abrupt beendet werden." Das hält die Bank aber für unwahrscheinlich.

Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann hatte diese Woche mit der Äußerung überrascht, die EZB könnte - sollte die Inflation nachhaltig dem EZB-Ziel entsprechen - ihre Wertpapierkäufe schon im nächsten Jahr komplett einstellen.

Wieder schlechte Nachrichten für Adler-Gläubiger

Wieder auf den Abgabelisten stehen Anleihen der Adler Real Estate, etwa die bis 2029 laufende mit Kupon von 2,25 Prozent (XS2283225477), wie Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Auch die von der Steubing AG betreuten Adler-Anleihen (XS2283224231, XS1713464441) sind stark unter Druck. "Montag kam die Nachricht, dass Adler eine Kreditlinie von 300 Millionen Euro - wohl eine der letzten Quellen - vollständig abgerufen hat", erläutert Oechsner. Außerdem habe der britische Short-Seller Fraser Perring seine Aktivitäten ausgeweitet. Donnerstag folgte dann die Nachricht, dass ein ehemaliger Staatsanwalt Projekte der Adler-Tochter Consus prüfe - wegen des Verdachts auf Mittelabflüsse. "Das ist alles kein Grund zur Freude für Anleiheinvestoren."

Beliebt: Vedes, Voestalpine und Vonovia

Verstärkte Umsätze registriert Oechsner außerdem in der Anleihe von Vedes (DE000A2GSTP1), der Fachhandelsorganisation für Spiel und Freizeit. "Vedes reduziert zum 17. November das Volumen der Anleihe durch vorzeitige Teilkündigung." Von den ursprünglichen 25 Millionen bleiben dann nur noch 12,5 Millionen Euro übrig. Der Händler meldet verstärkt Käufe für die Anleihe. "Der Kurs liegt jetzt bei 103 bzw. 104 Prozent."

Mägerle meldet Käufe für eine Voestalpine-Anleihe, die 2026 fällig ist und 1,75 Prozent abwirft (AT0000A27LQ1), und eine 2028 fällige Vonovia SE-Anleihe (DE000A3MP4U9) mit 0,25 Prozent.

Kurssturz bei BDT

Eine böse Überraschung erlebten Halter der BDT Media Automation-Anleihe mit Kupon von 8 Prozent und Fälligkeit 2024 (DE000A2E4A94). "Innerhalb weniger Handelstage fiel der Kurs bei hoher Handelsaktivität von 104 Prozent auf im Tief rund 42 Prozent", berichtet Oechsner. Jetzt notiert die Anleihe wieder bei 53,50 Prozent, was eine Rendite von 38,8 Prozent ergibt. "News dazu sind nicht auffindbar." Die Anleihe hat ein Volumen von nur 5 Millionen Euro.

Heute äußerste sich das Unternehmen und machte deutlich, dass es für die Entwicklung des Anleihekurses keine unternehmensspezifischen Gründe gebe. Die Anleihe erholt sich auf 67 Prozent.

Auf niedrigem Niveau stabilisiert haben sich die Papiere des Immobilienunternehmens Eyemaxx Real Estate (DE000A2GSSP3DE000A2YPEZ1). Eyemaxx hat einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Korneuburg in Österreich gestellt, das Verfahren wurde inzwischen eröffnet. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK hat Anleiheinhaber der Eyemaxx Real Estate diese Woche zur Interessensbündelung aufgerufen.

Neuer ZWL-Bond gut platziert

Die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig hat die Emission ihrer neuen, bis 2026 laufenden Anleihe mit Kupon von 6 Prozent (DE000A3MP5K7) erfolgreich abgeschlossen. Platziert wurden insgesamt 14 Millionen Euro.

von: Anna-Maria Borse, 12. November 2021, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)