FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 3. Mai 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Rendite zehnjähriger
Bundesanleihen rutscht wieder in den positiven Bereich. Hoffnung macht unter
anderem die womöglich bevorstehende Lösung im Handelsstreit zwischen China
und den USA.
In einer feiertagsbedingt verkürzten Woche nehmen Anleger Händlern zufolge
die abwartende Haltung der US-Zentralbank eher entspannt zur Kenntnis. Mit
der Beibehaltung des aktuellen Zinssatzes demonstriert die Federal Reserve
Unabhängigkeit, wie Arthur Brunner von der ICF Bank anmerkt. Die
Währungshüter hätten sich somit Donald Trumps nachdrücklicher Forderung nach
niedrigeren Zinsen widersetzt. Auch die Bank of England belässt den Leitzins
zunächst unverändert bei 0,75 Prozent, prognostiziert aber zur Überraschung
vieler ein höheres Wirtschaftswachstum. Sollten diese Annahmen korrekt sein,
werden laut Notenbank-Chef Carney Zinserhöhungen folgen.
In Sachen Zollstreit zwischen den USA und China könnte nach Verlautbarungen
von Trumps Wirtschaftsberater Kudlow bereits Ende kommender Woche eine
Lösung präsentiert werden. Auch der Vize-Präsident der US-Handelskammer
Myron Brilliant wähnt die Gespräche in der Endphase. Als Organ der
chinesischen Regierung sieht die Global Times das Fehlen von Details über
das jüngste Treffen als Indiz für das Abarbeiten letzter Verhandlungspunkte.
In dieser Gemengelage trennen sich Investoren tendenziell von zehnjährigen
Bundesanleihen. Der Euro-Bund-Future hat seit Wochenbeginn von 165,81 auf
164,92 Prozent an Wert verloren.
Otto und Katjes bleiben gefragt
Den Handel mit Unternehmensanleihen beschreiben die Händler als gemischt.
Neuemissionen habe es kaum gegeben. Das Käuferinteresse an einem neuen
Nachhaltigkeits-Bond von Otto (WKN A2TR80) mit einem Kupon von 2,625 Prozent
und einer Laufzeit bis 2026 ist laut Gregor Daniel von der Walter Ludwig
Wertpapierhandelsbank nach wie vor hoch. Ebenso findet Brunner zufolge der
neue fünfjährige Katjes-Bond (WKN A2TST9) mit einem jährlichen Zins von 4,25
Prozent weiterhin zumeist Abnehmer. "Die Nachfrage ist groß, der Kurs liegt
mittlerweile bei 104,20 Prozent."
VW-Hybridanleihe gesucht
Überwiegend Gefallen fänden Investoren zudem an einer VW-Hybridanleihe (WKNs
A1ZE21). Der mit jährlich 4,625 Prozent verzinste Wert legte in den
vergangenen Tagen von 107 auf deutlich über 108 Prozent zu. Brunner macht
die guten Quartalszahlen des Autobauers sowie den nach wie im Raum stehenden
Börsengang der VW-Nutzfahrzeugsparte mit verantwortlich.
Setzen auf Senvion-Genesung
Käufer einer Senvion-Anleihe (WKN A2E4E2) mit einem Kupon von 3,875 Prozent
wähnen das Unternehmen scheinbar auf einem gangbaren Weg raus aus der Krise.
Brunner sieht einen Zusammenhang mit der Verlängerung von zwei bestehenden
Service-Aufträgen mit insgesamt 48 Windkraftanlagen um jeweils acht Jahre
durch die italienischen Kunden Libeccio und ERG Power Generation. Das
signalisiere Optimismus für den insolventen Anlagenbauer, der in
Selbstverwaltung versuche die finanziellen Probleme in den Griff zu
bekommen.
Anleger verlassen Thomas Cook
Deutliche Abgaben verbucht Daniel in einer Thomas Cook-Anleihe (WKN A1895A).
Der bis Juni 2022 laufende Wert des britischen Touristikunternehmens mit
einem Kupon von 6,25 Prozent verlor auf Wochensicht von 75 auf 61 Prozent
deutlich an Gewicht. Damit liegt die Rendite der Anleihe derzeit über 23
Prozent. Anleger sorgten sich um die Fähigkeit des Reisekonzerns, bestehende
Schulden zu bedienen. Laut Financial Times bieten Gläubiger - dazu zählten
Banken und Institutionelle Investoren - derzeit ihre Kredite zum Kurs
zwischen 50 und 60 Pence für ein Pfund feil. Gleichzeitig müsse Thomas Cook
für die Absicherung von Verbindlichkeiten nun tiefer in die Tasche greifen.
Durch den Verkauf seiner Airline-Sparte versuche das Unternehmen Schulden
abzubauen und frisches Geld beispielsweise für Hotelsanierungen
einzusammeln.
Interesse an US-Dollar-Bonds
Hinsichtlich US-Dollar-Bonds spricht Rainer Petz von überproportional großen
Zuflüssen für einen mit jährlich 3,5 Prozent verzinsten Papier von Kraft
Heinz (WKN A1HD49) sowie eine Citi Group-Anleihe (WKN A1Z0U3) mit einem
Kupon von 3,3 Prozent. Der Rentenhändler der Oddo Seydler Bank vermutet
einen Zusammenhang mit dem Umstand, dass für viele US-Anleihen nach wie vor
kein Basisinformationsblatt vorliege. Das sei für strukturierte
Privatanlegerprodukte aber seit Anfang 2018 verpflichtend. Zu dieser
Kategorie gehören für die Behörden Bonds mit bestimmten
Ausstattungsmerkmalen wie etwa einem optionalen Kündigungsrecht. Die
Nachfrage verlagere sich deshalb auf handelbare Werte in US-Dollar.
Von: Iris Merker
3. Mai 2019, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)