FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 28. Juli 2021. FRANKFURT. Vergleicht man die Erholung des DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung, so fällt diese im Verhältnis zum breit gestreuten US-Aktienindex S&P 500 oder der Technologiebörse Nasdaq relativ verhalten aus. Denn während letztere neue Allzeithochs markierten, blieb der DAX auf dem Weg in Richtung neuer Rekorde stecken - es fehlten in der Spitze immer noch rund 0,8 Prozent. Aber auch wenn sich das Börsenbarometer schwertat, sind diejenigen, die in diesem Jahr durch Käufe in korrektive Schwächephasen von mehr als 3 Prozent - davon gab es immerhin mehr als eine Handvoll - aktiv waren, per Saldo meist recht gut gefahren.

Dass der DAX zum Erhebungszeitpunkt gegenüber der Vorwoche gerade einmal ein Plus von 1,6 Prozent aufweist, mag möglicherweise der heute Abend endenden Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank geschuldet sein. Zwar erwartet man von diesem Gremium keine Änderung der bisherigen geldpolitischen Strategie, erhofft sich aber mancherorts wohl insgeheim einen verbalen Fingerzeig, ab wann über eine mögliche Verringerung der Anleihekäufe seitens der Notenbank (Tapering) zumindest diskutiert werden könnte.

Nicht genug Gewinn gemacht

Die heutige Stimmungserhebung unter den mittelfristig orientierten institutionellen Investoren zeigt jedenfalls keine deutliche Tendenz, an den vorhandenen Positionierungen etwas zu verändern. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gerade einmal um einen Punkt auf einen neuen Stand von -7 Punkte gefallen. Dass wir derzeit aus diesem Panel eine gewisse Trägheit vermelden müssen, mag zum einen daran liegen, dass es seit der Sentiment-Erhebung vom vergangenen Mittwoch beim DAX keine günstigeren Einstiegsmöglichkeiten mehr gegeben hat, möglicherweise verpasste Käufe nachzuholen. Zum anderen war der zwischenzeitliche Kursgewinn von 2,6 Prozent offenbar nicht attraktiv genug, um zumindest ein paar Optimisten aus der Vorwoche zu Gewinnmitnahmen zu verführen.

Wesentlich mehr Aktivität können wir indes bei den Privatanlegern vermelden, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index um 12 Punkte auf einen neuen Stand von -16 gefallen ist. Diese Entwicklung ist insofern bemerkenswert, als es sich um den niedrigsten Index-Stand seit knapp einem Jahr handelt. Tatsächlich geht der Stimmungswechsel dieses Mal auf eine Gruppe von überwiegend vormals bullish eingestellten Akteuren (über 70 Prozent der Wechselwilligen) zurück, die im Zuge der DAX-Erholung ihre Engagements um 180 Grad auf "bearish" gedreht haben. Offensichtlich haben aber nicht nur tendenziell eher kurzfristig orientierte Akteure ihre Meinung geändert. Höchstwahrscheinlich sind auch bullishe Positionen abgebaut worden, die bereits seit vielen Monaten bestanden haben.

Dem DAX den Rücken gekehrt

Mit der heutigen Erhebung wird zum einen deutlich, dass Privatanleger dem DAX mehrheitlich auf mittlere Sicht offenbar keine wesentlichen Kursgewinne mehr zutrauen. Möglicherweise wollte man aber auch nur aufgelaufene Gewinne festschreiben. Gewinne, die bei einem Teil der institutionellen Investoren allerdings bislang nicht hoch genug ausgefallen sind, um womöglich erneute bearishe Positionen einzugehen. Auch wenn das absolute Niveau des Sentiment-Index in diesem Panel bei -7 liegt, zeigt die relativen Betrachtungsweise auf Sicht von drei und sechs Monaten, dass die Stimmung bei den institutionellen Investoren eher neutral als pessimistisch einzustufen ist.

Damit spricht vieles dafür, dass der DAX auch in den kommenden Tagen seine breite Konsolidierung fortsetzen dürfte. Die Obergrenze sollte dabei nach wie vor nicht wesentlich oberhalb des bisherigen Allzeithochs (rund 15.810 Zähler) liegen. Sowohl für die Privatanleger als auch für die institutionellen Investoren dürfte auf der anderen Seite erstes gutes Kaufinteresse nur unterhalb von 15.000 DAX-Zählern entstehen.

28. Juli 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)