FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 1. November 2017. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Gewinnmitnahmen prägen den Handel mit Öl- und Palladium-ETCs. Gefragt sind marktbreite Rohstoffkörbe sowie Gold und Platin.

Raus aus Öl, rein in breit aufgestellte Rohstoff-Produkte - so beschreibt Carsten Schröder von der Commerzbank den Handel mit Exchange Traded Commodities der vergangenen Wochen. Zu den beliebtesten Produkten gehöre ein Wert auf den hauseigenen Commodity ex-Agriculture Index (WKN ETF090), der die Entwicklung von zwölf Rohstoffen in den Bereichen Energie, Edel- und Industriemetalle widerspiegelt. Ebenso liege ein Tracker des Thomson Reuters/Core Commodity CRB Index (WKN A0JC8F) ganz vorn in der Umsatzstatistik. "Bei beiden verbuchen wir zumeist Zuflüsse."

Marktbreite Produkte zählen auch bei der UniCredit zu den meist gehandelten ETCs. "Ein eindeutiges Bild ergibt sich aber nicht", bemerkt Oliver Kilian. Während Tracker des ETFS All Commodities DJ Index (WKN A0KRKC) unterm Strich gekauft würden, trennten sich Anleger von Werten, die sich am Bloomberg Commodity Index (WKN A0H072) orientieren. Energiekörbe fänden bei Anlegern hingegen tendenziell Anklang. Die Kunden der UniCredit griffen beispielsweise zu ETCs, die sich am Bloomberg Energy Subindex Total Return (WKN A0KRKD) orientieren.

Abkehr von Rohöl

Aus Rohöl-ETCs (WKN A1N49P) von ETF Securities seien in 14 der vergangenen 15 Wochen insgesamt Mittel in Höhe von 459 Millionen US-Dollar abgezogen worden. Rohöl notiert Jan-Hendrik Hein zufolge am oberen Rand der erwarteten Handelsspanne von 45 bis 60 US-Dollar pro Barrel, da die Bemerkungen der saudischen Vertreter weitere Förderkürzungen der OPEC nahelegten. "Gleichzeitig deuten die Abflüsse aus entsprechenden Produkten an, dass Anleger den jüngsten Anstieg für nicht nachhaltig halten."

Märkte gut versorgt

Rohöl der Sorte Brent (WKN A1N49P) hat in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit Juli 2015 erreicht, obwohl die Förderung steige und die Lagerbestände sich deutlich über den längerfristigen Durchschnitten bewegten. "Aufgrund der in den USA zunehmenden Produktion dürften die Exporte hoch und der Weltmarkt gut versorgt bleiben", schätzt Hein.

Für Frank Schallenberger sprechen die Fundamentaldaten dafür, dass die Ölnotierungen auf kurze Sicht etwas nachgeben könnten. Einen Grund sieht der Rohstoff-Analyst der LBBW im von der 'US Energy Information Administration' jüngst gemeldeten unerwarteten Anstieg der US-Öllagerbestände um knapp 0,9 Millionen Barrel. Auch habe die Ölproduktion in der vergangenen Woche auf Wochensicht deutlich um 1,1 auf 9,5 Millionen Barrel zulegen können. "Und schließlich bleibt der US-Dollar auf einem Niveau von 1,18 Euro ein Faktor, der den Ölpreis etwas korrigieren lassen könnte." Längerfristig würden die erwarteten drei Zinserhöhungen in den USA bis Ende 2018 den Ölpreis tendenziell schwächen.

Anleger vertrauen auf Gold

Bei ETF Securities erlebten Goldprodukte (WKN A0LP78) auf Wochensicht mit einem Plus in Höhe von insgesamt 42,8 Millionen US-Dollar weiterhin eine gute Nachfrage. Das deckt sich mit den Beobachtungen von Kilian, der bei regem Interesse an Goldwerten von eindeutig mehr Käufen als Verkäufen spricht. Neben dem sehr stark gesuchten Xetra-Gold (WKN A0S9GB) vertrauten Anleger unterm Strich verstärkt auf den db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G).

ETF Securities führt den Hang zu Gold unter anderem auf unverändert hohe globale Aktienbewertungen und einen aus ihrer Sicht gespannten "Anleihemarktballon" zurück. Für Hein dürften die im Dezember drohende Zinsanhebung in den USA und die mögliche straffere Geldpolitik in Großbritannien allerdings in den kommenden Monaten Druck auf den Goldpreis ausüben.

Moderates Abwärtsrisiko

Hinsichtlich der längerfristigen Zinspolitik erwartet der Analyst trotz anstehendem Wechsel an der Spitze der Federal Reserve eine unveränderte Entwicklung der Leitzinsen im kommenden Jahr. An den Märkten seien derzeit zwei Zinsschritte für 2018 eingepreist. Gebe es die erwarteten drei Erhöhungen, könnte dies nach Auffassung von Hein für den Goldpreis ein moderates Abwärtsrisiko darstellen.

Bei nach wie vor niedrigen Realzinsen in den wichtigsten Währungsräumen schätzt Schallenberger Edelmetalle als weiterhin attraktiv ein. Zudem lehrten die letzten Monate, dass das politische Risiko sehr schnell auf die Agenda zurückkehren könnte.

Neuer Notenbankchef bestimmt die Richtung

Für Eugen Weinberg von der Commerzbank wird die Nominierung des neuen Vorsitzenden der US-Zentralbank die Weichen für den Goldpreis beeinflussen. Im Rennen seien noch Fed-Gouverneur Powell und Wirtschaftsprofessor Taylor. Ersterer sei für eine Fortsetzung der bisherigen Geldpolitik, Tayler für eine regelgebundene und daher vermutlich restriktivere Geldpolitik. Medien berichten von einer Tendenz hin zu Powell. "Davon würde Gold vermutlich profitieren." Bei einer Wahl zugunsten von Taylor würde Gold wohl unter Druck geraten, wie Weinberg meint.

Investoren streichen Palladium-Gewinne glatt

Mit 43,2 Millionen US-Dollar kommen Platin-ETCs (WKN A0N62D) laut ETF Securities auf die stärksten wöchentlichen Zuflüsse seit 18 Monaten. Platin ist Hein zufolge der Nachzügler im Edelmetallsektors. Dem gegenüber sei Palladium in diesem Jahr um 43,2 Prozent in die Höhe geschossen. Schnäppchenjäger rechneten nun mit einer Wende und hätten damit in drei der letzten vier Wochen für Zuspruch gesorgt.

Den Verkauf von Palladium-Positionen (WKN A0N62E) die dritte Woche in Folge verbucht Hein unter Gewinnmitnahmen. Mittlerweile beliefen sich die Abflüsse in der Sparte auf 9,6 Millionen US-Dollar. "Palladium-ETPs sind im Edelmetallsektor die einzigen Produkte, aus denen in diesem Jahr Gelder abgeflossen sind."

von: Iris Merker

1. November 2017, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)