FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Etliche Coins sind wieder im Aufwind, daran konnte auch die jüngste Krise nichts ändern - im Gegenteil. Inmitten der Bankenturbulenzen überzeugten Kryptowährungen als Alternative zu traditionellen Währungen.

6. April 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der deutliche Kursanstieg von Bitcoin, Ethereum und andere lockt wieder viele Anleger*innen in Krypto-ETNs. "Mit der Pleite der Silicon Valley Bank gab es einen richtigen Schub", stellt Jan Duisberg fest, der für die ICF Bank Fonds, ETFs und auch Krypto-ETNs handelt. "Von einer echten Bankenkrise wären die Kryptowährungen ja auch nicht betroffen." Vor einigen Monaten sei der Markt schon totgesagt worden. "Jetzt ist er wieder da." Wie es weitergehe, bleibe aber noch offen.

"Es ist wieder ein bisschen mehr Vertrauen da, auch in die kleinen Kryptowährungen", meint Torben Bendt von Lang & Schwarz. Die Risiken würden zwar weiterhin gesehen, aber in Kauf genommen. "Die Bankenkrise hat auch die Risiken der traditionellen Geldanlage deutlich gemacht."

Neue Jahreshochs für Bitcoin

Der Bitcoin kostet am Donnerstagmittag 25.876 Euro. Seit Jahresanfang ergibt das ein Kursplus von 65 Prozent. Ethereum, die zweitwichtigste Kryptowährung, kostet aktuell 1.723 Euro, ein Plus von 53 Prozent in diesem Jahr.

Damit ist zumindest ein Teil der schweren Verluste aus dem von Pleiten und Skandalen geprägten Jahr 2022 wettgemacht. Zur Erinnerung: Im November 2021 war der Bitcoin auf das Allzeithoch von fast 69.000 US-Dollar geklettert. Dann ging es abwärts bis unter 16.000 US-Dollar im November 2022.

"Bitcoiner fühlen sich bestätigt"

Die Krisenresistenz der Kryptowährungen hat am Markt durchaus für Erstaunen gesorgt. Wie Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank feststellt, haben Kryptowährungen zuvor immer dann nachgegeben, wenn auch Aktien nachgaben. "Da Kryptowerte vor allem von den institutionellen Anlegern als hochgradig riskant eingestuft werden, geriet diese Vermögensklasse regelmäßig unter die Räder, wenn es bei den Aktien schepperte." Mit der Bankenkrise in diesem März sei dieses Muster erstmals durchbrochen worden: Aktien verloren, Kryptowährungen legten zu. "Bitcoiner, deren Ansicht nach das auf Zentralbankgeld basierende Bankensystem zum Scheitern verurteilt ist, fühlen sich bestätigt."

Allerdings gibt es nicht nur gute Nachrichten: Wie vergangene Woche bekannt wurde, verklagt die US-Terminmarktaufsichtsbehörde CFTC die weltgrößte Krypto-Börse Binance. Die CFTC wirft Binance Holdings und CEO Changpeng Zhao diverse Verstöße gegen den Commodity Exchange Act und CFTC-Regeln vor. Unter anderem habe sich Binance nicht ordnungsgemäß bei der CFTC registriert. Binance galt nach dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX als letzter große Plattform.

Auch Ripple, Cardano und Chainlink wieder beachtet

Im Handel mit Krypto-ETNs ist wieder deutlich mehr los. Das meiste dreht sich um Bitcoin und Ethereum. Am 12. April wird das dezentrale Ethereum-Netzwerk übrigens ein weiteres großes Upgrade erfahren. Es soll viele Verbesserungen bringen. Die Auswirkungen auf den Kurs sind umstritten.

Gute Umsätze meldet Duisberg für den VanEck Bitcoin (DE000A28M8D0) sowie Ethereum-Tracker von VanEck (DE000A3GPSP7) und 21Shares (CH0454664027). Immer wieder nachgefragt würden auch der 21Shares Crypto Basket (CH0445689208) und der 21Shares Ripple XRP (CH0454664043). "Die Umsatzniveaus von 2021 sind aber längst nicht erreicht."

"Die Flows konzentrierten sich auf Bitcoin-Produkte”, berichtet auch Adrian Fritz vom Emittenten 21Shares. Torben Bendt von Lang & Schwarz meldet klar gestiegene Umsätze und vor allem Käufe. "Speziell in kleinen Kryptowährungen gab es lange so gut wie keine Umsätze, das ist jetzt definitiv anders." Auch er nennt den 21Shares Ripple XRP, daneben aber auch den 21Shares Cardano (CH1102728750) und den 21Shares Chainlink (CH1100083471). Die höchsten Umsätze verzeichneten allerdings auch bei Lang & Schwarz Bitcoin- und Ethereum-Tracker, etwa der ETC Group Physical Bitcoin (DE000A27Z304) und der WisdomTree Ethereum (GB00BJYDH394).

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Steuerpflicht für Kryptogewinne

Gewinne aus dem Kauf und Verkauf von Kryptowährungen unterliegen der Einkommensteuer, wie der Bundesfinanzhof Ende Februar entschieden hat. Ein Kläger hatte 3,4 Millionen Euro Gewinn aus privaten Kryptogeschäften dem Finanzamt gemeldet, wollte aber keine Steuern darauf zahlen. Sein Argument: Kryptowährungen seien nichts Dingliches, sondern reine Computeralgorithmen und kein Wirtschaftsgut, dessen Handel der Steuer unterworfen werden könne. Der Richter entschied aber, dass virtuelle Währungen durchaus Wirtschaftsgüter sind, die einen Kurswert haben und als Zahlungsmittel auf Handelsplattformen ge- und verkauft werden. Die Gewinne unterlägen damit als "private Veräußerungsgeschäfte" dem Einkommensteuergesetz. Das gilt - wie üblich - allerdings nur innerhalb einer Spekulationsfrist von einem Jahr, bei einer Haltedauer von über einem Jahr sind die Gewinne aus privaten Veräußerungsgeschäften steuerfrei.

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von: Anna-Maria Borse, 6. April 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)