FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 2. Februar 2017. Mit dem Bau der Mauer zwischen Mexiko und den USA erwarten Analysten Großaufträge für Unternehmen wie Cemex. Die Erholung an den Rohstoffmärkten hebt die Aussichten für Grupo Mexico.

Seit 1994 besteht das nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) zwischen den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko. Im Laufe der Zeit wurden nach und nach die Zölle auf dem 444 Millionen Bürger umfassenden Binnenmarkt abgeschafft, was den Handel unter den drei Staaten auf fast eine Billionen US-Dollar trieb. Geht es nach dem Willen von Donald Trump, wird eine Neuverhandlung der Verträge den aus seiner Sicht bestehenden Nachteilen für die USA ein Ende setzen. Ein Scheitern der Gespräche könnte nach der Absage an die Transpazifische Partnerschaft (TPP) auch das Ende von Nafta bedeuten.

"Welche Auswirkungen das für Mexiko und seine Unternehmen haben würde, ist offen", urteilt Jan Vrbsky von der Baader Bank, der einen derartigen Schritt in jedem Fall für ein zweischneidiges Messer hält. Die mexikanische und nordamerikanische Wirtschaft seien nun einmal eng miteinander verknüpft. "Wenn die Nachfrage in Mexiko sinkt, hat das Auswirkungen auf Nordamerika", meint der Händler der Baader Bank.

Unter Anlegern sorge Trump mit seiner Unberechenbarkeit für Wechselbäder der Gefühle. "Jeden Tag kann etwas Unerwartetes hinzukommen." Von den kurzfristigen Reaktionen an den Aktienmärkten einmal abgesehen, habe der mexikanische Leitindex Mexico IPC seit Januar vergangenen mit einem Anstieg von 40.265 auf gut 47.000 Punkte überzeugt. Das entspricht einem Plus von über 16 Prozent.

Baukonzerne profitieren von Infrastrukturplänen

Eindeutiger Gewinner der Trumpschen Bemühungen, die Grenzen zwischen den USA und Mexiko stärker zu sichern ist die Aktie von Cemex (WKN 921286). Seit der Wahl von Trump kletterte der Wert von 0,66 auf 0,81 Euro und befindet sich nach Ansicht von Walter Vorhauser weiterhin im Aufwind. "Investoren erwarten lukrative Aufträge für Cemex in Verbindung mit dem Bau der 3.200 Kilometer langen Grenzmauer", bemerkt der Oddo Seydler Bank. "Experten sehen den weltweit viertgrößten Baustoffhersteller nach CRH (WKN 864684), LafargeHolcim (WKN 869898) und HeidelbergCement (WKN 604700) als aussichtsreichen Lieferanten von Materialen für das Megaprojekt, da der Auswahl der Zulieferer die Transportkosten eine wichtige Rolle spielen." US-Anbieter hätten dies bezüglich einen Nachteil. Cemex erwirtschafte derzeit etwa 20 Prozent des Umsatzes in den USA. "Die geplanten Infrastrukturmaßnahmen könnte die Geschäfte des Konzern zusätzlich ankurbeln", stellt Vorhauser fest.

Rohstoff-Hausse treibt Geschäfte der Grupo Mexico

Insbesondere steigende Kupferpreise bescherten der Aktie von Grupo Mexico (WKN 580892) im vergangenen Jahr ansehnliche Gewinne, wie Vrbsky nachvollzieht. Kupfer hat sich seit Anfang Oktober von 4.800 auf 5.935 US-Dollar pro Tonne deutlich verteuert und die Minenbetreiber insgesamt nach vorn gebracht. "Mit 42 Prozent kommt der Wert des weltweit größten Bergbaukonzerns und drittgrößten Kupferproduzenten auf die beste Performance im mexikanischen Leitindex." Seit der Trump-Wahl stieg die Aktie unter Schwankungen von 2,22 auf 2,86 Euro.

Schwacher Peso trifft Fomento Mexica

Die Aktie von Fomento Mexica (WKN 914505) war hingegen 2016 meist unter Druck. "Dem führenden Flaschenabfüller macht die Entwicklung der heimischen Währung zu schaffen", weiß Vorhauser. Gegenüber dem Euro und dem US-Dollar hat der mexikanische Peso seit Anfang vergangenen Jahres fast 20 Prozent verloren." Ein Euro kostet aktuell über 22 Peso, vor einem Jahr waren es noch unter 19 Peso. Mit den Tochtergesellschaften Coca Cola Femsa, Femsa Comercio und Femsa Cerveza sieht Vorhauser den Konzern unter hohen Margendruck. Auf dem heimischen Sodamarkt machten lokale Mitbewerber dem Riesen das Leben schwer. "

Auf dem Heimatmarkt bekommt America Movil Konkurrenz

Mit einem Anstieg von etwa 20 Prozent liegt America Movil (WKN 627186) auf Rang drei der größten mexikanischen Aktiengewinner 2016. Derzeit kämpfe das Telekommunikationsunternehmen mit Sitz in Mexiko Stadt allerdings mit der Öffnung des Telekom-Marktes in Mexiko. "Analysten gehen davon aus, dass der Nettogewinn des Unternehmens im vierten Quartal um 60 Prozent niedriger als erwartet ausfallen wird", bemerkt Vrbsky. America Movil habe lange Zeit von seiner Monopolstellung profitiert, unter anderem habe Mehrheitseigner Carlos Slim geschickt seinen politischen Einfluss spielen lassen. Slim ist laut Forbes mit einem geschätzten Vermögen von 50 Milliarden US-Dollar der viertreichste Mann der Welt und hat mit Donald Trump nach seiner Wahl zum Präsidenten bereits zu Abend gegessen. Der Milliardär bezeichnet Trump in einem Medieninterview als intelligent mit gesundem Menschenverstand und spielt die Provokationen des US-Präsidenten als einen Einstieg in harte Verhandlungen herunter.

von: Iris Merker

2. Februar 2017.

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