Zürich/Lausanne (awp/sda) - Die Blick-Gruppe expandiert in die Romandie. Sie lanciert nächstes Jahr das Westschweizer Pendant zum Newsportal blick.ch. Am Standort Lausanne wird eine Redaktion mit rund 20 Journalistinnen und Journalisten aufgebaut.

Das neue Online-Portal, das noch vor dem Sommer in Lausanne lanciert werden soll, will "eine starke Stimme in der Westschweiz werden, vor allem beim jungen Publikum", teilte der Ringier-Verlag am Montag mit. Die Blick-Gruppe sehe nicht nur im Lesermarkt, sondern auch im Werbemarkt grosse Chancen für die Lancierung der französischsprachigen Version von Blick.ch, sagte eine Ringier-Sprecherin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage.

Michel Jeanneret, gegenwärtig Chefredaktor der Wochenzeitschrift "L'illustré", wird die neue französischsprachige Redaktion leiten. Der 47-Jährige wechselt per Mitte November 2020 in die Blick-Gruppe.

Er habe immer geglaubt, dass die Westschweiz einen "Blick" brauche, ein Medium, das sowohl sehr unabhängig als auch sehr direkt sei, sagte der designierte Chefredaktor gegenüber Keystone-SDA. Er sei überzeugt davon, dass die Westschweizer neugierig auf einen Journalismus seien, der sich auf Untersuchungen und Erklärungen konzentriere. Berichtet wird in den Ressorts Politik, Sport, Wirtschaft, Gesellschaft und People.

Investigativer Journalismus

"Wir wollen auch ein Investigativ-Team aufbauen, das sich auf die Recherche konzentriert", sagte Jeanneret im Interview mit blick.ch. Rekrutiert werden die die Journalistinnen und Journalisten "über alle Kanäle und über unsere Netzwerke", wie die Ringier-Sprecherin sagte.

Auch Synergien mit der Deutschschweizer Redaktion sollen genutzt werden. "Geplant ist, dass wir pro Tag etwa 30 Artikel übernehmen, übersetzen und anpassen", sagte Jeanneret weiter. Die Redaktoren in Lausanne sollen sich auf die Recherche eigener Geschichten in der Romandie konzentrieren können. Gleichzeitig sollen auch Westschweizer Geschichten für das deutsche Portal übersetzt werden.

Anders als in der Deutschschweiz, wo es den "Blick" und den "Sonntagsblick" gedruckt sowie blick.ch gibt, wird die französischsprachige Version nur im Internet präsent sein. Chefredaktor Jeanneret will sich darum auch "bemühen, neue Arten der Erzählung zu finden, die sich vom Papierformat lösen", wie er sagte.

Umkämpfter Markt

Die französischsprachige Version von blick.ch wird mit den verschiedenen Nachrichtenportalen der Tamedia-Gruppe in der Romandie konkurrieren, insbesondere mit 20min.ch. Aber auch mit dem Onlineportal watson.ch von AZ Medien, das ebenfalls westlich der Saane expandiert. Sowohl bei Ringer als auch bei AZ Medien spielte das Potential im Werbemarkt eine nicht unwichtige Rolle beim Entscheid.

Ringier betont, dass der Entscheid völlig unabhängig von der Ankündigung von Watson gefallen sei. Die Pläne hätten schon früher bestanden. Blick investiere kontinuierlich in die Entwicklung seines digitalen Angebots und suche stets nach neuen Erlösquellen, hiess es auf Anfrage.

Ziel sei, den "Blick" in der Westschweiz nachhaltig zu etablieren. Starten will das Portal im zweiten Quartal 2021.

Wie viel Ringier in den neuen Titel investiert, wollte das Unternehmen nicht bekannt geben. Das französische Portal und der Aufbau einer Redaktion mit 20 Stellen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei jedoch ein grosses Bekenntnis zum Journalismus.