INGELHEIM (awp international) - Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim hat im vergangenen Jahr seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung um sieben Prozent auf die Rekordsumme von 3,7 Milliarden Euro gesteigert. Eine wichtige Rolle bei den Forschungsprojekten spielt die Suche nach möglichen Therapien gegen die vom Coronavirus verursachte Krankheit Covid-19, wie das rheinland-pfälzische Familienunternehmen am Mittwoch mitteilte.

Der Umsatz erhöhte sich um drei Prozent auf knapp 19,6 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis des Konzerns stieg von rund 3,8 Milliarden Euro auf gut 4,6 Milliarden Euro. "2020 war für Boehringer Ingelheim ein erfolgreiches Jahr, trotz der Herausforderungen im Zusammenhang mit der Pandemie", sagte Finanzvorstand Michael Schmelmer. Zu dem Umsatz- und Ergebniswachstum trugen alle drei Geschäftsbereiche - Humanpharma, Tiergesundheit und biopharmazeutische Auftragsproduktion - gleichermassen bei.

Rund 40 000 der weltweit insgesamt 52 000 Mitarbeiter des Konzerns arbeiten seit vergangenem März wegen der Pandemie von zu Hause aus. Wegen abgesagter Konferenzen und des Verzichts auf viele Geschäftsreisen sparte Boehringer Ingelheim (BI) im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Euro.

Der Standort Deutschland ist für den Konzern weiter von zentraler Bedeutung. 45 Prozent der weltweiten Forschungsinvestitionen werden hierzulande getätigt, und 45 Prozent der weltweiten Belegschaft in der Produktion sowie im Bereich Forschung und Entwicklung sind hier ansässig, wie Deutschland-Chefin Sabine Nikolaus erklärte.

Der Stammsitz Ingelheim werde immer mehr zu einem Innovationszentrum im Konzernverbund ausgebaut. Ein Beispiel dafür: die hochmoderne Arzneimittel-Produktionsanlage SOL (Solids Launch Fabrik). Dort sollen neue Medikamente unter Reinraumbedingungen produziert und für die Markteinführung vorbereitet werden. Der Testbetrieb habe schon begonnen, zur Jahresmitte werde die Produktion dort aufgenommen, sagte Nikolaus der Deutschen Presse-Agentur.

Die mit einem Umfang von 300 Millionen Euro grösste inländische Investition ist das neue Entwicklungszentrum für biopharmazeutische Medikamente in Biberach (Baden-Württemberg). Dort soll Anfang 2022 der Probebetrieb beginnen. Die grösste Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte ist die neue Produktionsanlage in Wien mit Projektkosten von 700 Millionen Euro. Sie soll in diesem Herbst in Betrieb gehen.

Aktuell hat BI 43 Projekte in der klinischen Phase. Dazu zählt auch der Antikörper BI-767551, der das Virus Sars-CoV-2 neutralisieren soll und per Inhalation verabreicht wird. "Wir glauben, dass Ende des Jahres genügend Daten vorliegen werden, um möglicherweise eine Notzulassung zu beantragen", sagte Vorstandchef Hubertus von Baumbach. An der Suche nach einem Impfstoff gegen Corona hatte sich der Konzern nicht beteiligt. Den weiterhin den grössten Beitrag zum Umsatz machen Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen sowie Atemwegserkrankungen aus.

Für das laufende Jahr erwartet Boehringer Ingelheim eine leichte Erlössteigerung./mba/DP/jha