FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Woche der Notenbanken brachte mit der Leizinssenkung in der Schweiz eine erste Überraschung. EZB und Fed halten noch die Füße still. Die Spekulationen über Zeitpunkt und Ausmaß etwaiger Zinsschritte halten daher weiter an. Anleihen deutscher Stromversorger werden gekauft.

22. März 2024. Die amerikanische Notenbank geht trotz der zuletzt erhöhten Inflationsdaten weiterhin von drei Zinsschritten bis zum Jahresende aus. Die Anzahl der Ausschussmitglieder, die weniger Zinsschnitte erwarten, ist gegenüber Dezember allerdings etwas gestiegen. Nach Einschätzung von Tim Oechsner von der Steubing AG dürften sich die Markterwartungen durch die jüngste Fed-Sitzung dennoch nicht geändert haben. Auch der Händler selbst geht davon aus, dass die Fed im Juni mit der ersten von drei Zinssenkungen (je 25 Basispunkte) in diesem Jahr beginnen wird.

Der Einfluss des US-Wahltermins

Die Volkswirte der Deka kalkulieren genauso. Sollten die Preisdaten im März bzw. April nochmals auf der oberen Seite überraschen, würde sich der Starttermin ihrer Ansicht nach aber in die zweite Jahreshälfte verschieben. Dann könnte es mit drei Schritten in 2024 womöglich eng werden. Die Redakteure des Online-Magazins "Wellenreiter Invest" geben ebenfalls zu bedenken, dass die Fed kurz vor beziehungsweise um den US-Wahltermin herum üblicherweise keine Zinsveränderungen durchführt, sodass Zinssenkungen im September und November fraglich seien. "Entweder kommen die Zinssenkungen früher oder sie werden erst ab Dezember 2024 durchgeführt", so die daraus resultierende Schlussfolgerung.

In der Eurozone wurden seitens der EZB in dieser Woche ebenfalls drei Zinssenkungen in den Raum gestellt. Die Rentenmärkte reagierten darauf ziemlich gelassen. Nach Ansicht von Arthur Brunner von der ICF Bank sehen die Marktteilnehmer, dass die Zinsen trotz der erwarteten Senkungen noch längere Zeit auf einem vergleichsweise hohen Niveau bleiben werden. "Der von der EZB angestrebte neutrale Zins ist deutlich höher als vor der Pandemie". Klaus Stopp von der Baader Bank hat zumindest im kurzfristigen Bereich eine gestiegene Nachfrage registrieren können. In den innerhalb der nächsten zwölf Monate fällig werdenden Bundespapieren (DE0001104891 oder DE0001102374) waren gute Umsätze zu sehen.

Anleihen von Stromversorgern werden gekauft

Im Segment der Unternehmensbonds wurde die zu Wochenbeginn neu emittierte Anleihe von E.On (XS2791960664) gut aufgenommen. Sowohl bei der Baader Bank als auch bei der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank wurde beobachtet, dass Anlegerinnen und Anleger hier beherzt zugegriffen haben. "Trotz oder vielleicht wegen der langen Laufzeit" bemerkt deren Händler Gregor Daniel mit Blick auf das bis 2044 mit rund vier Prozent rentierende und in 1.000 Euro-Stückelung angebotene Wertpapier. Gekauft werden auch Anleihen von anderen Playern der Versorgerbranche (XS2584685031 von RWE oder XS2558395351 von ENBW), die bis 2029 bzw. 2026 laufen.Oechsner sieht zudem eine rege Nachfrage nach einem weiteren, 2031 fällig werdenden E.On-Bond (XS2747600018).

Die Kundschaft der ICF Bank wiederum griff bei der bis 2028 laufenden und aktuell mit 5,1 Prozent rentierenden Anleihe von Katjes International (NO0012888769) zu. Nachgefragt wurde dort zudem der 2028 fällige Bond (NO0012938325) von Hörmann Industries. "Die guten Zahlen wurden hier wohl zum Anlass genommen, um einzusteigen", vermutete Brunner. Anders sieht es in dem bis Mitte 2027 laufenden Papier des Fußballclubs Gelsenkirchen-Schalke 04 aus (DE000A3MQS49), wo der Kurs auf Wochensicht von gut 92 auf 81 Prozent gefallen ist. "Nicht ohne Grund", wie der Händler unter Verweis auf die sportliche Situation des Zweitligisten und die Auflagen des Deutschen Fußball Bunds erklärt. Die mögliche Rendite der Anleihe ist durch den Kursrutscht auf aktuell 12,7 Prozent Rendite gestiegen.

Verkäufe in Lufthansa- und Volkswagen-Bonds

Für die Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank spricht Daniel insgesamt von einem "kunterbunten Handel" und eher kleineren Umsätzen. Das größere Volumen sieht er bei den Käufern, die zum Beispiel in Anleihen der Deutschen Telekom (XS1828032786) oder voestalpine (AT0000A27LQ1) einsteigen. Auffällig viele Verkäufe gibt es hingegen in einem Bond der Lufthansa (XS2049726990) oder in einem der früheren "Lieblingspapiere", einer bis 2026 laufenden Anleihe von Volkswagen (XS1893631769).

Von Thomas Koch, 22. März 2024 © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)