FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Kursschwankungen gab es diese Woche einige, doch unter dem Strich wird weiter mit Zinssenkungen gerechnet. Im großen Stil kamen zudem neue Anleihen auf den Markt - von Staaten und von Unternehmen.

12. Januar 2024. 2024 - das Jahr der Zinssenkungen. Davon ist der Markt weiterhin überzeugt. Dass die Inflation in den USA im Dezember stärker als erwartet gestiegen ist, hat daran kaum etwas geändert. Die Jahresrate legte von 3,1 Prozent im November auf 3,4 Prozent im Dezember zu, wie gestern bekannt wurde. Prognostiziert worden waren 3,2 Prozent.

"Obwohl die Daten keine offensichtliche Unterstützung für eine vorgezogene Zinssenkung durch die US-Notenbank boten, hielt sich die Reaktion der Märkte in Grenzen", beschreibt die Deutsche Bank die Lage. "Nicht einmal der Anstieg der Kernverbraucherpreise auf über 3,6 Prozent führte zu einer nennenswerten Korrektur", konstatiert Ulrich Wortberg von der Helaba. Letztlich werde weiterhin damit gerechnet, dass die Leitzinsen in den USA in diesem Jahr um 125 Basispunkte fallen werden.

Lagarde zur Inflation: "Der schwierigste Teil hinter uns"

Für die Eurozone wird der Commerzbank zufolge dieses Jahr mit Zinssenkungen von rund 140 Basispunkten gerechnet. Die Bank hält das aber für "ambitioniert". "Auch EZB-Direktoriumsmitglied Schnabel scheint diese Meinung zu teilen, da sie jüngst darauf hinwies, dass es zu früh sein, über Zinssenkungen nachzudenken", erklärt Anleiheanalyst Hauke Siemßen.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde machte am gestrigen Donnerstag ebenfalls klar, dass es erst bei einer Inflation von 2 Prozent zu Leitzinssenkungen kommen wird. Allerdings liegt ihrer Einschätzung nach der "schwierigste Teil hinter uns". Die Renditen zeigen sich im Wochenvergleich kaum verändert: Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmittag mit 2,18 Prozent, vor einer Woche waren es 2,17 Prozent.

Gegenüber Anfang des Jahres und dem Tief vom Dezember ergibt sich aber immer noch ein klarer Anstieg. "Der Renditeanstieg seit Ende Dezember ist beachtlich. Das heißt: Der Start in das Anleihejahr 2024 ist schwach ausgefallen", erklärt Tim Oechsner von der Steubing AG.

Es läuft für Katjes und Mutares

Der Handel mit Unternehmensanleihen läuft ohne große Auffälligkeiten. "Die Umsätze sind gut, wie meist im Januar", bemerkt Rainer Petz von Oddo BHF. Beliebt ist laut Arthur Brunner von der ICF Bank die Südzucker-Hybridanleihe (XS0222524372). "Es wird immer wieder auf eine Kündigung gesetzt, auch wenn das unwahrscheinlich ist."

Weiter sehr gut an kommen laut Brunner die 2028 und 2027 fälligen Anleihen von Katjes International (NO0012888769) und Mutares (NO0012530965). Beide werden mittlerweile über 107 Prozent gehandelt, das ergibt immer noch Renditen von 5,2 und 10,4 Prozent. "Mutares hat ein super Jahr hinter sich und ist im November in den SDAX aufgestiegen", bemerkt Brunner. Daniel beobachtet Käufe und Verkäufe in der PNE- (DE000A30VJW3) und einer Voestalpine-Anleihe (AT0000A27LQ1).

Neues von Eon, Commerzbank, Schaeffler, VW und Mercedes

Der ersten zwei Wochen des neuen Jahres standen zudem ganz im Zeichen von Neuemissionen. "Es gibt sehr viele neue Anleihen, und die Nachfrage ist gut", erklärt Petz. "Anleger sind auf der Suche nach neuen Anlagemöglichkeiten und einem Rendite-Pickup", stellt Oechsner fest. Die Deals seien stark überzeichnet, entsprechend schwierig sei die Zuteilung. "Die Nachfrage wird nicht gestillt, daher gibt es Nachkäufe über die Börse im Sekundärmarkt."

Schwerpunkt sind laut Oechsner deutsche Namen mit - idealerweise - Stückelung von 1.000 Euro. Im Skontro der Steubing AG sind etwa zwei Eon-Anleihen, die eine mit Fälligkeit 2036 und Kupon von 3,75 Prozent (XS2747600109), die andere mit Fälligkeit 2031 und 3,375 Prozent (XS2747600018). Außerdem: eine 2031 fällige Commerzbank-Anleihe mit 4,625 Prozent (DE000CZ439T8), zwei Schaeffler-Bonds mit Fälligkeit 2029 und 2026 und 4,75 und 4,5 Prozent (DE000A3823S1, DE000A3823R3) und eine Anleihe von VW Leasing, die bis 2028 läuft und 3,875 Prozent bietet (XS2745725155).

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet darüber hinaus von einer neuen Mercedes-Benz-Anleihe mit Laufzeit bis 2027 und 3 Prozent (DE000A3LSYG8). "Die Nachfrage ist aber gering, der Kupon ist vielen wohl zu niedrig." Ebenfalls kaum Interesse finde die Neuemission von RCI Banque mit 3,875 Prozent bis 2029 (FR001400N3F1).

"Mit höheren Renditen locken"

Bei Staatsanleihen sieht es ähnlich aus: "Spanien, Italien, Belgien und Irland kamen mit neuen Anleihen auf den Markt", berichtet Brunner. "Die Nachfrage war gut, auch weil asiatische Investoren jetzt eher europäische als US-amerikanische Staatsanleihen kaufen."

Bloomberg Intelligence zufolge werden in den nächsten Wochen die USA, Großbritannien, die Eurozone und Japan neue Anleihen im Wert von 2,1 Billionen US-Dollar begeben, um ihre Haushaltspläne für 2024 zu finanzieren ? ein Anstieg von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Da die meisten Zentralbanken keine Anleihen mehr aufkaufen, müssen die Finanzagenturen nun Anleger aus aller Welt umwerben und mit höheren Renditen locken."

Von Anna-Maria Borse, 12. Januar 2024 © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)