FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 21. Dezember 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es waren vor allen Dingen die Botschaften, die von einigen wichtigen Notenbanksitzungen ausgingen, durch die seit unserer vergangenen Stimmungserhebung die Börsianer ins Grübeln gerieten. Denn die Ergebnisse der Zusammenkunft des Offenmarktausschusses der Fed, verbunden mit aggressiveren Zins-Prognosen (die sogenannten Dot-Plots), aber auch die klaren Äußerungen von Präsidentin Christine Lagarde im Anschluss an die Dezembersitzung der EZB fielen falkenhafter aus, als dies vielerorts erwartet worden sein dürfte. Und selbst die, wie es ein Kommentator ausdrückte, "in einer Welt voller Falken einzige Abweichlerin", die Bank of Japan, ist seit dem gestrigen Dienstag von ihrem bis dahin extrem lockeren geldpolitischen Kurs leicht abgewichen, indem sie die Obergrenze für die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen von 0,25 auf 0,5 Prozent erhöht hat. Kurzum: Die Börsianer hatten allerhand Unangenehmes zu verdauen - der DAX gab im Wochenvergleich um 3,2 Prozent nach.

Hier mehr Bullen, dort mehr Bären

Trotz dieses deutlichen Rückgangs des DAX, der gegenüber vergangenem Mittwoch zeitweise um knapp 4,5 Prozent an Wert verlor, hat sich die Stimmung bei den von uns befragten institutionellen Investoren zum zweiten Mal hintereinander verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist, ähnlich stark wie in der Vorwoche, dieses Mal um 16 Punkte auf einen neuen Stand von +12 gestiegen. Im gleichen Zuge ist das Bullenlager abermals um 10 Prozentpunkte gestiegen, wobei etwas mehr als die Hälfte dieses Zuwachses auf Gewinnmitnahmen vormals bearish gestimmter Akteure (sie machen circa 60 Prozent der Wanderung aus) zurückging - der Rest des Zuwachses speist sich aus vormals neutral gestimmten Börsianern.

Eine Tendenz in die andere Richtung gab es indes bei den Privatanlegern, deren zuletzt noch positiver Börse Frankfurt Sentiment-Index um 7 Punkte auf einen neuen Stand von -2 fiel. Dabei hat die Gruppe der Bären um 6 Prozentpunkte zulegen können, wobei sich über 80 Prozent dieses Zuwachses vormals neutral gestimmten Anlegern verdankt.

Per Saldo leicht bullish positioniert

Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren wieder vergrößert. Mehr noch sind letztere nunmehr sogar deutlich optimistischer gestimmt als ihre privaten Pendants. In der Vorwoche war dies noch umgekehrt. Dass gerade die Stimmung bei den institutionellen Investoren zuletzt noch einmal deutlich angezogen hat, ist allerdings nur teilweise Gewinnmitnahmen vormals pessimistisch eingestellter Investoren zuzuschreiben. Dass sich diese sogar direkt auf die Long-Seite begeben haben, mag neben dem gegenüber der Vorwoche verbesserten Einstiegsniveau auch dem bevorstehenden Jahresende geschuldet sein. Möglicherweise aber auch der Skepsis, ob die Notenbanken, insbesondere die Fed, tatsächlich, wie von den meisten ihrer Entscheider prognostiziert, angesichts drohender Rezessionsgefahren ihren geldpolitischen Straffungskurs wie geplant werden fortsetzen können.

Unter dem Strich ist der derzeitige Optimismus der institutionellen Investoren - es handelt sich immerhin um den höchsten Wert seit 6. Juli - allerdings noch nicht so hoch, als dass er per se eine echte Bedrohung für den DAX noch in diesem Jahr darstellen könnte. Allerdings wird es zu Beginn des kommenden Jahres bei den derzeitigen ökonomischen Rahmenbedingungen für den DAX schwer werden, den positiven Erwartungen vieler Investoren von heute gerecht zu werden.

Dies ist die letzte Stimmungserhebung für dieses Jahr. Wir melden uns am

4. Januar 2023 wieder und wünschen den Teilnehmern und Lesern unserer

Sentiment-Umfragen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches neues Jahr!

21. Dezember 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)