FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 23. November 2016.Der Goldpreis fällt, Industriemetallpreise steigen hingegen rasant. Öl wird wegen der baldigen Opec-Konferenz genau beobachtet.

Der Goldpreis ist nach dem Trump-Sieg kräftig eingebrochen: Am Mittwochmittag wird die Feinunze nur noch zu 1.212 US-Dollar gehandelt - das ist der niedrigste Stand seit Mai. Anfang November lag der Preis noch bei über 1.300 US-Dollar, im Sommer wurden sogar Kurse über 1.375 US-Dollar erreicht. Auch die anderen Edelmetalle wie Silber und Platin verbilligten sich.

"Gold ist eine der großen Enttäuschungen der zweiten Jahreshälfte", kommentiert Barbara Lambrecht von der Commerzbank. Vor allem der starke US-Dollar und steigende Anleiherenditen setzten dem gelben Edelmetall zu. Das sei aber nicht alles: "Der Goldminenverband World Gold Council schätzt, dass die indische Goldnachfrage im laufenden Jahr auf ein Siebenjahrestief fallen wird." Die Schweizer Goldexporte dürften der Rohstoffanalystin zufolge hingegen zeigen, dass dank der niedrigeren Preise auch das Kaufinteresse in China steige. "Wir sehen Gold deshalb bis zum Jahresende gut unterstützt, zumal das Aufwertungspotenzial des US-Dollar zunächst weitgehend ausgereizt sein sollte." Prognostiziert werden 1.250 US-Dollar per Ende des Jahres.

Auf allen Verkaufslisten

Nach Ansicht der Helaba bleibt das Chance-Risiko-Verhältnis von Gold angesichts der wirtschaftlichen und politischen Perspektiven noch eine ganze Weile attraktiv. "Die zeitweilig zu beobachtete spekulative Überhitzung an den Future-Märkten hat sich im Jahresverlauf abgebaut", erklärt Heinrich Peters im Jahresausblick der Bank für 2017. Mit weiteren Zwischenkorrekturen und kurzfristigen Schwankungen sei dennoch auch im kommenden Jahr zu rechnen. Er sieht Potenzial bis etwa 1.450 US-Dollar, nach unten sei der Preis bei 1.200 US-Dollar recht gut abgesichert. "Letzten Endes eignet sich Gold aber eher zur Vermögensabsicherung als zur Verfolgung taktischer Ziele."

ETC-Anleger trennten sich von Gold-Produkten. "Vergangene Woche verzeichneten Gold-ETCs mit 83 Millionen US-Dollar einen wöchentlichen Abfluss in Jahresrekordhöhe", berichtet Jan-Hendrik Hein von ETF Securities. Auch Carsten Schröder von der Commerzbank meldet Verkäufe von Gold-ETCs, ebenso von Palladium-Verbriefungen. An der Börse Frankfurt konzentrieren sich Anleger derzeit auf Xetra Gold (WKN A0S9GB), ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) und db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G) sowie Silber-Verbriefungen wie den db Physical Silver Euro Hedged (WKN A1EK0J) und den db Physical Silver (WKN A1E0HS).

Warten auf Opec-Einigung

Auch die Ölpreisentwicklung ist spannend: Die Notierungen hatten in der zweiten Oktoberhälfte deutlich nachgegeben, in den vergangenen Tagen ging es aber wieder nach oben in Richtung der 50 US-Dollar-Marke, aktuell sind es 49,26 US-Dollar für ein Barrel der Nordseesorte Brent. Hintergrund sind Hoffnungen auf eine Förderkürzung der Opec. Diese ist im Grundsatz beschlossen, Probleme gibt es allerdings noch mit der Umlage der Kürzungen auf die einzelnen Länder. Irak und Iran, die derzeit zweit- und drittgrößten Opec-Produzenten, wollen sich offenbar nicht beteiligen.

"Für nachhaltig stabile Notierungen wird es auf die Disziplin und die Lastenverteilung im Kartell in den kommenden Monaten ankommen", meint Peters. Im Zweifel müsse Saudi-Arabien den größten Produktionsverzicht üben, um ein Versagen der Opec zu vermeiden. "Dieser Prozess könnte sich allerdings weit in das Jahr 2017 hineinziehen." Dazu komme das Konkurrenzangebot der Nicht-Opec-Länder. Die Bank geht daher davon aus, dass sich der Ölpreis im kommenden Jahr leicht oberhalb von 50 US-Dollar stabilisieren wird. Kurzfristig seien auch wieder Rücksetzer auf 40 US-Dollar möglich.

Öl-ETCs kommen gut an

Bei ETF Securities wurden Rohöl-ETCs weiter gekauft. "Die Gesamtzuflüsse der vergangenen vier Wochen belaufen sich mittlerweile auf 258 Millionen US-Dollar", stellt Hein fest. "Die Anleger setzen darauf, dass die Opec auf ihrem Treffen am 30. November eine Einigung erzielen kann." ETF Securities ist allerdings skeptisch, eine von der Opec vermittelte Angebotskürzung werde immer unwahrscheinlicher. "Zwischen den Opec- und Nicht-Opec-Ländern herrscht zwar ein hektisches Hin und Her, das uns aber einer Förderbegrenzung bisher kaum näher brachte."

Bei der ICF Bank werden Öl-ETCs rege gehandelt, wie Frank Wöllnitz meldet. "Steigt der Preis, wird gekauft, fällt er, wird verkauft." Bei der Commerzbank trennten sich Anleger Schröder zufolge vergangene Woche tendenziell von Öl-ETCs. An der Börse Frankfurt sind die Umsätze im ETFS Brent 1mth (WKN A0KRKM) und im ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX) am höchsten.

Teure Industriemetalle

Einen großen Satz nach oben machten in den vergangenen Wochen Industriemetalle wie Kupfer, Nickel, Zink und Aluminium. Die Tonne Kupfer kostet aktuell 5.598 US-Dollar, Ende Oktober waren es noch 4.600 US-Dollar - ein Anstieg von fast 22 Prozent innerhalb weniger Wochen. Nickel wurde vor gut vier Wochen noch zu 9.900 US-Dollar je Tonne gehandelt, jetzt sind es 11.325 US-Dollar, Zink zu 2.599 nach 2.227 US-Dollar.

"Gründe hierfür waren solide Konjunkturdaten und eine verbesserte Wirtschaftsstimmung", erklärt die DekaBank. Sie sieht darin allerdings nicht die Trendwende hin zu deutlich steigenden Industriemetallpreisen. "Vielmehr scheinen die höheren Preise eher die Diskussion darüber loszutreten, stillgelegte Produktionskapazitäten wieder in Betrieb zu nehmen." Eine nennenswerte Anspannung an den Industriemetallmärkten sei also nicht in Sicht. Viel um geht derzeit an der Börse Frankfurt im ETFS Copper (WKN A0KRJU), im ETFS Zinc (WKN A0KRKA) und im ETFs Aluminium (WKN A0KRJS).

von: Anna-Maria Borse

23. November 2016, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)